Mannheim. Nicht nur die Benzinpreise sind in den vergangenen Wochen in die Höhe geschossen: Auch im Supermarkt sind die Preiserhöhungen deutlich spürbar. Kaufen die Mannheimer aus diesen Gründen anders ein? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört.
Oddo verlässt einen Discounter am Ende des Marktplatzes. Sie geht fast täglich für Kleinigkeiten einkaufen, einmal pro Woche macht sie einen größeren Einkauf. „Es ist alles teurer geworden“, klagt sie. Allerdings weiß sie nicht, wo sie noch sparen könnte. Denn auf bestimmte Produkte möchte sie nicht verzichten. Philippe Kayser dagegen schränkt sich aufgrund der Preiserhöhungen etwas ein. Der 32-Jährige hat seinen Fleischkonsum reduziert. „Früher habe ich öfter mal ein Rumpsteak gegessen“, sagt er. Beim Discounter hat er schon früher eingekauft. Eine 68-Jährige, die anonym bleiben möchte, sieht die aktuelle Situation entspannter. „Ich haben nicht den Eindruck, dass die Preise so stark angestiegen sind“, sagt die Mannheimerin. Stattdessen ist sie davon überzeugt, dass man, wenn man sich mehr umschaut, auch nicht teurer bezahlen muss. Etwa indem man Prospekte studiert und Dinge dann einkauft, wenn sie im Angebot sind. Die 68-Jährige kauft sowohl in Discountern als auch bei Vollsortimentern ein. „Ich gehe auch auf den Biomarkt und kaufe mein Obst und Gemüse auf dem Bauernhof.“
Celina Paris achtet seit Kurzem noch mehr auf die Preise. „Sie sind massiv gestiegen“, sagt die 19-Jährige. Da sie bei einem Vollsortimenter arbeitet, kauft sie gern dort ein. Zudem geht sie auch zum Discounter. Dennoch verzichtet sie auch auf bestimmte Güter. „Ich spare bei Süßigkeiten und kaufe stattdessen mehr frische Lebensmittel ein“, sagt sie. „Ich überlege manchmal auch zwei Mal, ob etwas wirklich nötig ist.“ Außerdem studiert die junge Frau die Prospekte der Supermärkte, um Angebote zu finden.
Verstärkter Blick auf Angebote
Eine Mutter betritt mit ihrem Sohn den Discounter. „Wir haben schon immer gespart“, sagt die Mannheimerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Ein anderes Einkaufsverhalten habe sie sich daher nicht zugelegt. Manuel Niggemann kauft immer noch das, was er auch sonst konsumieren würde, geht nicht in andere Läden. Die Hälfte seiner Einkäufe erledigt der Student im Discounter, die andere beim Vollsortimenter. „Es ist teurer geworden, aber das muss man halt bezahlen.“ Auf Angebote achtet er vor Ort, in den Geschäften, und greift dann zu. „Ich plane meine Einkäufe aber nicht im Vorfeld, indem ich extra in bestimmte Läden gehe“, sagt der 23-Jährige.
Yvonne Kramer verlässt gerade einen Discounter nahe dem Marktplatz. Ihr Einkaufsverhalten hat sie aufgrund der Preiserhöhungen verändert. Sie achtet verstärkt auf Angebote. „Samstags schauen mein Partner und ich die Prospekte durch und planen so unseren Wocheneinkauf“, erzählt die 40-Jährige. Ein bis zwei Mal pro Woche geht es dann in den Supermarkt, um den Großeinkauf zu erledigen. „Im Moment gehe ich eher in den Discounter“, erzählt die Mannheimerin. Sie nutzt auch Coupons und Spar-Apps der einzelnen Geschäfte. Manches verkneift sie sich aber trotzdem. „Ich würde mir gern mal eine große Tafel teure Schokolade oder eine Flasche guten Wein gönnen“, sagt sie.
Auf Spargel hat sie dieses Jahr wegen der hohen Preise verzichtet, Erdbeeren konnte sie im Angebot erstehen. Gerade Obst, aber auch Fleisch seien viel teurer geworden. „Die Bauern bleiben auf ihren Sachen sitzen“, sagt sie. Und der Kunde greife dadurch öfter zu billigeren Waren.
Oleksandra Shkabura Ekici nutzt ebenfalls die Prospekte der Supermärkte, um aktuelle Angebote zu finden, die dann in ihrem Wagen landen. Zudem geht die 34-Jährige inzwischen öfter auf den Markt, um dort Obst oder Gemüse zu kaufen. „Früher waren sie im Discounter günstiger, jetzt bekomme ich Obst und Gemüse auf dem Markt günstiger und frischer.“
Regierung im Verdacht
Aus dem Vollsortimenter im Untergeschoss des Einkaufszentrums strömen zahlreiche Kunden. Auch Rozalia Stupp hat dort eingekauft. In ihrer Tasche befindet sich neben Gemüse auch eine Flasche Sekt. „Meine Tochter hat heute Geburtstag“, sagt die 54-Jährige lächelnd. Sie sieht die Preiserhöhungen kritisch und vermutet, dass der Krieg in der Ukraine auch ein Vorwand sei, um die Lebensmittelpreise zu erhöhen. Die Regierung wisse, dass die Menschen nicht auf Nahrungsmittel verzichten können - und nutzten dies aus. Ihr Einkaufsverhalten ändert sie nicht. „Wenn wir uns nicht gesund ernähren, werden wir krank.“
Die Mannheimerin hat zudem beobachtet, dass die Preiserhöhungen im Bereich Lebensmittel in Deutschland besonders drastisch seien. „In anderen Ländern wurden die Preise nicht so brutal angehoben wie bei uns.“ Vor allem beim Obst und Gemüse sowie Fleisch hat sie Erhöhungen festgestellt.
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