Städtebau - Brutschin Wohnbau und Steinhoff/Haehnel Architekten siegen bei der Konzeptvergabe für die Wohnbebauung Schafweide

Gestapeltes Grün am Neckar

Von 
Anke Philipp
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Gestaffelte Gebäude in modularer Holzbauweise, dazu viel Grün auf Dächern und an Fassaden, ein Kinderhaus samt Freifläche: Das ist das Ergebnis des Investoren- und Planungswettbewerbs für die bisher unbebaute Fläche an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Schafweide, den die Stadt ausgeschrieben hatte. Wie beim Collini-Verfahren entschied bei der Vergabe an Brutschin Wohnbau mit Steinhoff/Haehnel Architekten nicht der Meistbietende; relevant war nicht das höchste Kaufgebot, sondern das geplante Konzept. Ganz oben stand bei der Auswahl die architektonisch-städtebauliche Qualität, die Nutzung des Freiraums, das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten sowie ökologische Aspekte.

Komplexe Aufgabe

„Wir konnten unsere Vorstellungen gut umsetzen“, zeigte sich gestern Baubürgermeister Lothar Quast zufrieden mit Ablauf und Ergebnis des seit drei Jahren andauernden Planungsprozesses. Zur Erinnerung: Die geplante Bebauung am Neckar ist seit 2017 beschlossene Sache. Nachdem die Kommune entschieden hatte, das Technische Rathaus dort in der Neckarstadt nicht zu realisieren, wurden zehn Varianten für das überwiegend brachliegende Areal in einer Machbarkeitsstudie untersucht.

Ergebnis war ein Mix an Wohnformen (mit preisgünstigem Mietwohnungsbau) in einer geschlossenen Blockrandbebauung rund um einen begrünten Innenhof mit Freifläche zum Neckar hin und einem Café/Kiosk. Auch eine zweigruppige Kindertagesstätte ging in die Auslobung ein. Die südöstliche, an der Friedrich-Ebert-Brücke gelegene Teilfläche war für den Neubau des SWR-Studios Mannheim-Ludwigshafen vorgesehen.

An dieser Vorgabe hätten sich die Wettbewerbsteilnehmer orientiert, berichtete Klaus Elliger vom Fachbereich Städtebau bei der Pressekonferenz im Gewerkschaftshaus – keine leichte, sondern komplexe Aufgabe. Schließlich sei es nicht um eine Fortsetzung des klassischen Blockrands wie in der benachbarten Neckarstadt gegangen. Vielmehr sollte sich das neue Stück Stadt in den Kanon der Solitärbauten am Fluss von Klinikum und Berufsschulen einfügen: Das sei gut gelungen, so Elliger. Er ist überzeugt: „Ein neuer spannender Stadtbaustein wird hier entstehen und Mannheim bereichern.“ Quast und Elliger dankten den aktiven Bürgern für „zahlreiche Anregungen und konstruktive Hinweise“. Die habe man gerne aufgenommen. Während die Planung des Rundfunk-Gebäudes schnell auf Zustimmung stieß, befürchteten Anwohner und Politiker im Stadtteil auf dem nördlichen Teil eine massive, blockartige Randbebauung. Viel zu massiv, zu wenig Parkplätze, alles auf Kosten von Bäumen und Grünflächen, lauteten Einwände.

Um dies zu berücksichtigen, durften Bezirksbeiräte und Bürger bei der Auswahl des Bebauungskonzepts jetzt ein Wörtchen mitreden. Vor der Sitzung des Wettbewerbsgremiums wurden ihnen am Mittwoch die Pläne anonym vorgestellt. „Interessierte erhielten dadurch die Möglichkeit, Kommentare zu den einzelnen Konzepten abzugeben, die einbezogen wurden“, so Quast.

Öffnung zum Fluss

Kantenbildung zum Straßenraum und Öffnung hin zum Fluss: Ihren Ansatz für „gestapeltes Grün in der Stadt“ erläuterten Architekt Roland Haehnel und Investor Christos Timiliotis. Demnach ist auf dem Gelände über einer Tiefgarage eine fünf- bis sechsgeschossige Bebauung vorgesehen, abgestaffelt in Höhe und Grundriss. Etwa 100 Wohnungen verteilen sich künftig mit gewerblichen Nutzungen sowie einer Kindertageseinrichtung um einen Innenhof mit Blickrichtung zum Neckar. Das Eckgebäude entlang von Schafweide und Friedrich-Ebert-Straße wird über Laubengänge erschlossen und lässt Platz für weiteres Grün auf der Verkehrsseite.

„Wir haben uns bemüht, so viel wie möglich Fläche nicht zu versiegeln“, sagte Haehnel. Der modulare Holzbau müsse nun gut vorgeplant und durchdacht werden, rechnen Haehnel und Timiliotis mit einer Planungs- und Bauzeit von insgesamt drei Jahren. Nun muss der Gemeinderat zustimmen, dann wird ein Kaufvertrag auf der Basis der Pläne abgeschlossen. Alle Arbeiten sind unter www.mannheim-gemeinsam-gestalten.de einzusehen.

Schafweide: Fakten und Vergabeverfahren

  • Das Gelände an der Schafweide liegt in der Neckarstadt-Ost und erstreckt sich entlang der Friedrich-Ebert-Straße.
  • Auf dem südlichen Eckgrundstück baut der SWR sein neues Studio, der nördliche Teil, eine Brachfläche, die als Parkplatz dient, soll mit Wohnungen etc. bebaut werden (5200 Quadratmeter).
  • Die Auswahl des Investors erfolgte im Rahmen eines Investorenauswahlverfahrens anhand der Konzeptqualität der Planung. Fester Kaufpreis: 5,096 Millionen Euro, Sozialquote von 30 Prozent verbindlich.
  • Beworben haben sich 20 Teams, bestehend aus einem als Kaufinteressenten auftretenden Investor zusammen mit Architekten und Landschaftsarchitekten sowie Stadtplanern.
  • Die Entscheidung traf die Jury am 22. Oktober mit Vertretern der Stadt, zwei auswärtigen Architekten, einem Landschaftsarchitekten und einem Hamburger Projektentwickler.
  • Sieger: Brutschin Wohnbau (Waiblingen) mit Steinhoff/Haehnel Architekten (Stuttgart) und gessweinlandschaftsarchitekten (Schorndorf).

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