Konzerte

JSOM-Klassikkonzert läutet in Mannheim den Frühling ein

Nachwuchsmusikgenie Fridolin Bosse und Violinistin Nina Han zeigen ihr Können beim großen Frühlingskonzert in der Mannheimer Christuskirche. Was die beiden Musiker in der Zukunft vorhaben

Von 
Valerie Gerards
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Dirigent Fridolin Bosse und Violinistin Nina Han beim Gespräch. © Valerie Gerards

Mannheim. Das Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Mannheim (JSOM) gibt am kommenden Wochenende sein Frühlingskonzert in der Mannheimer Christuskirche. Die Zuhörerinnen und Zuhörer dürfen auf zwei ganz besondere Talente gespannt sein, von denen eines mit diesem Auftritt seine musikalische Karriere beginnt und eines sie beendet.

Nina Han ist Konzertmeisterin und hat die gesamte musikalische Laufbahn der Musikschule Mannheim durchlaufen. Vom Musikunterricht, in dem die Musikschüler die technischen Voraussetzungen lernen, über die zweite Geige, die erste Geige bis zur Orchesterschule, in der das Ensemblespiel und die Ensembelkultur gelehrt werden. Am Wochenende spielt die 18-Jährige ihr erstes Solokonzert: Das Violinkonzert in e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Solistin spielt ohne Noten

Erst im relativ späten Alter von acht Jahren hat Han die Geige kennengelernt. Beim Instrumentenkarussell in der Musikschule hatte sie zum ersten Mal Kontakt mit einer Geige und konnte eine Melodie auf Anhieb nachzupfen - ein außergewöhnliches Talent, das sofort erkannt wurde. Sie begann mit dem Unterricht bei Anne Erdmann-Schiegnitz und war bereits im Alter von zehn Jahren bei Jugend musiziert dabei. Zunächst auf Regional-, dann auf Landesebene und 2019 und 2022 auf Bundesebene räumte Nina Han regelmäßig die ersten Plätze ab. „Wir sind sehr stolz auf Nina. Sie hat alles gemacht, was man am Instrument Geige machen kann“, berichtet Dirigent Jan-Paul Reinke.

Dann die Überraschung: Die mehrfach preisgekrönte Solistin wollte nicht Musik studieren, sondern war bereits für VWL an der Universität Mannheim eingeschrieben. „Wenn man eine professionelle Musikerkarriere einschlagen will, muss man wirklich hundertprozentig dahinter stehen“, erklärt Han. Doch bevor Schluss ist, wird sie am Samstag und Sonntag ihr Solokonzert geben. Medelssohns Violinkonzert in e-Moll hat sie ein Jahr lang geübt und spielt das halbstündige Stück komplett auswendig ohne Noten. „Musik soll ein großer Teil meines Lebens bleiben, das ist ein Geschenk Gottes für mich“, sagt die Violinistin.

Dirigent bei „Hänsel und Gretel“

Beim Frühjahrskonzert wird auch Fridolin Bosse einen großen Auftritt haben. Die Ouvertüre zu Humperdincks „Hänsel und Gretel“ ist das erste Konzert, das er dirigiert. „Fridolin frisst Noten“, sagt Reinke über seinen Schüler und meint damit, dass er Noten lesen könne wie andere Schrift: Wenn er Noten sieht, kann er sie sofort auf dem Klavier spielen.

Als Dirigent sind da zunächst einmal die technischen Dinge, das Metrum angeben, die Stellen, an denen es laut oder leise wird, erklärt der 18-Jährige. In der Probenarbeit geht es dann um die Interpretation, wie ein Stück gespielt wird. Darum seien die Orchesterproben extrem wichtig, weil darin den Orchestermusikern das Stück nahegebracht werde. „Wenn ich Klavier spiele, ist das Klavier, wenn ich dirigiere das Orchester mein Instrument“, erklärt Bosse, der seit zwei Jahren Dirigierunterricht bei Reinke bekommt.

Man merkt es dem jungen Mann mit dem verschmitzten Lächen nicht an, aber er verrät, wie aufgeregt er vor seinem ersten Auftritt als Dirigent ist, so wie er auch schon bei den Proben aufgeregt gewesen sei. „Es ist schon ein Zufall, durch Chor und Oper darauf gekommen zu sein“, blickt er auf seinen musikalischen Weg zurück. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Klavier, hat aber auch viele andere Musikinstrumente ausprobiert, die er im Elternhaus - sein Vater ist Musiklehrer - vorgefunden hat. Die Eltern meldeten ihn im Kinderchor an, er sang in der Oper im Nationaltheater Mannheim verschiedene Kinderrollen.

Anstrengend wird es ab Dvorak

Das Nachwuchsmusikgenie will nun eine professionelle Musiklaufbahn einschlagen. Im April beginnt sein Studium für Orchesterleitung und Klavier an der Hochschule für Musik in Freiburg. „Die Aufnahmeprüfung ist schwer, da muss man schon viel Können unter Beweis gestellt haben“, berichtet Jan-Paul Reinke, der sichtlich stolz darauf ist, dass sein Schüler die Aufnahmeprüfung bestanden hat. Deutschlandweit gibt es nur zehn oder zwölf Absolventen pro Jahr, die das Studium abschließen.

Noch findet Bosse das Dirigieren nur geistig, nicht aber körperlich anstrengend. Sein Debüt mit der Ouvertüre ist mit zehn Minuten auch noch relativ kurz. Auf die Frage, ab wann das Dirigieren schweißtreibend werde, weiß Reinke eine Antwort. „Anstrengend wird es ab Dvorak, das dauert 50 Minuten“, sagt Reinke, der die Leitung des JSOM 2016 übernommen hat. Er dirigiert damit ein Ausnahmeorchester, das 2021/22 mit dem ersten Preis beim Deutschen Jugendorchesterpreis der Jeunesses Musicales ausgezeichnet wurde. Die 75 Jugendlichen werden am Wochenende klangvoll den Frühling einläuten.

Freie Autorin

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