Der Zeitplan steht so fest wie der Eiffelturm - im Mai wollen die Franzosen T 1 übernehmen, dann geht es dort nur noch um den Innenausbau und um die Vorbereitung für den "Tag X": Decathlon kommt, Ende September will der größte Sportartikel-Händler Europas im ehemaligen Prinz-Haus, das dann das Decathlon-Haus sein wird, die erste innerstädtische Filiale in seinem weltumspannenden Netz mit über 700 Läden eröffnen. Wer durch die Breite Straße schlendert, der kann jetzt auch von außen sehen, dass es in der einstigen Handelsruine mit Riesenschritten vorwärtsgeht.
Klaus Götz ist erleichtert, der ausführende Architekt des Projekts blickt hoffnungsfroh auf den Kalender: "Im Mai übergeben wir an Decathlon", dann soll auf den gut 4000 Quadratmetern, auf denen das Unternehmen ab Herbst von der Taucherbrille bis zum Höhenmesser, von den Kickstiefeln bis zum Surfbrett seine Sortimente präsentieren will, alles bereit sein für den Ladenbau. "Bis dahin müssen wir mit der Haustechnik durch sein", die Fachleute ziehen Elektroleitungen und verlegen Lüftungsschächte, die Klimaanlage muss eingebaut werden, Wasserrohre und Fernwärmestränge kommen in jedes Stockwerk.
"Quadrat-Fassade" aus Glas
Knapp vier Wochen Zeit bleiben dafür, parallel montieren die Stahlbauer jetzt die Fassade an den Außenwänden. Der Bauherr, ein irischer Investor, hat sich in Absprache mit seinem Hauptmieter für eine vorgesetzte Stahlfassade entschieden. Klaus Götz: "Die wird dann innerhalb der kommenden zehn Tage mit Glas-Elementen behängt, das Ganze soll den Gedanken ,Mannheimer Quadrat' widerspiegeln, hier wechseln sich durchsichtige mit partiell verspiegelten Carrées ab, alles wärmeisoliert. Doch, das wird schön, warten Sie's ab".
Schön - mit diesem Qualitätsattribut hätten Anwohner und Passanten das Objekt mehr als ein Jahrzehnt nicht unbedingt in Verbindung gebracht. Als "hässlichste Handelsruine Mannheims" ging der Bau in die Geschichte ein, als "hohler Zahn" und "Rattenburg" verspottete die Nachbarschaft T 1, das sieben Jahre lang als Teilabriss ein finsteres Schattendasein fristete.
Und auch baulich schien ein Fluch auf der Immobilie zu lasten. "Wir hatten hier mit vielen versteckten Baumängeln zu kämpfen", erinnert sich Architekt Götz, "Dinge, mit denen wir eigentlich nicht gerechnet hätten". Das über 100 Jahre alte Stahlskelett, das das ehemalige Kaufhaus im Innersten zusammenhält, war in Teilen "morsch", "wir mussten einzelne Teile herausschneiden, die Abschnitte teilweise unterfangen und dann neue Doppel-T-Träger einsetzen". Und jedes einzelne Problem führte zwangsläufig immer wieder zu neuen Verzögerungen - "du kannst halt nicht Stück für Stück fortarbeiten wie in einem Neubau, so ist das nunmal bei solchen Alt-Immobilien", erklärt der Architekt.
"Franzosen können feiern"
Eine Höchstschwierigkeit blieb bis zuletzt die Versetzung der Rolltreppen, "im Prinz-Haus waren die ja mittig eingebaut, Decathlon wollte sie direkt an der Eingangsseite, wir mussten also die alte Anlage herausnehmen, Stützen ergänzen, die Decke schließen und sie dafür vorne an der Breiten Straße wieder aufschneiden". Ein enormer Aufwand - so enorm, dass der Architekt durchaus ins Grübeln kommt: "Man müsste das mal durchkalkulieren, ob ein Komplett-Abriss mit Neubau am Ende nicht günstiger gekommen wäre". Eine müßige Rechnung, denn der Bauherr entschied sich bekanntlich anders.
Bei Recep Sari, dem für Mannheim zuständigen Projekt-Leiter bei Decathlon, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: "Wir sind im Plan, in ein paar Wochen geht es los mit dem Innenausbau." Der Laden soll Decathlon-typisch eingerichtet werden, den Fußboden will man mit Epoxit-Harz beschichten, "gleichzeitig sitzen wir an der Endabstimmung unserer Sortimente, das will alles genau überlegt sein, eine Innenstadt-Filiale ist schließlich etwas ganz Neues". Er jedenfalls freue sich jetzt auf den großen Tag Ende September: "Lassen Sie sich überraschen - die Franzosen verstehen es, zu feiern."
Das Projekt Decathlon
Der französische Sportartikel-Riese Decathlon will im Mai das ehemalige Prinz-Haus in T 1 übernehmen. Das Unternehmen betreibt dann in den Monaten bis Mitte/Ende September dort den Innenausbau selbst.
Dabei geht es um die "Corporate Identity", den Laden-Bau-Stil der Franzosen, der auch in der Mannheimer Filiale angewendet werden soll.
Derzeit laufen in T 1 vor allem Arbeiten am Fassaden-Bau sowie an der Haustechnik.
Die Fassade besteht aus einer vorgesetzten Stahlrahmen-Konstruktion, diese wird mit quadratischen Glas-Elementen behängt.
Ab Ende September will Decathlon hier auf 4000 Quadratmetern vom EG bis zum 3. OG seine Sportartikel-Sortimente präsentieren.
Im UG ist eine Disco geplant, für die verbleibenden Flächen im fünften OG sind Büromieter vorgesehen.
Das ehemalige Prinz-Haus in T 1 steht seit 2001 leer. 2007 kauften irische Investoren das Objekt. scho
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