Bildung

Kinder-Uni am Technoseum: Wie entsteht ein Rutschauto?

Im Mannheimer Technoseum schaute die Kinder-Uni hinter die Kulissen der Spielzeugindustrie. Was geschieht vom leeren Blatt Papier bis zum Spielzeugauto? Das erfuhren die Kleinen in einem kindgerechten Mitmach-Vortrag

Von 
Susanne Merz
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Das Maskottchen des Mannheimer Morgen, Fred Fuchs (l.), hat sich kurz vor Beginn des Vortrags von Erik Schneider (r.) zu den Kindern gesellt. © Christoph Blüthner

Mannheim. Wie entsteht eigentlich ein Rutschauto? Dieser Frage widmete sich der Vortrag der Kinder-Uni von Erik Schneider, Professor für Industriedesign und Konstruktion an der Technischen Hochschule Ingolstadt am vergangenen Samstag. An der Tür des „Hörsaals“ begrüßte Fred Fuchs, das plüschige Maskottchen des Mannheimer Morgen (MM) die acht- bis zwölfjährigen Kinder zur Veranstaltung, die das Technoseum in Kooperation mit dem MM organisierte. Der Erlös geht an „Wir wollen helfen“, eine Initiative des Mannheimer Morgen.

Kreativität im Kindesalter unbedingt fördern

„Wer von euch zeichnet gerne?“ beginnt der Professor seine Vorlesung. Zahlreiche Finger gehen in die Luft, begleitet von „Ich, ich“ Rufen. „Das ist sehr gut so“, lobt Schneider. „Unbedingt weitermachen.“ Denn Kreativität sei die Grundlage jedes Designers. Später kritisiert Schneider im Gespräch mit dem MM, dass in Bayern kreative Fächer an den Schulen abgebaut würden. „Das ist ein Drama“, kritisiert er. In Bayern plant das Kultusministerium nämlich eine Kürzung der musisch-künstlerischen Fächer um eine Stunde in den Klassen 3 und 4. Wenn Kreativität schon an der Schule kein wichtiger Bestandteil mehr sei, „wie soll es dann noch werden?“, fragt er.

Erik Schneider erklärt den Kindern den Entstehungsweg eines Rutschautos. © Christoph Blüthner

Denn wie die Kinder schnell erfahren, müssen Industriedesigner kreativ sein. Schon im ersten Schritt werden Ideen gesammelt. Nicht vergessen: „Erst schlau machen. Was gibt es schon?“, erklärt Schneider. „Denn: Was es schon gibt, ist keine Idee. Wo kann man recherchieren?“ Kindgerecht bespricht er jedes neue Wort zuerst: „Was ist denn recherchieren überhaupt?“ Fragen und Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Die Kinder sind eifrig dabei: „Im Internet, in der Bibliothek, mit Leuten reden . . .“

"Bei dem Rutschauto würde ich Albträume bekommen"

Schritt für Schritt erklärt der Professor die Entstehung eines Rutschautos, auch als Bobby Car, bekannt. Begeistert sind die Kinder von den acht verschiedenen Modellen, die Studenten im ersten Semester des Studiengangs Technisches Design entworfen haben. Schnell wird klar: Geschmäcker sind verschieden. „Bei dem Rutschauto mit dem Gesicht, da würde ich Albträume bekommen“, sagt ein Mädchen. „Schau deswegen brauchen wir Experten, die die Modelle beurteilen und das sind natürlich Kinder. Die Designerin fand das Gesicht witzig. Aber wenn die Kinder dann Angst davor haben, ist das natürlich nicht das Richtige“, erklärt Schneider.

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Von der ersten Idee, über das Design bis hin zur Montage des Rutschautos. Jeder Schritt wird kindgerecht erklärt und die Kinder stets eingebunden. Dadurch kommt keine Langweile auf. Die Kinder sind konzentriert und machen fleissig mit. In zwei kleinen Filmchen erfahren die Kinder, wie es in der Fertigung aussieht, wie das Auto schließlich gegossen und montiert wird. „Wir brauchen da noch ganz viele Leute, damit das am Ende funktioniert“, erklärt Schneider den faszinierten Kindern.

„Welcher Ingenieur verdient am meisten?“

Am Ende des Vortrags dürfen die kleinen Teilnehmer noch ganz viele Fragen stellen. Und die Gelegenheit nutzen sie auch. „Haben Sie schon mal ein Rutschauto entwickelt?“, fragt ein Junge. Schneider schmunzelt bei der Frage. „Ich war bei einem schwäbischen Automobilhersteller, habe echte Autos mitentwickelt. Aber der Unterschied zu einem Rutschauto ist gar nicht so groß. Dabei muss man ganz ähnlich vorgehen, wie bei einem richtigen Auto“, erwidert er.

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Die Kinder sind sehr interessiert und haben auch gut aufgepasst. Da gibt es Detail-Fragen zu den Filmen, aber auch Fragen zur Verwertung der Modellautos bis hin zu pragmatischen Fragen. So möchte ein Junge wissen: „Welcher Ingenieur verdient denn am meisten?“ Schneider beruhigt den Jungen und sagt: „Jeder Ingenieur verdient gut. Es kommt dann auf die Position und die Verantwortung an.“ Der Vortrag war ein voller Erfolg. Schneider hat das Thema kindgerecht aufbereitet und es geschafft, die Aufmerksamkeit der Kinder zu halten, indem er sie stets in den Vortrag einband und zum Mitmachen motivierte.

Lust auf Lernen machen und zum Zeichnen motivieren

Den Kindern hat es gefallen. Der 8-jährige Jakob ist extra aus Niederkirchen in der Pfalz gekommen, um bei der Kinder-Uni mitzumachen. Denn: „Es interessiert mich, wie das alles gebaut wird und wie man das alles macht. Ich baue auch ganz viel.“ Besonders gefallen habe ihm zu sehen, „wie dann alles zusammengesetzt wurde, das war echt spannend“. William aus Mannheim fand „die Bilder von den verschiedenen Rutschautos“ besonders gut und das „man das Schönste aussuchen durfte“.

Auch Schneider, der zum dritten Mal eine Vorlesung für Kinder anbot, hat Freude daran: „Die Arbeit mit Kindern ist Abwechslung, die Spontanität der Kinder macht Spaß.“ Auch für das Engagement der Kinder findet er lobende Worte: „Es war so lebhaft, wie man sich das wünscht.“ Dabei sei es nicht das Ziel, die Kinder für die Studiengänge anzuwerben: „Denn dafür ist es ja noch viel zu früh, es vergehen ja noch Jahre bis die Kinder dann studieren.“

Dennoch möchte er, „Lust auf Lernen und auf Hochschule generell machen“. Im Hinblick auf den Abbau der kreativen Fächer in Bayern resümiert er den Sinn der Veranstaltung: „Wenn ich die Kinder zum Zeichnen motivieren konnte, dann habe ich das Ziel erreicht.“

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