"Ausgezeichnete Idee, klingt interessant", war sein erster Gedanke, als die Studenten auf Uwe Gangnus zukamen. Er leitet bei den Biotopia Arbeitsförderungsbetrieben den handwerklich-technischen Dienstleistungsbetrieb, darunter die Fahrradwerkstatt am Hauptbahnhof. Gerade konnte er zwei Dauerarbeitslosen eine neue Stelle geben - dank einer Initiative Mannheimer Studenten. Sie entwickelten ein Konzept, zusammen mit der gemeinnützigen Firma Biotopia einen Fahrradlieferservice für frisches Obst und Gemüse auf die Beine zu stellen - und setzten es erfolgreich um.
"Die jungen Leute kamen gleich mit einem Businessplan, der war durchaus durchdacht", lobt der Fachmann die Studenten von der Initiative Sife (Students in Free Enterprise). Die globale Studierendenorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, ihr theoretisches Wissen aus der Universität praktisch umzusetzen - durch eigene Projekte, bei denen sie unternehmerische Tätigkeit mit sozialem Engagement für ihre Region verbinden. 2010 waren sie mit ihren bisherigen Aktionen so erfolgreich, dass sie den Titel "National Champion 2010" holten, dann sogar zum "Sife World Cup" nach Los Angeles eingeladen wurden und sich dort - unterstützt vom Stadtmarketing - präsentieren durften.
Stellen geschaffen
Aber auf dem Erfolg wollten sie sich nicht ausruhen. Sie entwickelten das Konzept für "RegioVelo", ein Fahrradlieferservice für ausschließlich regionales Obst- und Gemüse aus der Metropolregion Rhein-Neckar. "Wieso muss ein Apfel importiert werden, wenn er doch auch hier vor der Haustüre wächst? Was nützt es, wenn der Apfel zwar biologisch angebaut, aber dann um die halbe Erde geflogen wurde und damit viel Kohlendioxid verursacht hat?", nennt Sife-Vorstandsmitglied Cristina Tonon die Gedanken, die zu dem Konzept führten. Dabei werden wöchentlich Obst-und Gemüsekisten mit variierendem Inhalt per Fahrrad direkt an die Haustüre oder ins Büro geliefert. "Das Obst und Gemüse ist frisch, da es nicht mehrere 100 Kilometer Anfahrt hinter sich hat, sondern von Bauern aus der Umgebung kommt", so Cristina Tonon. Damit stärke man die Region, "gleichzeitig wird aufgrund des Vertriebswegs per Fahrrad die Umwelt geschont", hebt sie hervor.
Zudem gebe man Arbeitslosen die Möglichkeit, durch diese Aufgabe und begleitende Workshops bei Biotopia Erfahrungen im Arbeitsmarkt zu sammeln, die ihnen bei weiteren Bewerbungen helfen. "So soll RegioVelo auch als Sprungbrett dienen und berufliche Perspektiven eröffnen", betont die Sife-Sprecherin. Die Radkuriere werden bei Biotopia angestellt, die Studenten arbeiteten ein Computerprogramm aus, um die jeweils günstigste Route für die Touren festzulegen, und kümmerten sich um das gesamte Marketing. "Und wie es aussieht, hat das Projekt alle Chancen, auf Dauer akzeptiert zu werden", freut sich Uwe Gangnus, dass derzeit wöchentlich um die 44 Kisten (die es in zwei Größen zu elf und 15 Euro gibt) ausgeliefert werden. Vorerst sind die Gemüse-Radkuriere nur in der Innenstadt, der Neckarstadt und Oststadt/Schwetzingerstadt unterwegs, weitere Gebiete sollen dazukommen. Und der "Rat für Nachhaltige Entwicklung", der die Bundesregierung berät, hat "RegioVelo" als eines von bundesweit 100 sozialen und umweltfreundlichen Projekten ausgezeichnet. pwr
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