Glaube - Gottesdienste in Mannheim dürfen auch während des Lockdowns ab dem 2. November stattfinden – teils mit neuen Auflagen

Katholiken schränken sich selbst ein, Freireligiöse schließen

Von 
Dieter Leder
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In der Christuskirche in der Oststadt zeigen Sitzplatzkarten an, wo beim Gottesdienst die Gläubigen mit Mindestabstand sitzen dürfen. © Dieter Leder

„Wir waren schneller als die Politik“, sagt Cordula Schuhmann. Die Pressesprecherin der Katholischen Kirche in Mannheim bezieht sich auf die weitreichenden Maßnahmen, die die Erzdiözese Freiburg in den vergangenen Wochen für alle angeschlossenen Kirchengemeinden erlassen hat – und damit schon einige Tage bevor sich die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch auf ähnliche rechtliche Verfügungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geeinigt haben. Religiöse Aktivitäten – und das hat für einiges an Unverständnis gesorgt – sind mit den bislang vorgegebenen, aber ohne neue Einschränkungen möglich, der neue Lockdown betrifft sie nicht. Dennoch haben sich viele religiöse Gemeinden selbst Beschränkungen auferlegt. Ein Überblick.

Christliche Gemeinden

Die Teilnehmererfassung bei Gottesdiensten ist nur eine Neuerung, die die Erzdiözese Freiburg konzipiert hat. Weitere Regelungen betreffen die Schulgottesdienste, Konzepte für Konzerte, Trauerfeiern und Bestattungen, Instruktionen für die Liturgie oder das Lüften und Temperieren von Kirchen, um Aerosole in den Griff zu bekommen. „Wir haben alle Maßnahmen verschärft“, so Pressesprecherin Schuhmann: „Alles in allem sind die Kirchen dankbar, dass Gottesdienstfeiern weiterhin möglich sind, da sie vielen Menschen Trost und Hoffnung in diesen unsicheren Zeiten geben.“ Anfragen des „MM“ bei der Evangelischen Kirche Mannheim blieben am Freitag unbeantwortet.

Muslimische Gemeinden

„Selbstverständlich verfolgen wir die steigenden Infektionszahlen auch mit großer Sorge und sind hinsichtlich der nötigen Maßnahmen im engen Austausch mit der Stadt und dem Gesundheitsamt“, sagt Mikail Kibar. Der stellvertretende Vorsitzende des Yavuz-Sultan-Selim-Moscheevereins und der türkisch-islamischen DITIB-Gemeinde in Mannheim berichtet, dass wegen der steigenden Infektionszahlen wieder Namen und Kontaktdaten aller Besucher in der Moschee aufgenommen werden. Darüber hinaus fordern die Imame in ihren Predigten und Gesprächen die Gläubigen auf, achtsam zu sein und die Regeln der Bundes- und Landesregierung einzuhalten. Kibar: „Diese Krise zeigt deutlich, dass wir alle zu dieser Gesellschaft gehören und gehören müssen.“

Jüdische Gemeinde

„Die Gesundheit geht vor“, sagt Rita Althausen. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Mannheim lobt ihre Mitglieder, die sämtliche Einschränkungen mittrügen: „Die Leute halten sich daran.“ Und dabei sind es teilweise massive Veränderungen. Nur wer sich im Vorfeld angemeldet hat, bekommt für den Gottesdienst Zutritt zur Synagoge. Und der wird auch nur Mitgliedern der eigenen Gemeinde gewährt – auswärtige Gläubige anderer jüdischer Gemeinden erhalten aufgrund der Pandemie derzeit keinen Zutritt. Und auch der Gottesdienst selbst ist stark an die Anforderungen der Pandemie angepasst, Teile fallen demnächst gar komplett weg. Das Treffen und gemeinsame Essen im Anschluss wird es am Samstag letztmalig geben. Althausen: „Das gehört eigentlich einfach zum Gottesdienst, und das Wegfallen ist ein tiefer Einschnitt.“

Freireligiöse Gemeinde

„Es hat sich radikal geändert.“ Die Vorsitzende der Freireligiösen Gemeinde in Mannheim und ehemalige Landespredigerin Ute Kränzlein spricht Klartext: „Wir schließen.“ Während andere Religionen große Gebetsräume zur Verfügung haben, steht den Freireligiösen nur ein kleiner Saal zur Verfügung, in dem Veranstaltungen mit der Gemeinde nicht mehr abgehalten werden können. Zudem befindet sich ihr Zentrum in den Räumlichkeiten des Karl-Weiß-Alten- und Pflegeheimes in L 10 in der Innenstadt: „Wir wollen Corona nicht dort hinein tragen“, begründet Kränzlein. „Es fällt erstmal alles aus, es ist eine Katastrophe für uns.“ Telefonkonferenzen und Spaziergänge sind die derzeitig einzigen Verbindungen zur Gemeinde. Und die Vorfreude auf die große Wintersonnenwendfeier und das Winterfeuer im Dezember: Denn das findet definitiv statt, so die Prognose von Kränzlein: „Unter freiem Himmel.“

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