Nachrücker in den Gemeinderat – Teil 3 - Heidrun Kämper freut sich sehr, im Gemeinderat wieder Weichen vor allem im Schulbereich stellen zu können

Heidrun Kämper ist froh, wieder im Mannheimer Gemeinderat zu sein

Von 
Steffen Mack
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Heidrun Kämper in ihrem Haus in der Gartenstadt. Sie lebt darin gemeinsam mit ihrem Mann Majid Khoshlessan. Direkt dahinter beginnt der Käfertaler Wald. © Steffen Mack

Mannheim. Sie hat es so vermisst. „Jetzt sind ja auch bald wieder die Haushaltsberatungen“, sagte Heidrun Kämper im November 2019 bei einem eher zufälligen Treffen mit dem „MM“. Und im Wissen, die mehrtägigen, traditionell von frühmorgens bis spätabends gehenden Marathonsitzungen diesmal zu verpassen, schaute die Sozialdemokratin so, wie andere Menschen vielleicht aus ihren Bürofenstern sehen, wenn es sich draußen jemand mit einem Eis in der Sonne gemütlich macht. Doch wenigstens ahnte Kämper da schon, dass sie nicht mehr allzu lange wehmütig sein musste: Nach der Wahl des bisherigen SPD-Fraktionschef Ralf Eisenhauer zum Baubürgermeister rückte sie ein Jahr später wieder in den Gemeinderat nach.

Dort fand Kämper viele neue Gesichter vor, die Kommunalwahl 2019 hatte bei mehreren Parteien für einen Generationswechsel gesorgt. „Die Verjüngung hat dem Gemeinderat gut getan“, findet Kämper. Es komme aber auf die richtige Mischung an, „in allen demokratischen Fraktionen“ säßen ja auch noch ein paar erfahrenere Lokalpolitiker. Im Gespräch in ihrem Haus in der Gartenstadt (der Käfertaler Wald beginnt quasi direkt hinter dem Garten) betont sie „demokratischen“ mehrfach sehr deutlich. Eine Fraktion ist da definitiv nicht gemeint.

„Noch nie Probleme mit Burkinis“

Den Namen braucht Kämper nicht zu nennen. Dass sie sich als Sprachwissenschaftlerin eingehend mit der AfD befasst hat, ist bekannt. Gibt die sich im Gemeinderat nicht gemäßigter als im Bundestag oder in Landesparlamenten? „Das muss ich bestätigen“, nickt Kämper. Aber man dürfe sich vom moderateren Ton nicht täuschen lassen, die Programmatik sei in Mannheim genau die gleiche wie überall. So hätten AfD-Vertreter kürzlich die Badesatzung der Stadt allein deswegen abgelehnt, weil kein Burkini-Verbot enthalten sei. „In dem Zusammenhang entdecken sie plötzlich die Emanzipation der Frau“, lacht Kämper bitter. Dabei habe es mit der muslimischen Badetracht in Mannheim doch noch nie irgendwelche Probleme gegeben.

Die Sprachwissenschaftlerin

  • Geboren wurde Heidrun Kämper am 9. Mai 1954 in Gevelsberg (im südlichen Ruhrgebiet).
  • Sie studierte erst in Hamburg, dann in Braunschweig Germanistik, Politologie und Pädagogik. Nach dem Magisterexamen promovierte sie.
  • Seit 1993 ist Kämper wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mannheimer Institut für Deutsche Sprache, sie leitet den Arbeitsbereich „Sprachliche Umbrüche des 20. Jahrhunderts“.
  • Professorin wurde Kämper 2005 an der Uni Mannheim, wo sie – ebenso wie in Heidelberg – auch heute noch lehrt.
  • Verheiratet ist Kämper mit Majid Khoshlessan, dem früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Mannheim.
  • Seit ihrem Übertritt zum jüdischen Glauben trägt sie auch den von ihr gewählten Vornamen Deborah.
  • In ihrer Freizeit geht Kämper gern Spazieren oder Joggen, zusammen mit ihrem Mann unternimmt sie auch viel mit den vier Enkeln

Mehr Zeit will Kämper bei diesem Treffen nicht mit der AfD verlieren. Lieber spricht sich noch ausführlicher über das Migrations-Thema, da hat sie ein Anliegen: „Mich ärgert es jedes Mal, wenn von Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund die Rede ist.“ Das sei in einer Stadt wie dieser, in der einstige Zuwanderer bereits in dritter Generation lebten, einfach nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr solle man sozialpolitische Herausforderungen als solche dort konkret benennen, wo sie aufträten.

Wichtig ist Kämper vor allem, die Chancen von Kindern aus bildungsfernen Haushalten zu erhöhen. Dazu gehört für sie auch die Digitalisierung der Schulen ebenso wie flächendeckend verlässliche Ganztagsangebote. Anhand der Bevölkerungsentwicklung sei erkennbar, dass die Schülerzahl in Mannheim zwischen 2033 und 2035 einen Höchststand erreichten werde. Da müsse man jetzt schon die räumlichen Bedarfe ermitteln und Bauprojekte auf den Weg bringen.

Die hier im Unterschied zu vielen anderen Städten stetig steigende Einwohnerzahl findet Kämper sehr erfreulich. Sie zeigt aus dem Wohnzimmerfenster in Richtung Franklin: Dass auf den ehemaligen US-Militärflächen viele Menschen Wohnraum finden, nennt sie die „Re-Demokratisierung Mannheims“.

Generell analysiert die Sprachwissenschaftlerin vieles mit ihrem akademischen Baukasten. Der besondere Reiz der Lokalpolitik liegt für sie indes darin, dass es hier um real Entstehendes geht. Beispielsweise ist sie noch sehr stolz auf die Renovierung des Meeräckerplatzes auf dem Lindenhof, für die Kämper sehr gekämpft hat. Jetzt freut sie jedes Mal, wenn sie dort vorbei läuft und Menschen entspannt auf einer neuen Bank sitzen sieht. „Wissenschaftliche Arbeit findet ja eher nur im Kopf statt“, sagt die 67-Jährige.

In der SPD-Fraktion ist sie Sprecherin für Bildung, Gesundheit, Zusammenhalt und Internationales sowie Bürgerbeteiligung. Ein zentrales Anliegen ist ihr die Zukunft der Stadtbücherei, diese sei gerade für Kinder aus Familien mit wenig Geld immens wichtig. Lieber als hinter dem Stadthaus hätte sie den geplanten Neubau am Alten Meßplatz angesiedelt, „aber dafür fand sich leider keine Mehrheit“. Immerhin entsteht stattdessen an jener Stelle in der Neckarstadt nun etwas, mit dem sich Kämper ebenfalls sehr gut arrangieren kann: das Forum für Deutsche Sprache, in das dann quasi auch ihr Arbeitsplatz umsiedelt.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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