Mannheim. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat ein neues Ehrenmitglied: Gerd Hüttmann, der vor 40 Jahren in den Club eingetreten ist. Für die Übergabe der Urkunde und persönliche Glückwünsche kam der Landesvorsitzende des ADFC Baden-Württemberg, Matthias Zimmermann, zur Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes Mannheim ins Trafohaus.
Gegründet wurde der ADFC 1979 von Jan Tebbe in Bremen. Seit 1985 - sprich: nur sechs Jahre nach der Gründung – ist Hüttmann mit Leidenschaft im Club mit dabei. Er gründete später die Ortgruppen in Duisburg und Pinneberg. In Mannheim war er 1990 sogar Mitbegründer des Kreisverbandes und stand diesem von 1999 bis 2024 vor. „Damals hatte die Ortsgruppe Mannheim nur 149 Mitglieder, jetzt sind es rund 1300. Vor allem in den letzten fünf Jahren ist die Zahl stark gestiegen“, sagt Hüttmann.
Vorsitz im vergangenen Jahr abgegeben
Im vergangenen Jahr löste ihn Robert Hofmann als Vorsitzender ab. Dieser dankte Hüttmann für die Positionierung des ADFC in Mannheim. Immerhin habe der Club ein bedeutendes Mitspracherecht im lokalen Geschehen und einiges bewirkt. Auch wenn Hüttmann nicht mehr im Vorstand ist, kam es für ihn nicht infrage, von heute auf morgen aufzuhören. Er bleibt weiterhin aktiv im Verein, zum Beispiel als Bezirkssprecher, Pressereferent und Tourenleiter sowie als Vorsitzender des Vereins Radfahrschule Rhein-Neckar.
Hüttmann wurde 1958 in Frankfurt geboren und war schon in seiner Jugend sportlich geprägt: „Ich habe gerne Volleyball gespielt.“ Radfahren stand ebenfalls schon früh ganz oben auf seiner Favoritenliste. Das Buch „Radwander-Netz Hessen-Süd“ von Anne Modersohn fand Hüttmann sehr inspirierend. Es erschien 1981, lange Zeit vor Google Earth und Touren-Apps wie Komoot.
Als er während seines Studiums der organischen Chemie und seiner Promotion in Duisburg lebte, gründete er eine Ortsgruppe. Auf die Frage, ob er heute Fahrrad oder E-Bike fährt, weil es so bequem ist, lautet die klare Antwort: „Fahrrad – wegen der Fitness.“ Als er noch berufstätig war, fuhr er die Alltagswege, wie zum Beispiel den Weg zur Arbeit, mit dem Rad: „Früher von Neckarau nach Ludwigshafen, nur sieben Kilometer, dann 20 Kilometer nach Heidelberg zu Reckitt Benckiser, bis zur Rente.“
Pensionär nutzt Autos nur über Car-Sharing
Der Pensionär fährt selten Auto und besitzt daher kein eigenes. „Ich nutze Car-Sharing bei Stadtmobil Rhein-Neckar AG, wo ich auch im Aufsichtsrat bin.“ Zur Rad-Infrastruktur in Mannheim meint Hüttmann: „Besser geht immer. Es ist noch Luft nach oben, wenn man sich zum Beispiel im Vergleich die Niederlande oder Münster anschaut.“ Die Niederlande gelten als äußerst fahrradfreundlich. Dort werden die Bedürfnisse der Radler bei der Stadtplanung berücksichtigt. Es gibt ein durchgängiges Netz von Radwegen, die gut beschildert, gepflegt und beleuchtet sind. In Münster sieht es ähnlich aus, das Fahrrad hat einen hohen Stellenwert. Die Stadt wurde schon mehrmals für die Förderung der Rad-Infrastruktur ausgezeichnet.
Karlsruhe könnte ein Vorbild für Mannheim sein
In Baden-Württemberg gibt es eine Stadt, die Mannheim zum Vorbild werden könnte: „Karlsruhe hat sehr gute Radverkehrsachsen, da ist Mannheim noch dabei, sie umzusetzen.“ Beim letzten ADFC-Fahrradklimatest aus dem Jahre 2022 belegte Münster in der Kategorie 200.000 bis 500.000 Einwohner den ersten, Karlsruhe den zweiten Platz. Mannheim befand sich im Mittelfeld auf Platz zwölf von 26 Städten. „Karlsruhe und Münster kloppen sich um den ersten Platz“, fügt Hüttmann hinzu, der auch als Redakteur an der ADFC-Radkarte Rhein-Neckar und am Bürgerstadtplan des Umweltforums mitwirkte. Beim Fahrradklimatest, der 2024 schon zum elften Mal stattfand, können Radfahrende in ganz Deutschland online bewerten, wie gut es sich in den Städten und Gemeinden radeln lässt. Im Frühjahr dieses Jahres erscheint das Ergebnis – vielleicht ist Mannheim im Ranking nach oben gerückt.
Laut Hüttmann sind hier durchgehende Radwege oft schwierig zu verwirklichen: „Mannheim ist sehr zerrupft durch Rhein und Neckar, die Bahnschienen und die vielen Industrieflächen, die man umfahren muss.“ Auch die Radschnellwege kommen nicht wirklich schnell voran. Auf dem Schnellweg Mannheim-Viernheim-Weinheim sind die Teilstücke durch die Feudenheimer Au und Franklin fertig, die Trasse nach Heidelberg verzögert sich zurzeit. Der ADFC verfolgt den Bau der Schnellwege und berichtet auf seiner Homepage.
„Monnem Bike“-Premiere 2017 das schönste Erlebnis
Für Hüttmann war das schönste Erlebnis in seiner Zeit im ADFC das Fahrradjubiläum 2017 „Monnem Bike“, das schon Jahre zuvor vorbereitet wurde. „Wir haben die Stadt dazu motiviert, ein großes Fest zu veranstalten. Es war eine tolle Zeit, ein Highlight, bei dem viele Leute mitgemacht haben.“
Auf Hüttmanns private Initiative hin wurde eine Briefmarke und eine 20-Euro-Münze mit dem Bild des Freiherrn von Drais herausgebracht. „Ich habe mir gesagt: Für das Auto gab es auch eine Sondermünze, also warum nicht für das Fahrrad?“
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