Bildung

Kinder-Uni Mannheim: Wissenschaftler erklärt Physik in Hollywood-Filmen

Könnte es ein Lichtschwert wirklich geben? Bei der Kinder-Uni erklärt Physiker Sascha Vogel Kindern welche Effekte aus Filmen auch in der realen Welt umsetzbar sind - und welche frei erfunden

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Rund 115 Kinder sind zusammen mit dem Physiker Sascha Vogel in die Welt der Physik eingetaucht. © Tanja Capuana-Parisi

Mannheim. Hollywood-Streifen begeistern das Publikum häufig mit halsbrecherischen Actionszenen. Doch was ist überhaupt aus wissenschaftlicher Sicht möglich? Bei der Kinder-Uni, einer Veranstaltung des „Mannheimer Morgen“ und des Technoseums zum Thema „Physik in Hollywood. Rasant, aber auch realistisch?“ haben sich jetzt 115 Kinder mit dieser Frage beschäftigt.

Der promovierte Physiker und Wissenschaftskommunikator Sascha Vogel erklärte den Mädchen und Jungen, die zwischen acht und zwölf Jahre alt waren, anhand eines kurzweiligen Vortrags, gespickt mit Filmausschnitten und spannenden Erläuterungen, was bei den Kinohits machbar wäre – und was erfunden ist. Cornelia Borger von der Öffentlichkeitsarbeit des Technoseums hat die Veranstaltung organisiert und konzipiert. Das Eintrittsgeld fließt komplett der „MM“-Initiative „Wir wollen helfen“ zu. Zudem mischte sich das „MM“-Maskottchen Fred Fuchs unter das Publikum.

Kinderuni: Vorurteile über Physiker ablegen

Mit einem witzigen Videoclip startet der freiberufliche Physiker von „Science Birds“ seinen Vortrag. Seine Mission ist, komplexe Vorgänge verständlich und interessant zu vermitteln. Die Titelmusik von „Star Wars“ erklingt, dazu wird ein lustiger Text auf die ikonische Weise der Kultreihe eingespielt. „Einen wunderschönen Tag, mein Name ist Sascha Vogel, und ich bin theoretischer Physiker“, sagt er zur Begrüßung.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Er erkundigt sich, ob jemand wisse, was Physik ist, bevor er den Begriff erklärt. „Physik ist die Wissenschaft, die herausfindet, wie Dinge funktionieren.“ Statt sich mit langweiligen Fakten zu beschäftigen, zielt sein Vortrag auf die Physik in Hollywood. Wer ins Kino gehe, der sage sich häufig bei manchen Szenen: „Nee, das funktioniert nie.“

„Es fängt ja schon an mit dem Bild eines Physikers“, so der Frankfurter. Bei der Frage, wie ein Physiker eigentlich aussehe, denke man meist an einen alten Mann mit Halbglatze, Brille und weißem Kittel. Vogel dagegen ist mit seinen 41 Jahren jung, trägt ein cooles T-Shirt und eine schwarze Brille. In Hollywood strahle ein Physiker mehr Glamour aus.

Beschleuniger werden natürlich betrieben im Muscle Shirt, jeder Physiker bei uns sieht genauso aus wie Iron Man
Sascha Vogel Physiker

Vogel zeigt eine Sequenz aus einem Iron-Man-Film, bei der Robert Downey Jr. als Physiker Tony Stark einen Teilchenbeschleuniger baut. „In seinem Labor stehen Luxusautos herum, und er baut das ganze Ding allein an einem Nachmittag“, sagt er und fügt mit einem Seitenhieb auf das Outfit des Akteurs scherzhaft hinzu: „Beschleuniger werden natürlich betrieben im Muscle Shirt, jeder Physiker bei uns sieht genauso aus.“

Mitmachen bei der Kinderuni ausdrücklich erwünscht

Während des einstündigen Vortrags ist Mitmachen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Gemeinsam mit Vogel tüfteln die jungen Filmfans im Auditorium des Technoseums mit, ob die Regisseure wichtige physikalische Gesetze außer Acht gelassen haben. So lernen die Mädchen und Jungen anhand einer Formel etwa, dass der Affe beim Piratenfilm „Fluch der Karibik 3“, der von einem Schiff zum anderen aus einer Kanone katapultiert wurde, den Schuss weder überlebt noch sein Ziel erreicht hätte.

Des Weiteren erfahren die Kinder, dass die Tiere bei Ice Age sich wohl nie begegnet wären, da sie zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben. Dennoch lobt Vogel, dass der Aufbau der Erde wissenschaftlich richtig dargestellt wurde. Vogel erklärt, warum der Sprung von Po in „Kung Fu Panda“ nicht gut ausgehen würde, dass die Heliumballons bei „Oben“ nicht ausreichen würden, um ein Haus zum Fliegen zu bringen.

Wir machen jetzt acht Semester Physikstudium in fünf Minuten
Sascha Vogel Physiker

Für Verwunderung sorgt Spiderman. Der Spinnfaden um Spiderman, der seine Freundin Mary Jane rettet, müsste lediglich einen Millimeter dick sein. „Spinnenseide ist eines der widerstandsfähigsten Materialien weltweit, vier Mal so widerstandsfähig wie Stahl bei gleicher Dicke“, erklärt Vogel. Zudem lüftet er das Geheimnis, ob ein Lichtschwert in der Realität funktionieren könnte. „Wir machen jetzt acht Semester Physikstudium in fünf Minuten“, kündigt er an.

Sind Lichtschwerter physikalisch möglich?

So erläutert er, dass es keine echte Photon-Photon-Wechselwirkung gebe. „Licht interessiert sich nicht für anderes Licht, und das ist für uns Menschen gut so, aber schlecht für Lichtschwerter.“ Theoretisch gibt es aber eine Möglichkeit, um ein Lichtschwert zum Laufen zu bringen. Dazu bräuchte man den größten Teilchenbeschleuniger der Welt.

Mehr zum Thema

Neues Buch

Ehemaliger Lehrer aus Speyer löst mathematisches Jahrhunderträtsel

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren

„Wenn wir das Ding zehn Milliarden Mal bauen würden, wäre ein Lichtschwert theoretisch möglich.“ Schließlich kommt Vogel zur Schlussfolgerung, dass Physik in Hollywood „irgendwie anders“ ist. Viele Kinder stellen im Anschluss Fragen. „Dreht sich der Erdkern?“. „Wieso hält das Spinnennetz Spiderman?“ „Es gibt Dinge in der Natur, die wir noch nicht verstanden haben“, antwortet er auf die Frage, ob es Dinge gibt, die sich widersprechen, aber trotzdem funktionieren.

Besuchern gefallen Filmszenen

Stolz hält Theo sein Diplom in der Hand. „Es hat mir sehr gut gefallen“, sagt der Achtjährige und strahlt. Der Junge war bereits zum dritten Mal bei der Kinder-Uni. Toll findet er, dass Filmsequenzen gezeigt wurden. „Ich finde die Physik in Hollywood viel spannender als im Alltag“, resümiert er. Auch die Brüder Jan und Jonas und ihr Cousin Felix haben sich gut amüsiert.

„Spannend“, lautet Jans Urteil. „Ich fand es gut, dass so viele Filmszenen gezeigt wurden“, lobt der zwölfjährige Jonas aus Heddesheim. „Mir hat gefallen, dass wir Fragen stellen konnten“, sagt Felix. Die Geschwister Phil und Isa sind aus Biblis hergefahren. Der Zehnjährige resümiert: „Mir hat alles gut gefallen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen