Sicherheit - Großkraftwerk hat neue Werkfeuerwehr eingerichtet - gegen den Trend bei anderen Firmen

GKM verstärkt Brandschutz

Von 
Peter W. Ragge
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Mit modernen Fahrzeugen vor dem neuen Block neun: Stefan Huber, Kommandant der GKM-Werkfeuerwehr (l.). und Stellvertreter Kai Mötschl.

© Prosswitz

Günter Zeller freut sich über "Familienzuwachs". Seit 23 Jahren ist der Kommandant der Werkfeuerwehr von Roche der Sprecher aller Werkfeuerwehren der Region - und die haben jetzt Verstärkung erhalten. Das Großkraftwerk (GKM) hat nun auch eine Werkfeuerwehr aufgestellt - mit der Inbetriebnahme des neuen Blocks neun, der im September offiziell eingeweiht wird.

"Nach vielen Jahren, in denen in vielen Firmen Stellen abgebaut oder eigene Feuerwehren ganz abgeschafft wurden, ist das eine sehr positive Nachricht", so Zeller. Zuletzt waren nach seinen Angaben die Werkfeuerwehren der Chemischen Fabrik Weyl sowie von Saint-Gobain Glass ganz aufgelöst worden. Auch die einst schlagkräftige Truppe des US-Flugplatzes Coleman fiel zwischenzeitlich mal komplett weg - jetzt, nach der neuen Nutzung als Panzerdepot, gibt es dort wieder einige Einsatzkräfte. "Aber insgesamt ist es kontinuierlich weniger geworden, in den 70er Jahren hatten wir mal 17 Mitglieder", so Zeller.

Die Bezeichnung "Werkfeuerwehr" kommt einem Gütesiegel gleich. Das wird von den Aufsichtsbehörden dann verliehen, wenn sie "bezüglich Aufbau, Ausbildung und Ausrüstung der öffentlichen Feuerwehr entsprechen", wie Zeller erläutert. Ist die Einheit kleiner, nicht so umfassend ausgerüstet und nach geringeren Standards ausgebildet, spricht man von Betrieblichem Brandschutz" - oft aufgestellt aufgrund einer Vereinbarung der jeweiligen Firma mit ihrer Versicherung. Die Einrichtung einer Werkfeuerwehr wird dagegen meist, etwa als Teil der Genehmigung neuer Anlagen, von Behörden vorgeschrieben.

Teil des Arbeitsvertrags

So war es auch beim Großkraftwerk, als der Bau des neuen Blocks anstand. "Wir haben das dem Regierungspräsidium gleich zugesagt und seit Jahren gezielt darauf hingearbeitet, eine Werkfeuerwehr aufzustellen", so Dr. Karl-Heinz Czychon, der Technische Vorstand des GKM. Dazu entschloss sich das GKM zu einem ungewöhnlichen Schritt: In die Arbeitsverträge aller neu eingestellten jungen Leute wurde aufgenommen, dass sie zum Feuerwehrdienst bereit sind - und sich die entsprechende körperliche Fitness erhalten, um etwa Atemschutzgeräte tragen zu können. Zudem wurde eine Betriebsvereinbarung geschlossen, dass die Feuerwehrleute einen entsprechenden finanziellen Bonus erhalten, wenn sie - in der Arbeitszeit! - bestimmte Ausbildungsstufen erfolgreich durchlaufen haben. "Das motiviert sehr", weiß Stefan Huber, der Kommandant der GKM-Werkfeuerwehr.

Er war früher in der Freiwilligen Feuerwehr Neckarau engagiert, wo er auch weiter als Zugführer tätig ist. Schon vor zehn Jahren kam er zum GKM - mit dem Ziel, aus der kleinen Brandschutzeinheit eine professionelle Werkfeuerwehr aufzubauen. "Wir haben das langfristig vorbereitet und hatten in der Ausbildung hervorragende Unterstützung durch die Berufsfeuerwehr", lobt er.

Aus anfangs 25 Mann formte er eine Einheit mit nun über 90 Aktiven. Pro Schicht seien im GKM immer zwölf Leute mit Feuerwehrausbildung, so dass mindestens sechs sofort ausrücken können: "Wir bieten jetzt Verlässlichkeit rund um die Uhr, können an 365 Tagen 24 Stunden mit einer Staffel loslegen und holen die restlichen Leute binnen einer Viertelstunde aus der Freizeit", hebt er hervor. Alle Mitglieder haben eine Ausbildung mindestens bis zum Truppführer, sie wurden komplett mit der neuen, für Baden-Württemberg eingeführten Feuerwehruniform ausgestattet - welche die Stadt erst nach und nach anschafft. Ein Löschfahrzeug, ein Sonderlöschfahrzeug mit Pulver und Schaum, Rüstwagen, ein Einsatzleit- und ein Gerätewagen sowie ein Boot bilden die moderne Ausstattung.

Werkfeuerwehren

In Mannheim gibt es sechs anerkannte Werkfeuerwehren.

Die BASF unterhält in ihrem Werksteil auf der Friesenheimer Insel eine Werkfeuerwehr mit vier hauptamtlichen und 20 nebenamtlichen Einsatzkräften. Bei Bunge gibt es keine hauptamtlichen, aber 65 nebenamtliche Werkfeuerwehrleute. Umgekehrt bei Mercedes Benz: Hier sind alle 56 Einsatzkräfte nur bei der Werkfeuerwehr, keiner in der Produktion. Das Großkraftwerk hat drei Hauptamtliche, 90 Nebenamtliche, die Werkfeuerwehr von Roche Diagnostics Mannheim sechs Hauptamtliche und 40 weitere Kräfte aus der Produktion, SCA Hygiene Products drei Hauptamtliche und 38 weitere Kräfte.

Sogenannte Einheiten des betrieblichen Brandschutzes gibt es ferner bei John Deere (neun hauptamtliche), der Rhein Chemie Rheinau (ein Hauptamtlicher, 37 weitere Mitglieder), dem Rhein-Neckar-Flugplatz (ein Vollzeit, 13 nebenamtlich). Bei DS Smith Packgaging Deutschland (18 nebenamtlich), bei TIB Chemicals (15 nebenamtlich) und Wabco Radbremsen (elf nebenamtlich).

In Ludwigshafen unterhalten Abbvie, BASF und Raschig, in Heidelberg Henkel Werkfeuerwehren. pwr

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