Junge Wildschweine mitten im Berufsverkehr

Frühmorgens, Bismarckstraße, Berufsverkehr. Und mittendrin: eine Horde Wildschweine. Am Montagmorgen hat sich eine Gruppe von Frischlingen in die Quadrate verirrt und dort für Aufsehen gesorgt. "Mehrere Frischlinge", so schilderte es die Polizei gestern, hätten Anrufer um kurz nach 7 Uhr auf der Wache gemeldet. Gleich drei Streifenwagen rückten aus, um den innerstädtischen Wildwechsel in geregelte Bahnen zu lenken - ohne Erfolg.

Denn die Frischlinge rannten, vom Verkehr offenbar völlig aufgescheucht, ziemlich wirr in der Gegend herum. Eines streunte ums Landgericht, ein anderes suchte gar den Weg in ein benachbartes Gebäude: Es rannte durch den offenen Eingang in die St. Hewdig-Klinik. Als ihm dort ein Mitarbeiter begegnete, flüchtete das Tier sofort wieder. Dabei rannte es direkt auf die Straße und geriet unter ein Polizeifahrzeug. Der Frischling wurde dabei schwer verletzt und musste von den Polizisten getötet werden. Die anderen Mitglieder der kleinen Wildschweinfamilie fanden offenbar ihre Orientierung wieder. Hinter dem Schloss wurden sie zuletzt gesehen - dann waren sie wieder verschwunden.

Ganz neu ist solcher Besuch in der Innenstadt nicht. Immer wieder waren in den vergangenen Jahren Wildschweine nahe dem Schloss gesichtet worden. Nach Angaben des Naturschutzbeauftragten Gerhard Rietschel leben die Tiere im Waldpark und auf der Reißinsel. Vor acht bis zehn Jahren seien sie aus der Pfalz über den Rhein eingewandert. Das Problem: In dem Bereich gibt es keine Äcker, die Wildschweine finden nur wenig zu fressen. "Die haben einfach Hunger", sagt Rietschel - und was liegt da näher als ein Ausflug durch den Schlossgarten bis in die Innenstadt? "Hinter dem Schloss stehen einige Eichen, die Eicheln fressen die Wildschweine gerne."

Angst müsse vor den Schwarzkitteln niemand haben, sagt Rietschel. Solange man die Frischlinge in Ruhe lasse, bliebe auch das Muttertier gelassen. Durch den Stress in der Innenstadt könnte es aber durchaus vorkommen, dass die Tiere in der Innenstadt vom rechten Weg abkämen und sich verliefen.