Mannheim. Weniger Staus auf dem Weg in die Mannheimer Innenstadt? Weniger Demonstrationen? Oder mehr Grünflächen? Einen monatlichen Aktionstag, an dem Parkhäuser kostenlos sind? Der Mannheimer Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung intensiv darüber diskutiert, wie die Innenstadt attraktiv bleibt. Ein Thema, das seit Jahren eine Art Dauerbrenner in Mannheim ist. Anlass war nun die aktuelle Kaufkraftanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK). Darin geht es unter anderem um die Umsätze des Einzelhandels, die in diesem Jahr zu erwarten sind.
Weil er das Thema offenbar für wichtig hält, hatte Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) IHK-Präsident Manfred Schnabel die Gelegenheit gegeben, die wichtigsten Aussagen der Analyse dem gesamten Gemeinderat vorzustellen. Das ist sonst eher unüblich. Die Studie brachte gute, aber auch weniger gute Ergebnisse.
Sorge über Leerstände in der Mannheimer City
Ein wichtiger Wert ist die sogenannte Kaufkraftbindungsquote – also das Verhältnis von Einzelhandelsumsatz und relevanter Kaufkraft. In Mannheim geht man für dieses Jahr von 119 Prozent aus. Ein Wert über 100 bedeutet, dass ein Gebiet auch Kaufkraft von außen anzieht. Die 119 Prozent sind allerdings zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Und auch deutlich weniger als die 131 im Vor-Corona-Jahr 2019. Trotzdem liegt Mannheim mit diesen 119 Prozent laut IHK-Analyse bei den deutschen Großstädten ganz vorne.
Allein in der Mannheimer Innenstadt geht die Studie von 815 Millionen Euro Umsatz und damit von mehr als 2024 aus. Damit liegt die City auf Platz zwölf der Innenstädte in Deutschland. Auch in der City sei die Kaufkraftbindung im Vergleich zum Vorjahr allerdings gesunken und „immer noch weit vom Vor-Pandemie-Niveau“ entfernt, betonte Schnabel. Er sieht das als „Warnsignal“. Kunden erwarteten, „sicher und ohne Hürden nach Mannheim und in die City zu kommen und sich dort ungestört bewegen zu können“. Die Kundschaft von außerhalb spiele auch eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung von Händlern, ob sie etwa eine Filiale fortführten. Die falle in der Regel zwei Jahre vor dem Ende eines Mietvertrags. „Deshalb kommen Leerstände immer mit Zeitverzug.“
Die Leerstände treiben auch den Oberbürgermeister um, wie in der Sitzung deutlich wurde. „Ich bin besorgt über die Entwicklung. Es vergeht keine Woche, in der nicht jemand sagt, dass er sich verlagert oder verkleinert.“ In puncto Erreichbarkeit ist das Stadtoberhaupt unzufrieden mit dem S-Bahn-Ausbau auf Pfälzer Seite. Der funktioniere nicht, kritisierte Specht. Und auch auf der Strecke Mannheim-Heidelberg gebe es bekanntlich „Kapazitätsprobleme“.
Mannheimer Innenstadt unter den Top 12 in Deutschland: „Das ist gut“
SPD-Fraktionschef Reinhold Götz verwies auf die positiven Ergebnisse der IHK-Analyse. Die Innenstadt liege bei den Umsätzen nach wie vor unter den Top 12 in Deutschland, und das als kleinste Stadt in dieser Gruppe. „Das ist gut.“ Götz ist außerdem „zuversichtlich, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wieder nach oben geht“. Das werde sich auch auf den Handel auswirken. Handelsvertreter und Politik müssten im Gespräch bleiben und diejenigen Rahmenbedingungen ändern, „die wir als Kommune ändern können“. Demonstrationen gehörten leider nicht dazu. Schnabel hatte zuvor gesagt, dass samstägliche Kundgebungen auf Besucher von außen abschreckend wirken könnten.
Die beiden Grünen-Stadträte Gerhard Fontagnier und Christina Eberle wiesen darauf hin, dass die Erreichbarkeit nicht alles sei, was eine Innenstadt attraktiv mache. Auch „Grünflächen, Familienfreundlichkeit und Aufenthaltsqualität“ spielten eine Rolle. Mit Blick auf die Leerstände sagte Dennis Ulas (LTK): „Sicher sind die Ladenmieten in Mannheim auch exorbitant hoch.“
Partnerstadt Toulon als Vorbild für Sauberkeit in Mannheims City?
Beim vom IHK-Präsidenten ebenfalls angesprochenen Thema Sauberkeit erinnerte Holger Schmid (Mannheimer Liste) auf die kürzliche städtische Exkursion in die Partnerstadt Toulon. Dort werde die Fußgängerzone jeden Morgen nass gereinigt. Stefan Fulst-Blei (SPD) fragte in Sachen Sauberkeit nach der möglichen Einführung einer Steuer auf Verpackungen. Das sorge ja auch dafür, dass weniger Müll auf der Straße liege. Schnabel lehnt eine solche Steuer allerdings ab, weil sie den Handel zusätzlich belaste.
Weil es im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum kostenlose Parkplätze gebe, könne man doch auch in Mannheim „alle Parkhäuser an einem Freitag oder Samstag kostenlos zur Verfügung stellen“, schlug ML-Fraktionschef Schmid vor. Aus Sicht des IHK-Chefs ist das allerdings schwer umzusetzen, weil einige Parkhäuser ja nicht in städtischem, sondern in privatem Besitz seien. Dennis Ulas (LTK) fände Wochenenden mit kostenlosen Bussen und Bahnen charmant. In Mainz sei das erfolgreich gewesen. Schnabel findet die Idee gut, betont aber, dass der Handel die entstehenden Einnahmeausfälle nicht ausgleichen könne.
Um die Innenstadt erreichen zu können, müssen auch die mehr als 100 Brücken in Mannheim in gutem Zustand sein. Ein Ziel, das die Stadt immer mehr überfordere, weil die Schadensberichte zunähmen, so Specht. Mit der Bitte um Unterstützung habe man sich ans Land gewandt. Für den 1. Oktober sei nun ein Gespräch anberaumt.
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