Afrika-Hilfe - Mannheimer Ärzte-Ehepaar Riziki unterstützt Gesundheits- und Bildungsprojekte im Ost-Kongo / Schul- und Krankenhausbau geplant

Hilfsprojekte im Kongo: Baustellen-Laternen im Operationssaal

Von 
Dietmar Thurecht
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Helfen im Kongo: Tabea (ganz links) und Patrick Riziki (ganz rechts) mit Patenkindern des Jeremie-Projekts in der Stadt Bukavu am Kivu-See im Osten des Landes. © Dietmar Thurecht

Mannheim. „Helfen Sie uns, Dr. Tabea!“ Sie betteln nicht um kurzzeitig helfende finanzielle Mittel. Sie bitten um eine Chance, in Zukunft ein eigenes Einkommen erwerben zu können. „Helfen Sie uns! Nehmen sie uns im Nähkurs als Teilnehmerin auf!“

Bitten, die ständige Begleiter während ihres Aufenthalts im Kongo waren. Die Ärzte Tabea Riziki (ehemals Kasielke) und ihr Mann Patrick sind zurück aus ihrem Jahresurlaub im Kongo. Der Urlaub der beiden überzeugten Christen ist geprägt von ihrem humanitären Einsatz für die Ärmsten in Bukavu. Dort haben sie auch das „Jeremie-Projekt“ ins Leben gerufen (wir berichteten). Diese Herzensangelegenheit der beiden Mediziner ruht auf drei Säulen: der Übernahme der Krankenhauskosten für ausgewählte Kinder, der Vermittlung von Kinderpatenschaften sowie dem Betrieb der Nähschule als Ausbildungsbetrieb.

Kindern Bildung ermöglichen

Den Kindern möchten Sie Bildung ermöglichen, den Frauen im Rahmen der Hilfe zur Selbsthilfe mittels Nähkursen eine berufliche Basis schaffen. Und „so ganz nebenbei“ operieren sie während ihres Urlaubs auch noch im Chahi-Krankenhaus, geben Studenten und Jugendlichen Hilfestellung fürs Studium und das Leben. Frauen und jungen Mädchen klären sie hinsichtlich Verhütung und Familienplanung auf.

Mit ihrem medizinischen Wissen unterstützen sie die Ärzte im „Chahi“. Dort sind derzeit sechs Ärzte angestellt, nur der Chef hat einen Facharzt (in Kinder-Chirurgie). Das Krankenhaus ist für die Versorgung von rund 100 000 Menschen zuständig.

Mit Hilfe aus dem Ausland hat das Haus Solar-Paneele mitsamt Stromspeicher erhalten. Mit deren Hilfe steht zumindest bis Mitternacht, eventuell ein Uhr in der Nacht, Strom bei Operationen zur Verfügung. Dennoch: Bei der vorhandenen Elektro-Infrastruktur in der Großstadt bekämen deutsche TÜV-Prüfer vermutlich eine Herzattacke nach der anderen.

Trotzdem können die Rizikis, wenn sie gerade wieder ihren Urlaub im Kongo verbringen, helfen. Denn hier sehen sie ihren Platz, um Hilfe zu leisten. Und dennoch: „Wenn man kein Geld hat, kann man nicht humanitär arbeiten!“, stellt Tabea Riziki klar. Durch weitere Spenden konnte ein Missstand am Chahi-Krankenhaus etwas eingedämmt werden. Statt beim Schein von Taschenlampen werden die OPs mit gespendeten Baustellenleuchten erhellt – wenn’s funktioniert.

Trotz der finanziellen Ungewissheit haben die beiden Ärzte eine Vision: eine Schule mit Spiel- und Sportplatz zu errichten, daneben ein Berufsbildungszentrum. Zunächst für Näherinnen, später auch für Schreiner(innen) und Mechaniker(innen). Und vielleicht, wenn sich ausreichend Spender finden, soll auch ein eigenes Krankenhaus errichtet werden. Doch Letzteres ist noch Zukunftsmusik. Denn auch im Kongo bekommt man Grund und Boden nicht geschenkt. Für das ausgeguckte Areal mit Gebäude und Infrastruktur werden wohl rund 300 000 Euro benötigt. Eine gigantische Summe für ein mutiges, sinnvolles Projekt.

Im Kongo darf das Krankenhaus nur verlassen, wer seine Rechnung bezahlt hat. Darum fristen viele inzwischen gesunde Menschen ihr Dasein im Krankenhaus, da einfach die finanziellen Mittel fehlen, die entstandenen Kosten zu begleichen. Für Kinder ist dies besonders fatal, können sie doch in dieser Zeit keine Schule besuchen. Aber wer soll bei einem Einkommen von oftmals gerade einmal einem Dollar am Tag (für die ganze Familie) den Lebensunterhalt bestreiten – und dann noch Kinder oder andere Angehörige im Krankenhaus auslösen?

Gutes Schneeballsystem

Hier hilft oftmals das „Jeremie-Projekt“. Gerade, um Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen, greift das Projekt-Team ein. Mit Patenschaften für die Kinder soll diesen ein Schulabschluss ermöglicht werden. Mit diesem wiederum haben die jungen Menschen die Chance auf einen Beruf, auf finanzielle Unterstützung der Familie – und damit wiederum die Mittel, ihren Geschwistern ebenfalls eine Schulausbildung zu ermöglichen. Ein erfolgreicher Schulabschluss kann so bis zu zehn Menschen helfen. Ein gutes Schneeballsystem in Afrika.

Im Rahmen des Jeremie-Projektes werden in einer eigens eingerichteten Nähschule pro Halbjahr zehn Frauen im Nähen ausgebildet. Für die Ausbildung stehen fünf mechanische Nähmaschinen zur Verfügung. Ziel des Projektes ist, den Frauen zu einer beruflichen Selbständigkeit zu verhelfen – mit eigenen Nähmaschinen. Dafür würden pro Jahr 20 Maschinen benötigt, die den Frauen ein eigenes Einkommen ermöglichten.

Mit 170 Euro im Jahr lässt sich ein Schulkind der Primary-Schul (entspricht unserer Grundschule) unterstützen, mit 250 Euro ein Kind der weiterführenden Schule. Tabea und Patrick Riziki freuen sich über jede finanzielle Unterstützung, ob explizit für eine Schulausbildung, für die Ausbildung zur Näherin (eine Nähmaschine kostet 130 Euro) oder frei für das Projekt. Auch sinnvolle medizinische Sachspenden (Verbandsartikel, Ausstattung für das Krankenhaus) sind willkommen.

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/mannheim

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Ärztepaar aus Mannheim unterstützt Projekte im Ost-Kongo

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