Mannheim. Wie auch im vergangenen Jahr, ist dieses Weihnachtsfest völlig anders als man es von früher gewohnt ist. Man darf Angehörige nur unter bestimmten Regeln treffen, in diesem Jahr kommen noch Lieferengpässe und Preissteigerungen dazu - viele Gründe, um vor dem Fest gereizt zu sein und das an anderen auszulassen - im Supermarkt zum Beispiel. Doch ist die Stimmung beim Weihnachtseinkauf momentan wirklich so angespannt?
„Wir haben für ein Raclette mit der Familie eingekauft“, sagt Andreas, der in einem vierköpfigen Haushalt mit zwei Kindern lebt. „Es war nicht viel los, und leere Regale haben wir nicht gesehen.“ Sogar für Silvester konnte die Familie einkaufen: Wunderkerzen, Knallerbsen und Bodenkreisel, damit die Kinder ein bisschen feiern können. „Überall, wo wir waren, gab es keine Aggro-Stimmung. Uns ist sogar ein Champignonglas runtergefallen, und die Verkäuferin blieb ganz gelassen und hat es weggeräumt.“ Nur in den großen Supermärkten sei die Hölle los, fügt Lebensgefährtin Tanja hinzu. Wenigstens haben sie noch ausreichend Glühwein bekommen.
Wer im Home-Office arbeitet, kann den Einkauf oft zu jeder beliebigen Tageszeit erledigen. „Ich kaufe die typischen Weihnachtsfressalien ein, vor allem Süßigkeiten zu Geschenk-Zwecken, und schaue, dass ich über die Feiertage nicht auf dem Trockenen sitze“, so Corinna, Single-Haushalt. „Ich wohne in der Innenstadt und gehe am liebsten zu Rewe in Q 6/Q 7. Es ist nicht so voll, liegt zentral, die Auswahl ist groß.“ Außerdem ist für sie auch ein Drogeriemarkt von dort schnell erreichbar, Kleidung könne man fast nebenbei auch noch shoppen.
Tradition Schlangestehen
Leere Regale hat Corinna, die ihren Nachnamen nicht sagen möchte, in einigen Supermärkten allerdings gesehen. „Ich kann aber nicht sagen, was genau gefehlt hat. Ich habe von Leuten gehört, dass Glühwein Mangelware ist. Außerdem sind Obst und Gemüse teurer geworden.“ Eigentlich geht die Mannheimerin dann einkaufen, wenn wenig los ist, aber an Weihnachten macht es ihr nichts aus, an der Kasse in der Schlange zu stehen. „Das gehört dann dazu, wie eine Tradition. An Weihnachten sind alle friedlicher“, sagt sie.
Für andere ist der Winterurlaub Tradition. Und einige lassen sich das auch von den komplizierten, sich ständig ändernden Corona-bedingten Einreiseregeln nicht verderben. „Wir fahren einen Tag vor Weihnachten in den Skiurlaub und kaufen vorher nochmal ein“, sagt Carolin, die in einem vierköpfigen Haushalt mit zwei Kindern lebt. „Wir fahren nach Reschen in Südtirol und müssten für einen Großeinkauf zurück nach Nauders in Tirol“, erklärt sie. Zur Wieder-Einreise von Italien nach Österreich bräuchte die Familie eine negative PCR-Tests. „Österreich erlaubt nur die Durchfahrt.“ Da die Regeln gefühlt immer komplizierter werden, hat sich Carolins Familie in einem Discounter mit allem Nötigen eingedeckt, denn im Zielort gibt es nur kleine Märkte. „Wir schleppen den Sekt mit nach Reschen“, fügt Carolin hinzu. Im Supermarkt seien die Leute sehr gelassen, doch in dem kleinen Schreibwarenladen, in dem sie arbeitet, sieht es anders aus. „Die Stimmung bei den Leuten ist schwierig, wir müssen ständig die Laufkundschaft daran erinnern, dass die Maskenpflicht gilt. Ich verweise vier bis fünf Leute pro Arbeitstag aus dem Laden.“ Manche seien aggressiv und beschimpften sie und ihre Kolleginnen und Kollegen sogar.
Bei den Supermärkten ist das Angebot trotz Lieferengpässe groß, mit traditionellen Weihnachtsleckereien kann man sich eindecken. Bei Edeka Südwest sind es laut Pressesprecher Florian Heitzmann Süßwaren, Geflügel, Obst, Gemüse sowie Spezialitäten von den Bedientheken, Weine und Spirituosen, die ganz oben auf dem Einkaufszettel der Kundinnen und Kunden stehen. Bei Aldi Süd sind Lebkuchen, Spekulatius und frische Gans gefragt, auch das Angebot der Eigenmarke Gourmet sei beliebt, sagt Tobias Neuhaus von der Pressestelle. Doch auch von Lieferverzögerungen ist Aldi Süd betroffen. „Unter anderem hatten die Blockade im Suezkanal sowie die zeitweisen Hafensperrungen in Yantian und Ningbo erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur des gesamten internationalen Frachtverkehrs. Diese Auswirkungen sind weiterhin spürbar, und es ist noch nicht absehbar, wie lange die Situation anhalten wird“, so Neuhaus. Gefragt seien auch Lebensmittel aus der Region - mit kurzen Lieferwegen.
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