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Harry-Potter-Sport Quidditch wird umbenannt - "Mannheimer Greife" bedauern das

Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling steht mit ihren Aussagen immer wieder in der Kritik. Das aus den Romanen bekannte Spiel "Quidditch" soll deshalb umbenannt werden. Die „Mannheimer Greife“ spielen trotzdem weiter

Von 
Tanja Capuana
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Der Quidditch-Club spielt auch trotz Umbenennung weiter. © T. Capuana-Parisi

Mannheim. Sie gehören untrennbar zusammen: Harry Potter und Quidditch. Die Sportart, bei der die Spieler mit einem Besenstil zwischen den Beinen nach Toren jagen, stammt aus der beliebten Buchreihe und vereint Teamgeist und jede Menge Spaß. Doch in Kürze wird Quidditch den Namen wechseln - und in Quadball umbenannt werden.

Die Internationale Quidditch Association möchte sich von der Schriftstellerin Joanne K. Rowling distanzieren. Der Grund sind neben Markenrechten vor allem Aussagen der Potter-Erfinderin, die nicht nur von der LGBTIQ*-Szene als diskriminierend angesehen werden. So hat die 56-Jährige etwa 2019 bei Twitter einen Beitrag gelikt, der als transfeindlich empfunden wurde. Zudem machte sie sich vor zwei Jahren über den Ausdruck „Menschen, die menstruieren“ öffentlich lustig.

Auch in Mannheim gibt es einen Quidditch-Verein: Vor sechs Jahren gründete das Ehepaar Justine und Patrick Borchardt die „Mannheimer Greife“. Zehn aktive Mitglieder zählt der Verein. Die Vorsitzende legt großen Wert darauf, dass in dem Team sämtliche Geschlechter zusammen spielen. Für die 30-Jährige gehören in diesem Kontext auch Menschen dazu, die sich als non-binär bezeichnen, sich also weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen.

Mit LGBTIQ*-Szene verbunden

„Mit Rowlings Meinung kann ich nicht viel anfangen“, sagt Justine Borchardt. Denn die junge Frau fühlt sich der LGBTIQ*-Szene sehr verbunden. „Ich habe viele Freunde, die non-binär, trans oder homosexuell sind“, sagt sie. „Ich selbst bin pansexuell.“ Das bedeutet, dass sie sich in eine Person verliebt und nicht in das Geschlecht. Borchardt vermutet, dass Rowling, die als Feministin gilt, befürchtet, dass das weibliche Geschlecht verschwindet. „Ich kann zwar verstehen, dass sie Angst davor hat“, sagt sie. „Was aber meiner Meinung nach absoluter Quatsch ist.“ An den Haaren herbeigezogen findet sie auch, wenn manche Feministinnen davon überzeugt sind, dass Männer vorgeben, Transfrauen zu sein, um sich damit Zugang zu Frauengefängnissen zu erschleichen. Schließlich gebe es im Vorfeld Gutachten. „Es werden auch Gespräche mit Psychologen geführt.“

Borchardt ist trotzdem großer Fan von Harry Potter. Durch ihre Liebe zu dem Zauberlehrling ist sie überhaupt erst zum Quidditch gekommen, erzählt sie. Sie sieht die Thematik daher differenziert, möchte Rowling nicht prinzipiell und pauschal als transfeindlich bezeichnen, da sie sie nicht persönlich kenne. „Ich weiß nicht, ob sie tatsächlich diskriminierend ist oder ob sie die Thematik nicht verstanden hat“, sagt sie. „Es gibt viele Menschen, die damit nicht aufgewachsen sind.“

Mitglieder sind enttäuscht

Trans-Menschen habe es schon immer gegeben, allerdings trauen sich heutzutage mehr Leute, offen dazu zu stehen. Wütend macht Borchardt dagegen, wenn etwa im Sportbereich gegen Athleten geschossen wird, die trans sind. Etwa, dass Transfrauen bei Olympia Vorteile unterstellt werden. „Das finde ich ganz furchtbar.“ Die Umbenennung von Quidditch zu „Quadball“ sieht Justine Borchardt daher mit gemischten Gefühlen. „Ich verstehe, warum man es macht, aber ich finde es schade, wenn das Werk von Rowling verleugnet wird, nur weil sie blöde Aussagen gemacht hat“, sagt sie. „Harry Potter ist ja der Ursprung.“

Die Umbenennung mache es auch schwieriger, das Spiel zu beschreiben, wenn die Parallele zum Film oder Buch nicht mehr gezogen werden darf. Zu Rowlings Meinung betont Borchardt aber: „Es ist ihre Sicht der Dinge, auch, wenn ich nicht dahinterstehe.“

Die Mitglieder der „Mannheimer Greife“ finden es ebenfalls schade, dass der Sport den Namen ändert, sagt Borchert. „Sie haben aber gesagt: ,Wir spielen es auch weiter, wenn es Quadball heißt.’“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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