Mannheim. 58 Tonnen Zigarettenkippen entsorgt der Stadtraumservice jährlich. Angaben der Stadt zufolge stammt davon nur ein Fünftel aus öffentlichen Abfallkörben, der Großteil wird aufwendig zusammengekehrt. Diesem Problem wollen die Teilnehmenden des deutsch-französischen Jugendprojekts #keepitclean entgegenwirken. Mit sogenannten Abstimm-Aschenbechern sollen Raucher in Mannheim und der südfranzösischen Partnerstadt Toulon dazu angeregt werden, ihre Zigarettenstummel sachgerecht zu entsorgen - und nebenbei ihr Wissen über die Partnerstadt zu testen.
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„Die Idee dahinter war, nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Menschen zuzugehen, sondern das Ganze spielerisch zu gestalten“, erklärt die 17-jährige Emma Hoffmann, die sich für #keepitclean engagiert. In Mannheim können Raucher per Einwurf ihres Zigarettenstummels in die richtige Box beispielsweise darüber abstimmen, ob Toulon am Mittelmeer oder am Atlantik gelegen ist. Ein QR-Code auf dem Aschenbecher verrät die richtige Antwort sowie Informationen über das Projekt. Zu finden sind die fünf neuen Exemplare an belebten Orten wie dem Friedrichsplatz am Wasserturm, dem Paradeplatz, der Jungbuschstraße/Ecke Beilstraße oder dem Neumarkt. Dabei gibt es zwölf Fragen, die regelmäßig rotieren.
Idee zur Aktion beim Austausch entstanden
Die Kooperation, die in Mannheim neben dem Stadtraumservice auch vom Institut Français und den Fachbereichen Jugendamt und Gesundheitsamt sowie Internationales, Europa und Protokoll betreut wird, besteht seit zwei Jahren. Kurz nach der Gründung eines Jugendbeirats der Metropolregion Toulon war der mit der Stadt Mannheim in Kontakt getreten und schließlich einer Einladung der Partnerstadt gefolgt - das Ziel: sich über Themen austauschen, die junge Menschen beider Städte beschäftigen.
Im April dieses Jahres reiste die siebenköpfige Jugendgruppe aus Mannheim dann nach Frankreich. Auf der Suche nach einem gemeinsamen Projektthema hätten die Toulonesen von ihrem ersten Besuch in Mannheim erzählt. Dort sei ihnen damals besonders viel Zigarettenmüll aufgefallen, weshalb sie die Idee mit den Abstimm-Aschenbechern ins Spiel gebracht hätten, erklärt Emma Hoffmann.
„Oft habe ich das Gefühl, die Leute haben sich so an den Müll gewöhnt, dass es sie gar nicht mehr interessiert“, meint Jasmin Hildebrandt, die ebenfalls an #keepitclean mitwirkt. „Da ist es schön zu sehen, dass sich andere junge Menschen auch um das Umweltthema kümmern und eine solche Idee haben.“ Da die Kippen für Gewässer besonders schädlich seien, habe die unmittelbare Nähe beider Städte zum Wasser - Toulon liegt an der Côte d’Azur - eine weitere Gemeinsamkeit dargestellt, so die 25-Jährige.
Toulons Streetart
Höhepunkt des viertägigen Besuchs sei für Hoffmann der Empfang im Touloner Rathaus gewesen. „Von dessen Terrasse aus konnte man die ganze Stadt überblicken - auf der einen Seite sieht man die Fähren, die nach Korsika fahren, auf der anderen den Militärhafen. Das war richtig schön“, erinnert sich die Schülerin. Toulons Streetart habe Hildebrandt besonders begeistert. Die zahlreichen bemalten Wände, Villen und Schiffe hätten sie ein wenig an die bunten Straßen Mannheims erinnert.
Den Jugendlichen wurden aber auch einige Unterschiede bewusst: Dass ein Großteil der Mannheimer sich vegetarisch ernährt, habe die Toulonesen, die für ihre Meeresfrüchte bekannt sind, ziemlich verwundert. Insgesamt habe sich die Gruppe aber super verstanden, so Hildebrandt, auch wenn die Kommunikation wegen der Sprachbarriere teilweise nur mit Händen und Füßen funktioniert habe.
Die weitere Absprache, etwa über die Fragen auf den Aschenbechern oder die Standortwahl, erfolgte hauptsächlich über Online-Sitzungen und WhatsApp-Nachrichten. Wie Mannheims Eishockey-Team heißt, sei Hoffmanns Lieblingsfrage. „Als Antwortmöglichkeiten gibt es die Mannheimer Adler oder die Mannheimer Spechte - da fanden wir uns ganz lustig“, scherzt sie unter Anspielung auf Mannheims neuen Oberbürgermeister Christian Specht. „Wir haben aber extra abgeklärt, ob das in Ordnung ist“, versichert Hildebrandt.
Geplante Aktionswoche im Januar
Feierlich eingeweiht wurden die Aschenbecher schließlich Anfang Oktober im Beisein von Oberbürgermeister Specht sowie der französischen Jugendgruppe. Die Toulonesen werden ihre neuen Aschenbecher Mitte November im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung aufstellen. Die Woche will auch die Mannheimer Gruppe zum Anlass nehmen, mit Informationsmaterial auf die Müll-Problematik aufmerksam machen. Zusätzlich sei im Januar eine Aktionswoche geplant, die darauf abziele, Kinder anzusprechen. „Die rauchen zwar noch nicht aber ich glaube, dass es wichtig ist, heranwachsende Menschen von Anfang an aufzuklären und ihnen die Folgen der Verschmutzung klarzumachen“, erklärt Hildebrandt.
Was die deutsch-französische Partnerschaft betrifft, bestehe zudem die Perspektive, nächstes Jahr erneut nach Frankreich zu fahren, so Hoffmann. Neben den Aschenbechern gebe es noch viele weitere Themen, die man gemeinsam angehen könne. Auch Hildebrandt betont: „Gerade in diesen turbulenten Zeiten liegt es uns am Herzen, die Freundschaft zu pflegen und ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn zu haben.“
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