Die Sehnsucht nach einer normaleren Vorweihnachtszeit in der Innenstadt ist in diesem Jahr groß. Nach zwei Jahren, die stark von der Corona-Pandemie geprägt waren, und Weihnachtsmärkten, die gar nicht stattfanden (2020) oder nach wenigen Tagen abgebrochen wurden (2021), hoffen Stadt, Werbegemeinschaft City, Einzelhandel und die Ausrichter der Weihnachtsmärkte auf eine stimmungsvollere Zeit.
„Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt“, beschreibt Lutz Pauels die Stimmung. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft spricht von einem „Gefühl der Ungewissheit“, doch gebe es auch „eine gewisse Hoffnung und Zuversicht“. War in den vergangenen beiden Jahren die Corona-Pandemie die Stimmungsbremse im Advent, so sind es dieses Jahr die Folgen des Ukraine-Kriegs. Steigende Preise für Energie und Lebensmittel lassen vielen Menschen nicht mehr viel Spielraum für Konsumausgaben. Pauels ist trotzdem zuversichtlich, „dass die Menschen nach Mannheim kommen. Die Erfahrungen in den letzten Wochen waren positiv.“
Mehr Schilder für Auswärtige
Alle Besucher sollen nichts von den Problemen in der Stadt und der Welt merken, wenn sie in den nächsten Wochen die City ansteuern. Ein dominantes Thema waren zuletzt Baustellen und der Verkehrsversuch. Hier hat Anja Ehrenpreis, Baustellenmanagerin der Stadt, gute Nachrichten: „Von den 39 Baustellen im Innenstadtbereich, die wir Ende Oktober hatten, bleiben nur wenige.“ Mit Ausnahme der Kurpfalzbrücke werde an allen wichtigen Zufahrtsstraßen nicht mehr gebaut, auch die Augustaanlage sei fertig. Die Baustellen in den Seitenstraßen der Planken werden – wenn noch nicht geschehen – ebenfalls abgebaut.
Weil gerade auswärtige Gäste noch nicht mit der Wegeführung des Verkehrsversuchs vertraut sind, sollen noch nächste Woche temporär weitere Hinweisschilder aufgestellt werden. „Wir möchten, dass sie leichter die Parkhäuser finden“, so Ehrenpreis. An die Besucher aus der Pfalz, die über die Kurt-Schumacher-Brücke direkt in die Quadrate Richtung Paradeplatz fahren, hat Pauels einen besonderen Appell: „Dort befinden sich fünf Parkhäuser – bitte benutzen Sie diese.“
Das zweite große Thema, die Energiekrise, soll für die City-Besucher ebenfalls nicht wahrnehmbar sein: Rund 270 000 LED-Lichter sollen die Innenstadt wieder erhellen – allerdings kürzer als in den Vorjahren. Statt ab 15.30 Uhr leuchten die Lampen erst ab 17 Uhr, ausgeschaltet wird täglich ab 22 Uhr. Außerdem ist schon am 1. Januar und damit eine Woche früher mit der Festbeleuchtung Schluss. „Mit der kürzeren Leuchtzeit können wir 30 Prozent Energie sparen“, sagt MVV-Sprecherin Christiane Goldberg. Das Unternehmen liefert für die Beleuchtung Ökostrom.
„Die Beleuchtung war nicht unumstritten“, berichtet Pauels, „aber sie spielt eine wichtige Rolle für eine weihnachtliche Atmosphäre“. Ein Verzicht wäre „absurd“ gewesen. Statt Grün wie im Vorjahr wird der Lichtervorhang am Strohmarkt in diesem Advent Rot leuchten. Das Modehaus Engelhorn verzichtet jedoch auf die traditionelle große Fensteröffnung, die immer viele Besucher angezogen hatte. „Das ist keine grundsätzliche Entscheidung“, erklärt Andreas Hilgenstock, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, auf Anfrage. „Doch wegen der derzeitigen Stimmungslage wollten wir die Aktionen nicht draußen machen, sondern ins Haus verlagern.“ Dort stellen Kunsthandwerker aus, an diesem Samstag gibt es Modenschauen und an den Adventssamstagen Programm für Kinder. Auch das Quartier Q 6/Q 7 bietet viel Programm (siehe Text unten).
Weihnachtsmärkte starten
Am Montag beginnen die Weihnachtsmärkte und der Märchenwald. „Die letzten beiden Jahre sind nicht spurlos an den Veranstaltern und Standbetreibern vorbeigegangen“, sagt Christine Igel, Geschäftsführerin von Event und Promotion, die den Markt auf den Kapuzinerplanken organisiert. Erstmals gebe es zwei Zelte mit Sitzplätzen, die im Vorfeld reserviert werden können.
Zum zehnten Mal organisieren Markus Rick und sein Team den Märchenwald auf dem Paradeplatz. Sie setzen auf das Konzept aus den Vorjahren, neu sind dieses Mal „Walking Acts“, singende Künstler im Wald. Auf der Bühne des Weihnachtsmarkts am Wasserturm gibt es täglich ab 18 Uhr Musik, Gesang und Tanz, außerdem kehrt der Kindernachmittag zurück – am 7. Dezember ab 15 Uhr.
Wolfgang Ockert vom Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt kündigt für den 25. November das Aufstellen des Weihnachtsbaums neben der Konkordienkirche an. Am 17. Dezember erklingen ab 17 Uhr die Instrumente der NTM-Bläsergruppe vom Kirchturm.
Bürgermeister Michael Grötsch hofft auf viele Kunden: „Wir haben die Rahmenbedingungen geschaffen, damit Mannheim wieder zum Magneten wird.“
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