Mannheim. Früher sei das mit Krebs - überspitzt gesagt - so gelaufen, erzählt Wolf-Karsten Hofmann: Sei man mit einem Tumor zum Chirurgen gegangen, habe der gleich operiert. Ein Strahlentherapeut habe es erst aus seiner Fachrichtung versucht, ein Internist zunächst mit einer Chemotherapie. Zum Glück gehe man mittlerweile interdisziplinär vor, indem Vertreter aller Bereiche gemeinsam die individuell geeignetste Behandlungsmethode festlegten.
Am Klinikum sollen die unterschiedlichen Kompetenzen dazu nun noch stärker gebündelt werden. Dazu wurde am Mittwoch mit einem hybriden, also für einige Teilnehmer per Video übertragenen Festakt das „Mannheim Cancer Center “ eröffnet. Es dient als zentrale Anlaufstelle für Patienten mit Krebsverdacht.
Bei einem Pressegespräch erläutern die Verantwortlichen, dass sich dabei für die Patienten räumlich zunächst nicht viel ändert. Eingangsportal bleibt die interdisziplinäre Tumorambulanz, behandelt wird im Tagestherapie-Zentrum. Doch nun befinden sich beide Einrichtungen unter einem Trägerdach.
Kurz: Stadt steht zum Klinikum
„Es gibt mittlerweile keine Fachrichtung mehr, die nicht in irgendeiner Form an der Behandlung von Tumorpatienten beteiligt ist“, sagt Hans-Jürgen Hennes, Ärztlicher Direktor des Klinikums. „Dafür brauchen Sie eine vernünftige Struktur.“ Auch wenn das hinter den Kulissen für Patienten kaum wahrnehmbar sei, profitierten sie vom verbesserten organisatorischen Ablauf, betont er ebenso wie Wolf-Karsten Hofmann, der Direktor der III. Medizinischen Klinik. Er ist Vorstandsvorsitzender des „Mannheim Cancer Center“.
Sonja Loges, seine Stellvertreterin und Forschungsdirektorin, verweist auf weitere Vorteile im neuen Zentrum: So ermögliche ein molekulares Tumorboard genetische Fingerabdrücke, mit denen etwa bei Lungenkrebs bereits 50 Prozent der Erkrankungen behandelt würden. Zudem werde die Digitalisierung weiter vorangetrieben.
Dekan Sergij Goerdt nennt noch einen Vorteil, den Loges „in Personalunion“ verkörpere: Sie leite das im Klinikum vor zwei Jahren eingerichtete Hector-Institut, das zum Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg gehört. Mit dem wolle man die Zusammenarbeit noch weiter intensivieren.
Auf den großen Nutzen dieser Kooperation verweist auch Oberbürgermeister Peter Kurz. In seinem Grußwort spricht er von einer „neuen Phase im Kampf gegen Krebs. Dabei wollen wir Sie gern begleiten.“ Überhaupt ändere die angestrebte Fusion mit dem Heidelberger Uniklinikum nichts an der Unterstützung der Stadt. Eine Veränderung der Trägerschaft bedeute keinesfalls, „dass uns dieses Haus zu viel wird“.
Weil das fusionierte Krankenhaus das bisher größte in Deutschland übertreffen würde, wurde es ja bereits als „Charité am Neckar“ bezeichnet. Den Gastvortrag beim Festakt („Onkologie der Zukunft in einem Comprehensive Cancer Center“) hält dann übrigens Ulrich Keilholz - von der Berliner Charité.
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