Stadt.Wand.Kunst - Ab heute gestalten die Low Bros die Fassade in F 5, 12 / Künstler werden für Projekt sorgfältig ausgewählt

Größen und Geheimtipps der Szene

Von 
Sarah Weik
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Dieses Werk hat das Künstlerduo Low Bros auf eine Hotel-Hauswand im kanadischen Vancouver gezaubert. Ab heute sind die beiden in F 5 im Einsatz.

© Low Bros

Noch ist die Wand kahl. In einer Woche jedoch wird hier in F 5,12 ein fünf Stockwerk großes Kunstwerk zu sehen sein. Vielleicht ein Fuchs, der Skateboard fährt oder ein Tiger, der die Zähne fletscht. Vermutlich ein Werk, in dem Zweidimensionales dreidimensional erscheint und Tiere und Pflanzen sich in geometrischen Formen auflösen. Denn das ist das Markenzeichen des Künstlerduos Low Bros, die ab heute für eine Woche die Hausfassade in den Quadraten gestalten.

Doch sicher ist auch das nicht - denn: "Die Künstler haben völlig freie Hand. Wir stellen ihnen nur die Wand zur Verfügung", erklärt Sören Gerhold, Geschäftsführer der Alten Feuerwache. Manchmal bekommt das Team vorher grobe Skizzen zu sehen, manchmal wirft der Künstler jedoch auch vor Ort noch mal alles über den Haufen. Weil sein Motiv nicht zur Umgebung passt, oder der Untergrund dafür nicht ideal ist. "Es gibt nur grobe Regeln: Keine rauchenden Menschen vor Kindergärten, nichts Pornographisches - solche Dinge."

Mit Alexander Krziwanie vom Heidelberger Sprühfarbenhersteller Montana Cans wählt Gerhold die Künstler für das Street-Art-Projekt Stadt.Wand.Kunst aus. "Wir bekommen zwar mittlerweile sehr viele Anfragen von Künstlern, die nach Mannheim kommen wollen - aber wir lassen nicht jeden an die Wand." Denn die Qualität muss stimmen. "Diese Werke werden schließlich jahrzehntelang zu sehen sein."

Was nicht heißt, dass nur die Großen der Szene nach Mannheim kommen. "Wir achten darauf, dass wir eine gute Mischung haben. Wir wollen die Größen, aber auch die Geheimtipps der Szene", erklärt Gerhold. "Und wir achten auch darauf, dass regionale Künstler vertreten sind." Auch beim Stil legen Gerhold und Krziwanie Wert auf eine gute Mischung. "Wir wollen nicht nur figürliche Kunst, sondern auch Abstraktes und Geometrisches." Wer die bald 13 noch zu sehenden Werke von Stadt.Wand.Kunst abläuft, lernt so die Vielfalt der internationalen Street-Art-Szene kennen.

Die knallbunten, geometrischen Formen von Sobekcis aus Russland und die detailreichen Schwarz-Weiß-Porträts von Hendrik ECB Beikirch aus Koblenz. Das rätselhafte Werk der Schweizer Nevercrew, in deren Kristall oder Eisblock sich neben den bunten Pinguinen auch die Umgebung widerspiegelt. Und das deutlich plakativere Motiv des Kofferpackers von Yazan Halwani aus dem Libanon.

Diese Mischung prägt auch den Ruf des Projekts. "Wenn wir Künstler anfragen, ist die Resonanz immer positiv", sagt Gerhold. Absagen kämen eigentlich nie vor. "Nur manchmal ist die Zeit ein Problem. Viele Künstler sind so gefragt und reisen ständig um die Welt, dass es einfach schwer ist, einen passenden Termin zu finden."

Surrealer Stil geschätzt

So sei es auch bei den Low Bros gewesen. "Die stehen schon lange auf unserer Wunschliste, wir wollten die Brüder unbedingt nach Mannheim holen." Der Feuerwachen-Chef schwärmt von dem surrealen Stil von Christoph und Florin Schmidt, die schon in ihrer Jugend als Graffiti-Writer unterwegs waren.

Ihre Werke transportieren das Lebensgefühl der Graffiti- und Skateboardingkultur der 80er und 90er-Jahre, ihrer Jugendzeit. "Sowas haben wir bisher noch nicht." Wie die Wand in einer Woche aussehen wird - darauf ist auch Gerhold gespannt. "Aber das schöne ist ja, dass jeder dem Werk schon bei der Entstehung zusehen kann."

Freie Autorin

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