Ökumenische Telefonseelsorge - Pfarrer Michael Lipps geht in Ruhestand / Elke Rosemeier übernimmt die Leitung

Hilfe als christliches Anliegen

Von 
Bettina Henkelmann
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Hat fünf Jahre die Telefonseelsorge geleitet: Michael Lipps.

© TS

Man muss die Menschen mögen, sagt Michael Lipps - und diese Überzeugung ist Antrieb für seine Arbeit. Fünf Jahre hat der 65-Jährige die ökumenische Telefonseelsorge (TS) Rhein-Neckar geleitet. Heute Abend wird er mit einem Gottesdienst in der Schlosskirche (Beginn 18 Uhr) verabschiedet. Denn der evangelische Pfarrer geht zum 1. November in den Ruhestand und gibt den Stab an Pfarrerin Elke Rosemeier weiter. Die 51-Jährige wird dann zusammen mit derzeit fast 160 Ehrenamtlichen ihren Dienst am Telefon, im Chat und per Mail tun und sie begleiten.

Immer wieder Nachtdienst

Immer, wenn er sich vergewissern wollte, wozu er das alles mache, habe er einen Nachtdienst am Telefon übernommen, berichtet Lipps. "Wenn ich dann in den frühen Tag trat, wusste ich, wozu ich die Nacht wach war und ich diese Arbeit tat", erinnert er sich.

Auch die Seelsorge an den Mitarbeitenden, die ja immer wieder Begleitung bräuchten, sei eminent wichtig. Eine Wertschätzung für deren Arbeit sei auch der Umzug in die neuen Räume in Mannheims Zentrum am Wasserturm im Jahr 2013 gewesen. "Ich bin der Ansicht, dass die Mitarbeitenden, deren Dienst oftmals belastend ist, für ihre Zusammenkünfte, Supervisionen und Fortbildungen einen schönen Rahmen benötigen." Diese müssen im Unterschied zu früher über ihr Engagement bei der TS kein Stillschweigen mehr bewahren, nur über die Arbeit ihrer Kollegen und selbstverständlich über die Gespräche, die sie mit Ratsuchenden führen sowie über den Ort, an dem die Notfalltelefone stehen. "Das ist oberstes Prinzip." Gerne gebe man aber Auskunft über die Geschäftsstelle. Gastgruppen, die sich über die TS informieren wollten, seien herzlich willkommen.

Die Medien der TS sind neben dem Telefon die E-Mail und der Chat. Dass man Ratsuchenden bei der Kommunikation nicht in die Augen sehen könne, sei dabei kein Nachteil, ist Michael Lipps überzeugt: "Am Telefon etwa kann ich mich ganz auf den Sprechakt konzentrieren, den Atem, die Modulation der Stimme, die Pausen. Man kann sich da sehr nahe sein."

Etwa 40 000 Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar nehmen jährlich den Dienst der TS in Anspruch. Er habe den Eindruck, bestätigt Lipps auf Nachfrage, dass die Zahl der Menschen, die in besonderer Weise psychisch belastet seien, zunehme. "Beziehungsfragen, Einsamkeit und Angst in vielfältiger Weise, etwa in den als rasant erlebten gesellschaftlichen Entwicklungen unter die Räder zu kommen, gehören zu den Lebensumständen, die am meisten in den Anrufen vertreten sind." Der verheiratete Lipps, der vier erwachsene Kinder und zwei Enkel hat, ist jetzt neugierig auf den Ruhestand. Vor seiner Tätigkeit bei der TS hatte er das Ökumenische Bildungszentrum sanctclara mit aufgebaut und kollektiv geleitet.

Freude auf die Arbeit

Die künftige Leiterin der TS, Elke Rosemeier, freut sich schon auf ihre neue Arbeit. Das Begleiten von Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen liege ihr besonders am Herzen, bekundet die Theologin, die seit 2009 als Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Leimen tätig ist. Sie habe die TS Rhein-Neckar vor einigen Jahren kennengelernt und sei sofort davon überzeugt gewesen, dass dort eine wichtige und beeindruckende Arbeit in einem qualifizierten Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen geleistet werde. "Es ist ein starkes Gemeinschaftsgefühl spürbar", sagt Rosemeier. Sie schätze die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und empfinde ihre neue Aufgabe als schön und reizvoll. "Für mich ist es ein zutiefst christliches Anliegen zu versuchen, für Menschen in Not und Krisen da zu sein."

Freie Autorin Freie Journalistin. Beim MM tätig für die Lokalredaktion, Kulturredaktion und die Stadtteilseiten Mannheim-Mitte.

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