Mannheim. Wohl wegen drohender Ausschreitungen hat es heute Vormittag einen Großeinsatz der Polizei in der Mannheimer Flüchtlingsunterkunft im Benjamin-Franklin-Village gegeben. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 50 Beamten im Einsatz, auch Reiter und Hundeführer waren dabei.
Offenbar hatte es Probleme bei der Ausgabe von Getränken gegeben. Das hat laut Polizei zu einer "massiv aggressiven Stimmung" geführt, weshalb das Personal die Polizei alarmierte. Kern der Ausschreitungen waren drei Bewohner der Unterkunft unbekannter Herkunft, die ihre Tagesration Wasser wegen eines Arztbesuches nicht erhalten hatten. Nach Auskunft der Beamten schlossen sich 50 weitere Personen an, um von den Mitarbeitern der Unterkunft lautstark Getränke einzufordern. Rund 200 weitere Personen beteiligten sich an den Protesten. Dabei wurde auch versucht, das Getränkelager aufzubrechen.
Verletzt wurde bei dem Vorfall nach Polizeiangaben niemand. Zwei der drei Rädelsführer wurden in Polizeigewahrsam genommen. Sie sollen noch am Dienstagnachmittag in die Landeserstaufnahmestelle nach Karlsruhe verlegt werden. Nach Polizeiangaben beruhigte sich die Situation, nach dem die Flüchtlinge mit Getränken versorgt wurden.
Auf dem ehemaligen Kasernengelände im Mannheimer Stadtteil Käfertal leben derzeit rund 1300 Flüchtlinge. Bei rund 1100 von ihnen handelt es sich um Männer, Frauen und Kinder, die gerade erst nach Deutschland gekommen sind und die in den nächsten Wochen auf andere Kommunen im Land "weiterverteilt" werden. Sie sind in einer ehemaligen Schule und einer ehemaligen Schulturnhalle untergebracht. Bei weiteren 200 Flüchtlingen handelt es sich um Asylbewerber, die schon mehrere Monate in Mannheim sind und dort auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten.
Erst in der letzten Woche kamen weitere 300 Asylbewerber an. Ursprünglich hatte das Land mitgeteilt, in der bedarfsorientierten Landeserstaufnahmestelle (BEA) auf Franklin 600 Flüchtlinge unterbringen zu wollen. Sie wohnen in ehemaligen Soldatenhäusern. Anders als in der Heidelberger Flüchtlingsunterkunft Patrick-Henry-Village ist es im und um das Benjamin-Franklin-Village zuvor nicht zu Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit den Flüchtlingen gekommen.
Das für die Flüchtlingsunterbringung zuständige Regierungspräsidium (RP) in Karlsruhe erklärte auf Anfrage, beim Caterer vor Ort sei es zu "Engpässen" bei der Lieferung von Wasserflaschen gekommen. Diese Engpässe seien gleich am Nachmittag behoben worden. Die Behörde wies gleichzeitig darauf hin, dass im Benjamin-Franklin-Village aus allen Leitungen genießbares Trinkwasser komme. (imo/afs)
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