Der Sonnenschein lockt die Menschen nach draußen. Freie Parkplätze sind am Strandbad dementsprechend abends Mangelware. Und so nutzen zahlreiche Familien, aber auch einzelne Besucher den Kieselstrand oder die Wiese zum Sonnenbaden. Eine Gruppe von 20 Leuten hat dagegen andere Pläne. Statt den wohlverdienten Feierabend zu genießen, machen sie sich auf die Suche nach Unrat. Sie streifen sich Handschuhe über, nehmen sich Greifer, Papiertüten und leere Tetrapaks. Mit konzentriertem Blick nehmen sie den Kieselstrand, Gebüsche und Grünflächen unter die Lupe. Sie sammeln vor allem achtlos weggeworfene Zigarettenstummel ein, aber auch anderen Müll.
Hinter der Aktion steckt die Gruppe Surfrider Baden-Pfalz, die sich für mehr Sauberkeit rund um Flüsse und Gewässer in der Region einsetzt, sagt Uwe Franken, der sich um die Pressearbeit kümmert. „Zum festen Stamm gehören rund 15 Leute.“
Man treffe sich regelmäßig, um Projekte zu planen - etwa Workshops zum Thema Nachhaltigkeit und Clean-ups. Franken, der unter anderem Wassersport wie Stand-up-Paddling macht, verbringt viel Zeit im Freien. „Mir ist aufgefallen, dass die Natur immer mehr zugemüllt wird“, sagt er.
Er sammelte zunächst privat Müll ein. 2019 wurde eine Regionalgruppe der Surfrider gegründet; er und vier andere waren dabei, als die Initiative ins Leben gerufen wurde. Franken hatte die aktuelle Situation satt und wollte etwas ändern. „Die Surfrider sind eine weltweite Organisation, die in den 1980er Jahren in Amerika gegründet wurde“, sagt er. „Wir möchten, dass es besser wird mit der Sauberkeit und die Gewässer besser geschützt werden.“
Die Clean-ups sollen einerseits die Umwelt von Abfall befreien, andererseits will die Initiative auf die immer größer werdende Umweltbelastung hinweisen. Zu jeder Säuberungsaktion gehört auch ein Stand, an dem die Umweltschützer über Abfallvermeidung informieren.
Die Düsseldorfer Initiative hat vom 5. bis 12. August das „Rhineclean-up“ angekündigt. Und so gibt es auch in Mannheim Veranstaltungen zum Thema; engagierte Bürger waren zudem im Rahmen der Aktionswoche „Rheinkippen“ an vier Tagen an verschiedenen Örtlichkeiten unterwegs, um Zigarettenstummel zu sammeln. Gereinigt wurden neben dem Verbindungskanal im Jungbusch und den Rheinterrassen Lindenhof auch das Strandbad Neckarau und die Neckarwiese an der Kurpfalzbrücke.
Der Höhepunkt und Abschluss der Aktionswoche ist an diesem Freitag von 11 bis 15 Uhr in der Mannheimer Fressgasse, auf der Fläche zwischen E1 und F1. Dort werden die Surfrider mit dem Stadtraumservice eine gemeinsame Veranstaltung organisieren (wir haben berichtet). Dabei werden auch die Ergebnisse der Aktion präsentiert - die Kippen sollen in einer Säule zur Schau gestellt werden, um die Menge des Mülls zu veranschaulichen.
Deshalb schütten die Sammler alles in einer blauen Tonne zusammen. Franken hebt den Deckel an; der stechende Geruch von Nikotin steigt in die Nase. „Die Kippen werden recycelt“, erklärt er. Daraus sollen Plastikbehälter entstehen, die als Aschenbecher für unterwegs genutzt werden können.
Wegen der Giftstoffe, die in den Kippen enthalten sind, könne man daraus nichts anderes herstellen. Das solle Raucher zusätzlich motivieren, Kippen nicht einfach achtlos wegzuwerfen. Denn die giftigen Stoffe seien eine Gefahr für Tiere, aber auch für Kinder, so Franken.
Caroline Golly und Patrick Preißler gehören zu den Surfridern. Die beiden sind ausgerüstet mit Tüten und suchen nach Kippen. Lange dauert das nicht. Oft sehe man die Stummel schon mit bloßem Auge, erklärt die 36-jährige Caroline. Sie kratzt mit der Fußspitze über die Steine; denn auch darunter könne man Kippen finden, erklärt sie. Vor allem am Jungbusch sei die Ausbeute groß gewesen. Dennoch habe sich so manches aufklärende Gespräch ergeben. Denn Informieren liegt ihr besonders am Herzen.
Reinhard Bogner ist in Altersteilzeit. „Ich finde die Aktion gut“, sagt der Mannheimer, der über eine Bekannte dazu gekommen ist, mit anzupacken. Zwei Päckchen mit Stummeln hat er schon gesammelt. Alexandra aus Heidelberg ist zufällig dazugestoßen, da sie sowieso am Strandbad war. Privat sammelt sie öfter Müll, erzählt sie. „Das Einsammeln kann man auch gut mit Sit-ups verbinden“, verrät sie und lacht. Auch Alex Baum wünscht sich eine saubere Umgebung. Er betont: „Es ist zwar ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber auf diese Art kann man vielleicht manche Leute dazu bringen, beim nächsten Mal mehr über Müll nachzudenken.“
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