Ukraine-Krieg

In Mannheim angekommen - das erzählen Geflüchtete aus der Ukraine

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Alexander Schreiber
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Viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine kommen derzeit am Mannheimer Hauptbahnhof an. © Alexander Schreiber

Mannheim. Viele der Menschen aus der Ukraine, die in Mannheim ankommen, sind erschöpft. Sie haben stundenlange Zugfahrten hinter sich. Ihr Zuhause haben sie meist schon vor Wochen verlassen. Über Polen, manchmal auch Moldau und Rumänien kommen sie nach Deutschland. Von den Bahnhofshelfern Mannheim erhalten sie Lebensmittel, aber auch Klamotten oder Plüschtiere. Manche Geflüchtete wollen von Mannheim aus weiterfahren und brauchen Unterstützung, ihre Anschlusszüge zu finden. Manche landen aus Versehen in Mannheim, etwa weil sie in den falschen Zug gestiegen sind oder einen Halt verpasst haben. Wieder andere wissen nicht einmal, wo sie hinwollen. Geflüchtete, die in Mannheim angekommen sind, erzählen ihre Geschichte. 

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Video: Bahnhofshelfer nehmen in Mannheim Geflüchtete aus der Ukraine in Empfang

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Aus Wolhynien

elementIra Penkalo (19) und ihr Freund Dan Zidlovskyi (22) kommen aus Wolhynien, einer Region im Nordwesten der Ukraine. Sie wollen weiter zu deutschen Freunden nach Zwingenberg, sagt Ira: „Wir waren seit zwei Wochen in Polen bei einem Freund. Heute Morgen sind wir um fünf Uhr in Warschau losgefahren. Wir sind sehr müde. Nahe meiner Heimatstadt sind zweimal Raketen auf militärische Ziele geschossen worden. Dans Eltern wohnen in den USA. Ich möchte hier ein Visum beantragen und auch dorthin ausreisen. Meine Eltern sind noch in der Ukraine, sie sollen nachkommen, wenn ich mein Visum habe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Ira Penkalo (19) und ihr Freund Dan Zidlovskyi (22) kommen aus Wolhynien, einer Region im Nordwesten der Ukraine. © Alexander Schreiber

Aus Odessa

elementDas Paar, das seine Namen nicht nennen will, muss zurück nach Stade in Niedersachsen. Dort wohnen sie mit ihrem siebenjährigen Sohn, außerdem sind noch ihre Eltern da. Sie (27) und er (30) kommen aus der Nähe der umkämpften Hafenstadt Odessa im Süden. „Wir sind heute aus Stade weggefahren, um mal den Kopf freizubekommen. Seine Eltern sind noch in der Ukraine. Meine Großeltern auch, sie sind so alt, dass sie nicht mehr wegwollten. Wir machen uns sehr große Sorgen. Wir wollen nach Hause, aber es geht nicht. Wir hatten ein gutes Leben in der Ukraine, unser Kind ging dort zur Schule. Hier ist es nicht schlecht, wir sind dankbar für die Hilfe. Aber zu Hause ist zu Hause.“

Das Paar, das seine Namen nicht nennen will, kommt aus Odessa und muss zurück nach Stade in Niedersachsen. © Alexander Schreiber

elementAus Kiew

Nikita Koval (17) muss zurück nach Frankfurt, wo er seit kurzem mit seiner Mutter bei einem Freund lebt. Er hat seinen Halt verpasst und ist in Mannheim ausgestiegen. Geflohen ist er aus Kiew. „Als wir hier ankamen, dachten wir, wir würden nur für ein paar Tage bleiben. Wir sind fünf Tage mit dem Auto gefahren, vor der Grenze nach Polen standen wir 30 Kilometer im Stau. Meine Großeltern sind in Krakau. Sie haben mir von früher vom Krieg erzählt. Ich wollte nie, dass das passiert. Manche meiner Freunde sind noch in der Ukraine. Viele sind auch in Polen, manche in Österreich. Ich möchte hierbleiben und studieren. Business und IT, da gibt es einen Studiengang an der TU München.“

Nikita Koval (17) kommt aus Kiew und lebt seit kurzem mit seiner Mutter in Frankfurt. © Alexander Schreiber

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