Klimaschutzkonzept - So will die Evangelische Kirche Mannheim ihre CO2-Ziele erreichen

„Grüner Gockel“ weist Weg

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lok
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100 Prozent Ökostrom nutzt Mannheims Evangelische Kirche. © dpa

Einstimmig hat die Mannheimer Synode als bundesweit erster evangelischer Kirchenbezirk beschlossen, ein Klimaschutzkonzept umzusetzen (wir berichteten). Ziel ist, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um 85 Prozent zu verringern. „Wir verstehen uns als Vorbild und als Vorreiter“, sagte Dekan Ralph Hartmann während der Synode.

Wie sollen die Ziele erreicht werden?

Am Anfang stand eine Bestandsaufnahme: Wie viel CO2 produziert Mannheims Evangelische Kirche (EKMA) in den drei Bereichen Gebäude, Mobilität und Beschaffung. Auf dieser Grundlage wurde festgelegt, wie groß die Einsparungen ausfallen sollen, um die CO2-Ziele zu erreichen. Im zweiten Schritt wurde ein ganzes Bündel an Maßnahmen festgezurrt. Für die Umsetzung ist künftig eine vom Bundesministerium geförderte Projektstelle Klimaschutzmanagement auf zunächst drei Jahre eingerichtet.

Wo sieht die Evangelische Kirche Handlungsbedarf?

„Vor allem im Bereich unserer Gebäude können wir durch einen effizienten Einsatz von Energie sehr viel zum Klimaschutz beitragen“, sagt Projektleiter und Kirchenverwaltungsdirektor Steffen Jooß. Für die 169 Gebäude der Evangelischen Kirche Mannheim, in denen 557 Einheiten wie Wohnungen oder Kitas verwaltet werden, wurden für Strom und Heizungsenergie die CO2-Emissionen ermittelt: Aus den Daten der vergangenen Jahre ergibt sich ein Mittelwert von jährlich rund 3800 Tonnen – ein Drittel entfällt auf Strom, zwei Drittel entfallen auf den Verbrauch an Heizenergie.

Und wie soll Energie dort eingespart werden?

In den nächsten Jahren sollen zum einen – energetische – Sanierungen angegangen werden. Außerdem ist geplant, Heizungseinstellungen zu verbessern und die Beleuchtung auf LED umzustellen. Letztlich trägt auch das Liegenschaftsprojekt der Landeskirche dazu bei, die CO2-Ziele zu erreichen. Das schreibt dem Mannheimer Stadtbezirk vor, nicht mehr als 9000 Quadratmeter Fläche an Gemeindehäusern und -räumen bewirtschaften zu müssen, um sie an die aktuelle Mitgliederzahl anzupassen. Deshalb hat die EKMA die Flächen bereits von 24 000 auf 14 000 Quadratmeter verringert.

Wie viel CO2 produziert der Bereich Mobilität?

Bei Dienstfahrten und Fahrten zu Arbeitsstätten und Einsatzorten produzieren die 1162 Beschäftigten jährlich rund 677 Tonnen. Durch Fahrgemeinschaften und verstärkten Einsatz von klimafreundlichen Dienstfahrzeugen und Fahrrädern, Tele-Arbeitsplätzen sowie Telefon- und Videokonferenzen lasse sich in diesem Bereich „viel bewegen“, heißt es vom Kirchenbezirk.

Wie steht es um das dritte Themenfeld Beschaffung?

Der Bereich umfasst mit seinen jährlich 234 Tonnen CO2 Papier, EDV-Produkte und vor allem die Lebensmittel im Kita-Bereich. Künftig setzt die EKMA auf ökofaire Beschaffung – beispielsweise soll der Kauf energieeffizienter Büro- und Haushaltsgeräte Standard werden.

Hat die EKMA den Klimaschutz erst jetzt für sich entdeckt?

Nach eigenen Angaben engagiert sich Mannheims Evangelische Kirche schon seit vielen Jahren im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. So nutzt sie „als einziger evangelischer Kirchenbezirk in Baden ausschließlich Ökostrom“, heißt es. Fast die Hälfte der Gemeinden gehören der Initiative „Grüner Gockel“ für umweltbewusstes Management an. Außerdem gehöre Umweltschutz zum pädagogischen Alltag in den 48 Kitas. Auf einigen Dächern der EKMA-Gebäude – beispielsweise in M 1 und dem Gemeindehaus in Sandhofen – wird Strom mit Photovoltaik-Anlagen erzeugt, die Kirchenverwaltung setze seit Jahren Recyclingpapier ein und seit diesem Jahr sind einige E-Bike-Kirchenräder unterwegs.

Was lässt sich die Evangelische Kirche das Konzept kosten?

Für die Jahre 2018/2019 stellt der Mannheimer Kirchenbezirk für das Klimaschutzprojekt 100 000 Euro zur Verfügung. Gefördert wird es vom Bundesumweltministerium. 

Zwischenziele festgelegt

  • Die CO2-Gesamtbilanz der Evangelischen Kirche in Mannheim belief sich im Jahr 2017 auf 4701 Tonnen.
  • Davon entfallen rund 81 Prozent auf die Gebäude, 14 Prozent auf die Mobilität und fünf Prozent auf den Bereich Beschaffung.
  • Bis 2050 sollen insgesamt 85 Prozent eingespart werden.
  • Als Zwischenziele sieht das Klimaschutzprojekt eine Reduzierung um 15 Prozent bis 2021 und anschließend weitere 25 Prozent bis 2025 vor.
  • Oliver Foltin von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft hat das Konzept in den letzten 14 Monaten mit der Projektgruppe um Verwaltungsdirektor Steffen Jooß erarbeitet. 

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