Soziales

Hilfsaktion in Mannheim: Die Weihnachtsgiraffen sind da

Kleine Künstler schmücken im Mannheimer Q6/Q7 Papptiere. Der Verein Pro Bono erzielt mit der Aktion 25 000 Euro für benachteiligte Kinder

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Große und kleine Künstler beim kreativen Malen und Basteln an einem Tisch. © Christine Maisch-Bischof

Mannheim. Komplette Familien, die mitten im Einkaufsmeilen-Foyer an Tischen sitzen, Pinsel in Deckfarben tauchen und Tierfiguren aus Pappmaché mit Glitzersteinen verzieren: Der Verein „Pro Bono - für Kunst und Kind“ (KUK) lädt vor dem dritten Advent unter dem Motto „Tierisch buntes Leben im Quadrat“ zu einer Malaktion im Quartier Q6/Q7 ein.

Und im Nu verwandeln Dutzende von Mädchen und Jungs samt Eltern das Shoppingcenter in eine Werkstatt, in der kleine und große Talente den Geschenkekauf-Trubel um sich herum für eine Weile ausblenden und nur das gemeinsame Werkeln im Zentrum steht.

Pferderücken leuchtet in den Quadraten feuerrot

„Langsam, nicht so viel Wasser, sonst deckt die Farbe nicht“: Geduldig erklärt Papa Demiz seinem sechsjährigen Sohn Zayn, wie er den Rücken des Papp-Pferdes vor sich feuerrot leuchten lassen kann. Derweil versucht Mama Gisem die Finger von Zayns Schwesterherz Nisa wenigstens etwas zu säubern. Schließlich hat die dreijährige Künstlerin nicht nur ihre Giraffe in blaue Farbe getaucht, sondern auch einige Teile ihres Umfelds.

Hilfsverein Pro Bono

  • Gegründet wurde der gemeinnützige Verein „Pro Bono – für Kunst und Kind“ (KUK) 2014. Seither organisiert er Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Ziel ist, mit Aktionen, Spenden und Erlösen auf benachteiligte Kinder und Jugendliche aufmerksam zu machen und sie zu fördern.
  • Zu den Aktionen zählen Projekte mit dem Zirkus Aladin, Rock- und Graffiti-Workshops sowie eine Gala zugunsten von Kindern aus der Ukraine. Das Spendenergebnis seit 2014 ist eine sechsstellige Summe.
  • Infos und Kontakt: www.probono-kuk.de.

Gleich neben ihr lässt Luke einen Hund schwarz glänzen. Der Achtjährige tauft ihn Theo: „Genau wie unser Hund, ein Weimaraner.“ Vater Jörg Alldinger nickt zustimmend. Er bewundert nicht nur die Entstehung der tierisch bunten Vielfalt, sondern zählt auch zu den Förderern des Projekts.

„Es sind schon mehr als 25 000 Euro“, berichtet Thomas Mück, der KUK 2014 ins Leben gerufen hat, während sein Blick über die Künstlerschar schweift, die so in ihre Welt versunken ist, dass es eine Weile dauert, bis sie den riesigen Adler-Feldhamster bemerkt, der zwischen den Tischen herantapst.

Abwechslung beim Weihnachtseinkauf in Mannheim

Der Pelz-Riese flößt der dreijährigen Jasmin zwar Respekt ein, aber sie hat eine wichtige Mission und nähert sich dem drolligen Gesellen: „Hamster, du musst meine Giraffe sehen.“ Huldvoll neigt sich Maskottchen Udo zu ihr herab und reckt anerkennend den Plüsch-Daumen in die Höhe.

„Die Farben nie direkt in den Töpfchen, sondern in einem Fach im Deckel mischen“, rät am Nachbartisch Alexander Bergmann von der Kunstschule im Jungbusch dem vierjährigen Maximilian, der gerade ein Kamel erröten lässt. „Ich liebe es, bunte Dinge zu machen“, lässt er sein Gegenüber wissen, ohne sein Kunstobjekt auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren.

Dann sind die Wüstenschiffe wohl seine Lieblingstiere? „Ja, Kamele und Mumien.“ Mumien, warum denn das? „Die haben so viele Schätze.“ Mama Abee Ulbrich klärt die Staunenden lachend auf, während Maximilian unbeirrt weiter pinselt: „Ja, im Kindergarten lesen sie gerade vom kleinen Drachen Kukosnuss und dem Geheimnis der Mumie.“ Alles klar.

Eigentlich wollte die Familie auf dem Weihnachtsmarkt Riesenrad fahren. Aber jetzt sind alle mit Feuereifer bei der Aktion im Einsatz. „Die Kinder hatten Hunger“, räumt Maximilians Mutter ein. Da kam die Pause in Q6/Q7 gerade recht. Schließlich gibt es nicht nur selbst dekorierte Tiere zum Mitnehmen, sondern auch einen großen Popcorn-Wagen.

Glitzerbändchen für die Katze

Inzwischen erklärt Mara, warum ihre Maus weiße Tupfen unter der roten Nikolausmütze trägt: „Das ist doch eine Weihnachtsmaus.“ Natürlich, sieht man ja. Neben Mara versorgt Claudia Selent vom Hack-Museum das junge Talent Ewa mit Glitzerbändchen für ihre schneeweiße Katze.

Und während der vierjährige Diego sein Kamel schmückt, verrät Luigi Castoro, warum seine Frau gerade unterwegs ist: „Sie ist froh, dass wir hier basteln und sie in Ruhe Geschenke kaufen kann.“

Apropos Weihnachtsgeschäft: Das bunte Treiben ist natürlich auch für KUK-Sponsor und Q6/Q7-Chef Hendrik Hoffmann ein Vergnügen. Nicht nur geschäftlich betrachtet, wie er versichert: „Als zweifacher Familienvater kann ich Ihnen sagen, dass es nichts Schöneres gibt als strahlende Kinderaugen.“

KUK-Projekt wird fortgesetzt

Die nächste KUK-Aktion im Frühsommer 2024 ist schon in Planung. „Eine Fortführung von unserm tierischen Projekt“, kündigt Thomas Mück an. In einem Atelier werden Kinder unter Anleitung von Künstlern Quadrate bemalen: „Thema ist, was ist für euch buntes Leben in Mannheim, wenn ihr an Luft, Wasser, Menschen, Tiere und Pflanzen denkt.“

Die Arbeiten werden fotografiert und zu einer riesigen Skulptur zusammengesetzt, die dann von Sponsoren und Spendern an eine öffentliche Einrichtung übergeben werden kann. Frei nach Thomas Mücks KUK-Motto: „Nicht meckern, sondern mitgestalten.“

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