Medizin

In der Mannheimer Teddyklinik können verletzte Kuscheltiere operiert werden

Keine Angst vor dem Arztbesuch: Im Teddybärkrankenhaus im Unteren Luisenpark in Mannheim können Kinder ihre kranken oder verletzten Kuscheltiere behandeln lassen und lernen spielerisch, was im Krankenhaus passiert

Von 
Valerie Gerards
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Im Teddybärkrankenhaus operieren Kindergartenkinder zusammen mit Medizinstudenten einen Teddy. © Valerie Gerards

Bruno hat Kopfschmerzen – das hat sich die sechsjährige Cassandra ausgedacht, die am Dienstagvormittag mit ihrer Kindergartengartengruppe das Teddybärkrankenhaus im Unteren Luisenpark besucht. „Er hat da eine Beule. Er hat geweint und sich den Kopf festgehalten“, erklärt das Mädchen und zeigt die Stelle am Kopf ihres Kuscheltiers Bruno, eines Affen mit Ringelbody und weißer Strumpfhose. Alle Kindergartenkinder haben an diesem Tag ihre Kuscheltiere dabei, die die verschiedensten Blessuren haben: einen gebrochenen Arm, Bauchweh, ein kaputtes Bein. Cassandra drückt Bruno fest an sich, als sie mit der Untersuchung an der Reihe ist.

Kinder nicht in der Patientenrolle

Annika Link ist Medizinstudentin im achten Semester und Mitglied im Organisationsteam für das Teddybärkrankenhaus – kurz TBK. Mannheimer Medizin-Studierende empfangen dort als Teddy-Doktoren Kinder und ihre Kuscheltiere zu einer ganz besonderen Sprechstunde. Ziel des Besuchs im Teddybärkrankenhaus ist es, Kindern die Angst vor dem Arzt- oder Krankenhausbesuch zu nehmen, erklärt sie. „Die Kinder sind nicht selbst in der Patientenrolle, sondern sie sind Mit-Untersucher und Beobachter. Im OP dürfen sie ein bisschen Arzt spielen, und das gefällt den Kindern sehr gut.“

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Dass ein bisschen Warten zum Krankenhausbesuch dazugehört, lernen die Kinder auch. „In der Anmeldung wird gefragt, was der Teddy überhaupt hat, das erfindet das Kind selber“, sagt Annika Link. Nach der Anmeldung warten die Gruppen kurz mit ihren Erzieherinnen im Wartezelt, bis die Kinder einzeln vom Teddy-Doktor abgeholt werden. Dann wird das Kuscheltier gemeinsam mit dem Kind im Behandlungszelt verarztet. Dort sind Geräte aufgebaut, wie ein EKG, ein CT und MRT, ein Sono und ein Ultraschallgerät. Natürlich dürfen eine Blutdruckmanschette und ein Stethoskop, Mullverband und Pflaster nicht fehlen. Denn im Behandlungszelt wird genau die Sache behandelt, die das Kind sich ausgedacht hat, berichtet die Medizinstudentin.

Bruno wird inzwischen mit dem Stethoskop abgehört. Auch Cassandra darf mal horchen. „Ja, ich höre was“, sagt die Sechsjährige. Dann leuchtet die Teddy-Doktorin dem Affen in die Augen – es sieht gut aus, aber es soll lieber ein MRT gemacht werden. Cassandra legt Bruno selbst auf die Liege und darf dann das Röntgenbild ihres Affen anschauen. Ganz klar: Er benötigt einen Verband um den Kopf. Cassandra hält ihr Kuscheltier während der Behandlung gut fest. „In den nächsten Tagen sollte Bruno es ein bisschen ruhiger angehen lassen und viel schlafen. Dann sind die Kopfschmerzen bald wieder weg“, sagt die Teddy-Doktorin. Mit einem Rezept für „Fix-Weg-Tabletten“ geht es weiter ins Apothekerzelt.

Kinder assistieren im Teddy-OP

Währenddessen ist eine andere Kindergartengruppe im Teddy-OP beschäftigt. Die Kinder dürfen beim Eingriff assistieren – ausgestattet mit OP-Kleidung mit Maske, Haube und OP-Handschuhen. „Kann er operiert werden, so lange er wach ist?“, fragen die Teddy-Doktorinnen Celine Gärtner und Anna Schulz-Schrade die Kinder. Natürlich nicht – der Teddy bekommt vor der Operation erst eine Schlafspritze. Dann öffnen sie den Reißverschluss und schauen zusammen mit den kleinen Assistenten ins Innere. Das Herz sollte doch eigentlich rot sein, es ist aber grau. „Da bekommt er besser ein Neues“, sagt die Teddy-Doktorin. Die Kinder holen das graue Herz mit einer Pinzette heraus und legen ein rotes hinein. Nun bekommt der Teddy noch die Wach-Auf-Spritze und ist wieder fit für den Kindergarten. „Die Kinder sehen, wie jemand operiert werden muss und es ihm am Ende wieder gut geht. Sie verlieren dadurch die Angst vor dem Arzt“, sagt Celine Gärtner.

Erst was Gesundes, dann Süßes

Bei der nächsten Station dürfen die Kinder mit Bildkarten zuordnen, welche Lebensmittel zu Obst, Gemüse, Getreide und Süßigkeiten gehören. Das können schon die meisten. Viele wissen auch, warum Zucker ungesund ist und Bewegung gesund. „Wenn man vorher was Gesundes gegessen hat, darf man aber auch etwas Süßes essen“, meint ein Junge. Danach dürfen die Kinder auf der Hüpfburg spielen und einen Krankenwagen des Deutschen Roten Kreuzes von innen anschauen. Zwei Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes stehen bereit, um den Kindern Einblick in einen modernen Rettungswagen mit seinen technischen Möglichkeiten zu geben.

Im Apothekerzelt zeigt Cassandra das Rezept vom OBÄRarzt. Statt echten Pillen bekommt sie dort jedoch etwas Süßes und eine Laugenstange sowie einen Apfel zur Stärkung. Cassandra hält ihren Affen im Arm und strahlt. Bruno ist wieder gesund.

Freie Autorin

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