Mannheim - Trotz fallender Spritpreise blieb an den Tankstellen, wie hier in Mannheim, das befürchtete Chaos aus

Kleine Preise – großer Ärger: Niedrigere Spritkosten kommen an Mannheims Tankstellen an

Von 
Kai Plösser
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Die seit Mittwoch geltende Steuererleichterung in Bezug auf die Spritpreise ist auch an den Tankstellen in Mannheim spürbar. © Christoph Blüthner

Mannheim. Der große Ansturm bleibt am Mittwoch zunächst aus. Und das, obwohl die Spritpreise nach der von der Bundesregierung für drei Monate eingeführten Steuerentlastung an Mannheims Tankstellen teilweise deutlich gesunken sind. So auch bei einer Tankstelle in der Möhlstraße. Zwar sei es dort kurz nach der Öffnung um 8.30 Uhr noch voller als sonst gewesen, wie Geschäftsführerin Christine Kaiser sagt. Rund 25 Prozent mehr Kundinnen und Kunden hätten ihr Fahrzeug betankt, schätzt die 54-Jährige.

Am Vormittag gegen 11 Uhr legt sich die kurzzeitig erhöhte Nachfrage aber schon wieder. Der Preis für Super E10 liegt zu dem Zeitpunkt bei rund 1,81 Euro pro Liter, der für Super bei etwa 1,87 Euro. Für Diesel muss die Kundschaft rund 1,82 Euro bezahlen. Zum Vergleich: Laut ADAC lag der Liter Super E10 im bundesweiten Durchschnitt am Vortag bei 2,15 Euro. Diesel kostete im Mittel rund 2,04 Euro.

Ansturm bleibt aus

An einer Tankstelle in der Käfertaler Straße zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier muss der Autofahrer am Mittwochmittag rund 1,84 für Super E10 zahlen, 1,90 Euro für Super und 1,92 Euro für Diesel. Verkäuferin Malica Bauer spricht von einem „normalen Betrieb“. Bereits nach der durch den Krieg in der Ukraine hervorgerufenen Preiserhöhung sei nicht weniger los gewesen. Und nun nicht mehr als sonst. Inwieweit sich die neue Maßnahme auf das künftige Geschäft auswirkt, könne sie nicht sagen. Bauer betont aber: „Wir machen die Preise nicht.“ Sie verweist auf die Mineralölkonzerne, die dafür verantwortlich seien. „Allgemein ist die ganze Situation unmöglich, nicht nur die Tankpreise. Die ganze Preissituation nervt“, so Bauer, die damit auch auf die Ware im Verkaufsraum anspielt. Das Ärgerliche daran: „Wir Verkäufer bekommen alles ab.“ Privat sei sie zwar auch frustriert wegen der derzeitigen Situation. Doch für die Reaktionen mancher Kundinnen und Kunden habe sie kein Verständnis. „Wir können an den Preisen nichts machen“, hebt sie noch mal hervor.

Lächerlich und eine Augenwischerei der Regierung
Christine Kaiser Tankstellen-Geschäftsführerin

Zurück in der Möhlstraße, wo Tankstellen-Geschäftsführerin Kaiser solche Probleme nicht kennt, da sie keinen Verkaufsraum hat. Die Leute kommen hier meist zum Autowaschen her. Tanken sei ein Nebengeschäft. Dennoch ist auch Kaiser von der Steuersenkung verärgert. „Lächerlich“ sei das und „Augenwischerei der Regierung“. Die Preisgestaltung hätte vorgegeben werden müssen. Nun habe Kaiser sich an die Mitbewerber angepasst und verkaufe ihren alten, noch teuer erstandenen Sprit weit unter Einkaufspreis. Ein Minusgeschäft ist da unausweichlich. Erst seit Mittwoch bezahlt auch sie als Händlerin weniger für die Kraftstoffe.

Autofahrer profitieren

Dem Autofahrer und der Autofahrerin kommt die Preissenkung natürlich zugute. Kerstin Duensing hat das in der Form noch nicht für den Mittwoch erwartet, sondern hat erst in ein paar Tagen mit einem angepassten Preis gerechnet. Die 52-Jährige sei „überrascht“ gewesen und habe deshalb mit ihrem Fiat spontan an der Tankstelle angehalten – auch weil es keine Schlange gab. Ihr ist bewusst, dass die Preissenkung nur drei Monate gilt. Sie hofft deshalb, dass sich die Lage in der Ukraine bald normalisiert, auch wenn sie nicht damit rechnet. Wegen der Steuersenkung wird Duensing nun aber nicht häufiger mit dem Auto fahren. Genauso sei sie nach der Preiserhöhung nicht weniger gefahren. Sie sei nun mal auf ihren Wagen angewiesen, zum Beispiel, weil sie zur Arbeit pendeln muss.

Die Probleme werden nur um drei Monate verschoben.
Timo Weber-Engelhorn Autofahrer

Ein weiterer Autofahrer, der dienstlich und privat mit seinem Auto fährt, wird sein Fahrverhalten wegen der Steuersenkung nicht ändern, wie er sagt. Er hatte erst in ein paar Tagen mit einer Preissenkung gerechnet und deswegen eigentlich noch warten wollen mit dem Tanken. Nun war aber der Tank in seinem Porsche leer. Auch wenn der 60-Jährige die nächsten Monate weniger für den Sprit zahlt, ist er nicht begeistert von der Steuersenkung. „Nicht richtig“ findet er die Maßnahme, weil es „vor allem den Besserverdiener entlastet und nicht den ’kleinen Mann’“.

Auch Timo Weber-Engelhorn sieht wenig Vorteile durch das befristete Angebot. „Ich halte nichts davon“, sagt er deutlich und führt aus: „Das hilft keinem weiter. Die Probleme werden nur um drei Monate verschoben.“ Zuvor hatte er nicht extra auf die Preistafel der Tankstelle geschaut. Der 40-Jährige musste einfach tanken, vom Preis abhängig habe er das nicht gemacht.

Zukünftige Preisentwicklung unklar

Im Gegensatz zu Weber-Engelhorn hat Beate Wiegand ein Auge auf den Preis geworfen und nimmt die Steuerentlastung gerne mit. Aufgrund des Pendelns sei sie auf das Auto angewiesen. Sie kommt aus Altlußheim und muss nach Mannheim zur Arbeit. Das dauert ihr mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu lange. Privat verzichtete Wiegand die letzten Monate wegen der hohen Kraftstoffpreise öfter auf ihr Fahrzeug, sagt sie. Vor allem auf kurzen Strecken sei das der Fall gewesen, bei denen sie aufs Fahrrad umgestiegen sei. Zukünftig plant sie, wegen der Maßnahme der Bundesregierung wieder vermehrt mit dem Auto unterwegs zu sein. Allerdings wusste Wiegand auch nicht, dass die Steuersenkung bis Ende August beschränkt ist. Spätestens danach muss sie sich das wohl oder übel noch mal überlegen.

Christine Kaiser wünscht sich obendrein, dass die Preise in drei Monaten nicht wieder nach oben schnellen. „Dann leidet der Kunde“, sagt die Tankstellen-Geschäftsführerin. Wie sich die Preise künftig aber genau entwickeln, sei nicht vorhersehbar. Das Verhalten der Kundschaft werde sich aber normalisieren, glaubt sie. Für ihre Tankstelle gilt: „Wir versuchen, mit einem blauen Auge davonzukommen.“ Für den ersten Tag hoffte Kaiser erst mal, dass am Ende des Tages noch Sprit aus den Zapfsäulen kommt. Das Lager wurde wegen der Steuerentlastung nicht gefüllt, weil das aufgrund der noch hohen Einkaufspreise in den vergangenen Tagen weniger attraktiv war. „Es gab kein Benzin“, erläutert Kaiser. „Wenn es leer ist, ist es leer.“

Redaktion

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