Kämpferische Pionierin für die Gleichberechtigung

Am heutigen Freitag wird für Ilse Thomas auf dem Mannheimer Hauptfriedhof um 14 Uhr eine Trauerfeier zelebriert. Mit nur 63 Jahren ist Mannheims erste Frauenbeauftragte einer schweren Krankheit erlegen. Eigentlich hatte sich die Diplom-Volkswirtin noch bis zum Sommer in ihrem Amt engagieren wollen.

Mit Optimismus, aber ohne Illusionen begann die aus Speyer stammende Mutter von zwei Kindern im Jahr 1987 im Rathaus als Frauenbeauftragte. Unter 70 Bewerberinnen hatte sie sich durchgesetzt. Der neu geschaffenen Stelle waren heiße politische Diskussionen vorausgegangen, bei der sich der Gemeinderat auf einen Kompromiss einigte - nämlich ein Ein-Frau-Büro mit Schreibkraft statt einer Stabsstelle für die Gleichstellung von Frauen. Mit Tatkraft sorgte die politisch engagierte wie kämpferische Ilse Thomas dafür, dass es nicht - wie von einigen befürchtet - bei einer Alibi-Einrichtung blieb.

Als Frauenbeauftragte beschränkte sich nicht auf Beratungsangebote, sie initiierte auch praxisnahe Einrichtungen - beispielsweise 1991 die Kontaktstelle Frau und Beruf. Sie war stets überzeugt, dass eine Arbeitsstelle auch für Wertschätzung und Unabhängigkeit wichtig ist. Deshalb setzte sie sich vehement für den Ausbau von Kinderbetreuung ein. Der Aufbau des Gründerinnenzentrums (2002) in einem wunderbar sanierten Anwesen im Quadrat G 7 (gig7) hat ihr die Stadt hinaus Respekt eingebracht. Ilse Thomas lag in all den Jahren am Herzen, Frauen dort zu unterstützen, wo Männer dominierten - auch im kulturellen Leben. Gemeinsam mit dem Kulturdezernenten setzte sie sich für einen fachübergreifend besetzten "FrauenKulturRat ein".

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz würdigt die "beispielhafte Pionierarbeit" von Ilse Thomas. Sie habe "ein tragfähiges Netzwerk" samt Strukturen geschaffen, die Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen unterstützen. wam