Zu Gast in Mannheim - Schauspielerin Katharina Schüttler erzählt über sich und ihren neuen Film

"Habe die Gitarre vermisst"

Von 
Angela Boll
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Schauspielerin Katharina Schüttler im Gespräch mit MM-Redakteurin Angela Boll im Restaurant des Hotels Mercure.

© Blüthner

Viel Zeit hat sie nicht. Schauspielerin Katharina Schüttler ist im Kinostress. Ihr neuer Film "Die Welt der Wunderlichs" läuft an. Nach der Deutschland-Premiere in Mannheim und einer Nacht im Hotel gehts direkt weiter nach Berlin. "Durchgetaktete Tage" erlebt die 36-Jährige deshalb gerade. Mit frisch aufgehübschten, dunkelroten Fingernägeln hechtet sie zum "MM"-Interview. Statt eines Händedrucks gibt's ein freundliches Abklatschen - "damit der Lack hält". Das Make-up sitzt längst: feiner Lidstrich, zartes Puder, rosafarbener Lipgloss.

Parallelen zur eigenen Familie

Dezent wirkt die Frau, die auf der Leinwand oft extreme Charaktere spielt, ihre Geschichten intensiv und ausdrucksstark erzählt. Auch in ihrem aktuellen Projekt schlüpft sie wieder in eine besondere Rolle: Und zwar in die von Mimi Wunderlich. Einer jungen Mutter, die in der Familie an allen Fronten kämpft und trotzdem ihren Traum vom Musikmachen verwirklichen will. "Der Film ist deshalb so sehenswert, weil er lustig ist und gleichzeitig eine Tiefe hat, die berührt", findet die Hauptdarstellerin: "Das Thema Familie kennt jeder von uns. Deshalb wird wahrscheinlich auch jeder Zuschauer einen Anknüpfungspunkt finden", glaubt sie.

Auch sie hat Parallelen zu ihrem Leben entdeckt: "Sich für andere verantwortlich zu fühlen, das kenne ich. Es ist ein längerer Prozess, das abzulegen. Bei mir hat er mit etwa 30 Jahren begonnen und wahrscheinlich wird er noch eine ganze Weile andauern." Das Thema kennt sie aus ihrer Herkunftsfamilie. Mittlerweile hat die 36-Jährige aber auch selbst zwei Töchter, eine ist fünf Jahre alt, die andere "noch ganz klein". Wie die Mädchen heißen, möchte sie nicht verraten, aber dass die Kleine oben im Hotelzimmer auf sie wartet und vielleicht sogar mit zur Premiere darf, das erzählt sie gern. Zu Hause in Berlin möchte die Fünfjährige spontan mit ihrer Freundin Spaghetti kochen, diese aktuelle Entwicklung erfährt Schüttler am Handy, das während des Interviews klingelt.

Kinder und Karriere - für Katharina Schüttler keine Gratwanderung. "Ich habe das Glück einen Beruf zu haben, der mich erfüllt, in dem ich immer wieder dazulernen darf und der sehr viel Freude macht" - das mit Familie zu vereinbaren brauche einfach nur eine gute Organisation.

Bei den Vorbereitungen zu den Wunderlichs half es Katharina Schüttler, ihre Tochter einzubinden. Gitarrenunterricht musste sie nehmen, bald spielte sie ihrer Großen vor, was sie gelernt hatte, und plötzlich wurde der Film-Song "Falling" zum meistgeliebten Gute-Nacht-Lied im Schüttler-Haushalt - und ist es bis heute geblieben.

"In Mimis Musikleidenschaft einzutauchen hat mich sehr bereichert. Und ich habe mich dabei in diese wunderbare Gitarre verliebt." "Diese Gitarre" ist eine Gibson aus den 50ern, die Regisseur Dani Levy in Kanada gefunden und speziell für den Film gekauft hatte. "Als die Gitarre dann weg war, habe ich sie richtig vermisst", erzählt Schüttler. Deshalb entschloss sie sich kurzerhand, der Produktion das Instrument abzukaufen. Für wie viel Geld, soll ein Geheimnis bleiben: "Sie war nicht günstig, aber sie ist es wert."

Die Zeit läuft, noch zügig ein paar Happen Sushi, dann muss sich Schüttler für die Premiere in Schale werfen. Bleibt noch ein kleiner Moment für das Statement über Mannheim - der Stadt, in der "Die Welt der Wunderlichs" hauptsächlich gedreht wurde: "Mannheim hat das Flair einer großen Hafenstadt", findet die Schauspielerin, "das hat mich überrascht, so mitten in Deutschland. Aber ich mochte es sehr. Wenn ich hier noch einmal drehen dürfte, würde ich mich sehr darauf freuen."

Katharina Schüttler

  • Katharina Schüttler wurde am 20. Oktober 1979 in Köln geboren.
  • Schon als Kind stand sie vor der Kamera, spielte in zahlreichen Fernsehproduktionen mit.
  • 1999 begann sie ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover.
  • Zuletzt war sie in "Rico, Oskar und der Diebstahlstein", "Ku'damm 56" und "Heidi" zu sehen.

Redaktion Lokalredakteurin, Gerichtsreporterin, Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat"

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