Innenstadt

Grünes Licht für drei verkaufsoffene Sonntage in Mannheim

Die Entscheidung im Gemeinderat über den Wunsch der Handelsverbände war so knapp wie erwartet. Aber jetzt ist klar, dass es in Mannheim in diesem Jahr drei verkaufsoffene Sonntage geben wird. Wir erklären, was geplant ist

Von 
Timo Schmidhuber
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Jede Menge los, in den Läden wie in den Cafés: ein Bild vom verkaufsoffenen Sonntag im Oktober 2021. © Christoph Blüthner

Mannheim. Hand heben war gestern. Für die Sitzungen des Gemeinderats gibt es jetzt ein elektronisches Abstimmungssystem. Jeder Stadtrat und jede Stadträtin sieht auf einem kleinen Display vor sich drei Buttons: ja, nein, Enthaltung. Das Ergebnis wird auf einem großen Bildschirm im Ratssaal angezeigt. Die Premiere am Dienstag war holprig. Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) fragte daher sicherheitshalber immer nochmal, ob jeder so abgestimmt hat, wie es der Bildschirm zeigt.

Das war vor allem bei dem Punkt wichtig, der eine enge Geschichte werden sollte: Die Abstimmung über die vom Handel gewünschten drei verkaufsoffenen Sonntage in diesem Jahr.

Lob von IHK und Werbegemeinschaft

  • Der Gemeinderatsbeschluss für drei verkaufsoffene Sonntage im Buga-Jahr ist bei der Werbegemeinschaft City sowie der IHK Rhein-Neckar auf ein positives Echo gestoßen. Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, zeigte sich in einer Mitteilung „froh und erleichtert über diese Entscheidung“. Gegnern der verkaufsoffenen Sonntage bot er an, „dass sie gemeinsam mit uns die Veranstaltungen begleiten und auswerten“.
  • Aus Sicht von IHK-Präsident Manfred Schnabel hat die Wirtschaft in den Innenstädten sehr unter den Corona-Maßnahmen gelitten. Verkaufsoffene Sonntage würden den Gewerbetreibenden dabei helfen, die Kundenbindung zu stärken. „Aber auch die Innenstädte profitieren durch die Belebung“, sagte Schnabel laut einer Mitteilung. Die gesetzliche Obergrenze von maximal drei hält er für nachvollziehbar und angemessen. Allerdings könne der Gesetzgeber mehr Rechtssicherheit herstellen, indem er dafür sorge, dass verkaufsoffene Sonntage keinen bestimmten Anlass mehr benötigen. 

Am Ende gab es zwar eine Mehrheit für das Dreierpaket. Aber während bei dem traditionellen Termin Anfang Oktober alle mitgehen konnte, waren die Mehrheiten bei den beiden zusätzlichen im April und im Juli vergleichsweise knapp.

CDU, FDP/MfM, Freie Wähler/Mannheimer Liste (ML), AfD sowie große Teile der SPD stimmten dafür. Grüne, LI.PAR.Tie und die beiden SPD-Stadträte Stefan Höß und Reinhold Götz - beide mit engen Gewerkschafts-Verbindungen - votierten dagegen.

Damit wird es jetzt wie von Handelsverband und City-Werbegemeinschaft gewünscht neben dem Marktwochenende Anfang Oktober zwei weitere Innenstadt-Großveranstaltungen mit je einem offenen Sonntag geben.

Drei Sonntage im Jahr sind gesetzlich möglich. Das Gesetz schreibt einen konkreten Anlass vor wie Feste oder Märkte.

Als Anlass für den April-Termin wollen die Händler am 15. und 16. April zum Buga-Start ein Erlebniswochenende auf die Beine stellen unter dem Motto „Mannheim blüht auf - Die grüne City Mannheim heißt die Buga 23 willkommen“. Der Titel solle aber weniger als eine Hommage an die Buga verstanden werden, sondern als „Sinnbild für eine nachhaltig wachsende, bunte und blühende Stadt“, heißt es. Künstler sollen auftreten und sich dabei mit dem Thema Blumen beschäftigen. Der Französische Markt auf den Kapuzinerplanken wird integriert.

Am Wochenende 15./16. Juli soll sich alles um die Musik drehen. „In Mannheim spielt die Musik“ lautet hier das Motto. Geplant ist eine Weiterentwicklung der früheren Veranstaltung „Tüten und Töne“, um die Vielfältigkeit der Musikkultur in der Stadt hervorzuheben und an Mannheim als „Unesco City of Music“ zu erinnern. Die Idee ist, in der City fünf Musik-Bühnen aufzubauen.

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Lust auf das „Erlebnis Stadt“

Unter dem Motto „Mannheim genießt“ soll es am 30. September/1. Oktober schließlich eine Neuauflage der etablierten Mannheimer „MarktMeile“ geben, mit der an die Verleihung der Marktrechte an die Stadt im Jahr 1613 erinnert wird. Im Wesentlichen soll es beim bekannten Programm mit Kunstmarkt (Paradeplatz), Holland-Stoffmarkt (Marktplatz) und Herbstmarkt (Kapuzinerplanken) bleiben. Vorgesehen sind zudem verschiedene Genuss-Märkte.

Die Gewerkschaften hatten Kritik an einer Ausweitung geübt. Der Sonntag müsse arbeitsfrei bleiben.

Zu Beginn der Debatte im Gemeinderat hatte sich der Oberbürgermeister nochmal dafür ausgesprochen, die drei Sonntage in diesem Jahr ausnahmsweise zu bewilligen. Nach den Einschränkungen in der Pandemie gehe es darum, die Lust auf das „Erlebnis Stadt“ wieder neu zu wecken, sagte er.

„Wir müssen alles tun, um dem Handel zu helfen“, betonte Holger Schmid (ML). Er sei froh, dass der Kaufhof am Paradeplatz von einer Schließung verschont geblieben sei. „Aber wer weiß, ob das auch künftig so bleibt?“ Zur Unterstützung des Handels habe man jetzt mit dem Ende des Verkehrsversuchs „den ersten Schritt gemacht“. Die verkaufsoffenen Sonntage seien der zweite.

Birgit Reinemund (FDP) betonte, es sei wichtig, Kunden „von außerhalb“ wieder anzusprechen. Auch Bernd Siegholt (AfD) und Claudius Kranz (CDU) sprachen sich für die drei Sonntage in diesem Jahr aus.

SPD-Fraktionschef Thorsten Riehle hatte mit Handel und Gewerkschaften noch einen Kompromiss aushandeln wollen über lediglich zwei offene Sonntage. Das sei aber nicht gelungen, bedauerte er.

Keine Zustimmung zu zwei weiteren Sonntagen gab es von Grünen und LI.PAR.Tie. Auch sie sei für eine Attraktivierung der Innenstadt, sagte Stefanie Hess (Grüne). „Aber es braucht eine dauerhafte Attraktivierung. Weitere verkaufsoffene Sonntage gehören nicht dazu.“ Sie wollte wissen, was Handel und Gastronomie unternähmen, um Buga-Besucher in die Innenstadt locken? „Gibt es zum Beispiel Gutscheinsysteme der lokalen Gastronomie für Buga-Gäste?“

Dennis Ulas (LI.PAR.Tie) will den Beschäftigten im Handel keinen weiteren offenen Sonntag zumuten. Für eine Attraktivierung der Innenstadt sieht er bessere Mittel. Als Beispiel nannte er Verkehrsberuhigungen. (mit cs)

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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