Dass ein Vertreter der Familienpartei gegen Abtreibungen wirbt, wäre kaum der Rede wert. Im Gegensatz zu seinem letzten Video, das ihm eine Rüge des Gemeinderats einbrachte, verzichtet Julien Ferrat diesmal auf vulgäre Sprache und Szenen. Eine gezielte Provokation ist es dennoch. Um sicherzugehen, dass sie ankommt, machte er auf die einzig heikle Sequenz vorab per Pressemitteilung aufmerksam und schickte auch gleich ein Foto daraus mit. Das ist geschmacklos.
Die Entscheidung über eine Abtreibung ist für viele Frauen die schwerste ihres Lebens. Einige werden die quälenden Momente nie wieder los. Schockbilder machen das noch schlimmer, zumal medizinische Punkte des Eingriffs für Schwangere kaum ausschlaggebend sein dürften.
Ferrat geht es auch um etwas anderes: seine Profilierung als Kommunalpolitiker und hohe Klickzahlen im Netz. Dieses Spiel muss man nicht mitspielen. Auch wir in der Redaktion haben darüber diskutiert - und uns entschieden, seinen neuen Aufreger in eine Reihe mit den bisherigen zu stellen. Dagegen sollte der Gemeinderat Ferrat nicht wieder viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Eine "grobe Pflichtverletzung" ist es diesmal kaum, sondern vielmehr eine geschmacklose Provokation. Dafür könnten ihn die Wähler strafen.
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