Auszeichnung - Frauke Ehlers zur "Bücherfrau des Jahres" gekürt / Beruflich im Controlling tätig

Hin und her zwischen Büchern und Zahlen

Von 
Daniela Biehl
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Sie liebt das Leben zwischen Bücherregalen und Firmencontrolling: Frauke Ehlers, die "Bücherfrau des Jahres", im Gespräch mit "MM"-Mitarbeiterin Daniela Biehl.

© rittelmann

Wer heute erfolgreich ist, der ist zumeist Grenzgänger, wandelt zwischen den Aufgaben, hat längst nicht mehr nur einen Job oder lebt gar in zwei Städten. Und wer "Bücherfrau" ist, der hat irgendwann in seiner Kindheit ein Buch gefunden, es verschlungen, griff nach dem nächsten und ist heute in einer Buchhandlung zuhause.

Auf Frauke Ehlers, die zeitweise, vor allem unter der Woche in Mannheim lebt, und hier Karriere machte, trifft all das zu - und auch wieder nicht. Zur "Bücherfrau des Jahres" hat man sie trotzdem gewählt. Die Auszeichnung bekam sie jetzt auf der Frankfurter Buchmesse.

Auszeichnung seit 1996

Die "Bücherfrauen" sind ein Branchen-Netzwerk, das sich Anfang der 90er Jahre nach dem englischen Vorbild "Women in Publishing" gründete und das deutschlandweit die Interessen von 900 Frauen in der Buchbranche vertritt. Die Auszeichnung "Bücherfrau des Jahres" vergeben sie seit 1996 an Wegbereiter innerhalb der Branche.

Wegbereiter? Strippenzieher? "Das klingt so nach der großen Bühne. Für mich ist es natürlich Leute zu vernetzten", sagt Frauke Ehlers. Sie sitzt da, im einfachen Hemd, kühn und selbstbewusst lächelnd, bei BB Promotion im Konferenzzimmer. Hier arbeitet sie - als Chefin im Controlling - mit Blick auf ein Bruchstück Mannheimer Industriekultur: die alte Brauerei.

In der Hand hält sie ein Buch - über die Buchfrauen natürlich. Aber das mit den Büchern, die man als Kind so verschlingt, das stimme schon. Nur war es ihr quasi im Blut: Schon Frauke Ehlers Großmutter arbeitete im Verlag - in den 20er Jahren im Leipziger Unternehmen B.G. Teubner - ihr Vater kam sogar in eben diesem Verlagsgebäude zur Welt und wurde später zu "Mister ISBN", weil er in seiner Zeit beim Klett Verlag die Einführung der ISBN-Nummer aktiv vorantrieb.

Für Finanzen zuständig

Und Frauke Ehlers? Sie kannte es nicht ohne Bücher und wollte eigentlich auch diesen Weg einschlagen: Sie machte eine Ausbildung zur Buchhändlerin, studierte, schrieb ihre Abschlussarbeit übers Verlagswesen - nur als sie bei den "Bücherfrauen" dann plötzlich für die Finanzen zuständig war und "Zahlenluft" geschnuppert hatte, da wollte sie ins Controlling. Umgeben von Büchern ist Frauke Ehlers trotzdem noch. Sie ist sogar Gesellschafterin der Schiller Buchhandlung in Stuttgart.

Schnell und vernetzt

Und einen zweiten, wenn auch unentgeltlichen Job hat sie noch obendrauf: die Bücherfrauen. Hier realisiert sie immerfort neue Ideen: Sie brachte den Verband ins digitale Zeitalter, verschaffte ihm 2009 schon eine "Twitterwirkung", erschuf einen Blog, wurde Ansprechpartnerin, brachte Finanzmittel und Sponsoren auf und initiierte einen Mentoring-Kongress, der Nachwuchskräfte und Führungsfrauen in der Buchbranche zusammenbringen sollte. Frauke Ehlers arbeitet schnell und vernetzt - offenbar so schnell, dass ihr das jetzt die Ehrung "Bücherfrau des Jahres" einbrachte.

Mannheim - ein echtes Zuhause

Ob man bei so viel Arbeit privat manchmal etwas zurückstecken muss? Frauke Ehlers kneift die Lippen zusammen, denkt nach. Arbeit liebt sie. "Es war nur anstrengend, als ich noch nur an einem Ort gelebt habe. Als ich schon in Mannheim bei BB Promotion war und abends immer nach Stuttgart zurückfahren musste, wo ich wohnte, und dazwischen noch die Bücherfrauen hatte."

Sieben Jahre hat sie das so gemacht - und "es hat geschlaucht." Heute lebt sie unter der Woche komplett in Mannheim und es ist ruhiger geworden. Ist Mannheim denn inzwischen ein echtes Zuhause? "Und wie. Hier ist alles ganz ungezwungen, so locker. Das ist wie daheim," sagt sie.

Die Bücherfrauen

  • Die Bücherfrauen - nach dem englischen Vorbild "Women in Publishing" gegründet - verstehen sich als national und international agierendes Branchen-Netzwerk.
  • Sie bringen Frauen aus allen Bereichen rund um Bücher und angrenzende Medien zusammen, verschaffen sich Kontakte und Jobs, teilen Erfahrungen und veranstalten literarische Stammtische.
  • Da der Verein einst von Feministinnen gegründet wurde, arbeitete er auch heute noch auf die Gleichstellung von Frauen und Männern hin.
  • Die Auszeichnung "Bücherfrau des Jahres" geht stets in Rahmen der Frankfurter Buchmesse an eine Frau, die Literatur von Frauen besonders förderte oder schlicht eine Wegbereiterin innerhalb der Branche war.
  • Im vergangenen Jahr erhielt Regina Elsässer, Mitbegründerin des Mannheimer Frauenbuchladens "Xanthippe" die Auszeichnung. dbi

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