Energie

Gas-Pläne der MVV sorgen in Mannheim für Verunsicherung

Die Wärmewende wird in der Quadratestadt Konflikte mit sich bringen. Das zeigt auch eine Infoveranstaltung mit Bürgerinnen und Bürgern im Mafinex, die ihren Befürchtungen Luft machten

Von 
Sylvia Osthues
Lesedauer: 
Besorgte Bürgerinnen und Bürger wollten bei der Infoveranstaltung mehr über Alternativen zu Gasheizungen erfahren. Sie äußerten auch ihre Bedenken hinsichtlich der Wärmewende. © Sylvia Osthues

Mannheim. Wie können die Mannheimer Bürger in Zukunft heizen? Wie sieht die kommunale Wärmeplanung Mannheims aus? Welche Fördermöglichkeiten gibt es für die Haushalte? Das waren nur einige von vielen zu klärenden Fragen bei der gut besuchten Veranstaltung am Dienstagabend im Mafinex. MVV, Stadt Mannheim, Klimaschutzagentur Mannheim, Handwerkskammer, IHK, Sanitär- und Elektroinnung und die VR Bank Rhein Neckar informierten über folgende Themen: Fernwärme und Wärmepumpe, Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten und Umsetzungsschritte.

MVV will bis 2035 aus Gasversorgung aussteigen

Wenn Gasheizungen in gut zehn Jahren zum Auslaufmodell werden, weil es hier ab 2035 kein Gas mehr gibt, müssen in den kommenden Jahren zigtausende Haushalte umstellen. Die MVV hatte angekündigt, dass sie bis 2035 komplett aus der Gasversorgung aussteigen und auch das Gasnetz stilllegen will. Deshalb waren gut 60 besorgte Bürgerinnen und Bürger zur Infoveranstaltung gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Denn schließlich geht es um viel Geld für sie – ob Eigentümer eines Einfamilienhauses oder Bewohner einer Mehrfamilienimmobilie.

Die Informationsveranstaltung machte deutlich: Das Heizungsgesetz des Bundes wird in vielen Mannheimer Heizungskellern für Änderungen sorgen. Zurzeit versorgen Erdgasheizungen im Mannheimer Stadtgebiet noch 56 000 Haushalte – vor allem im Norden der Stadt. Diese Gasheizungen müssen bis 2035 alle ersetzt werden. Die MVV will zwar bis zu 10 000 neue Fernwärme-Anschlüsse anbieten, aber nicht im Mannheimer Norden sowie in einigen anderen Stadtgebieten im südlichen Bereich, erklärte Silvia Fischer, Leiterin Kundenbetrieb bei der MVV. Eine Ausweitung wäre zu teuer. Nur: Was kommt dann? Es bleibt nur noch die Wärmepumpe. Auch Wasserstoff ist nach Aussage von Fischer aufgrund des Preises keine Alternative. Für die MVV sei die Versorgung mit Gas keine Zukunftsoption, es lohne sich auch nicht, für immer weniger Kunden das Gasnetz zu erhalten. Alexandra Halkenhäuser, zuständig für den Gasnetzbetrieb bei der MVV, erläuterte die Notwendigkeit, nach Erlass des sogenannten Heizungsgesetzes aus dem Gasnetz auszusteigen. Der Ausstieg sei ein Baustein auf dem Weg in die Klimaneutralität des Unternehmens, das damit Vorgaben der Europäischen Union und der Bundesregierung folge.

Außerdem werde der fossile Brennstoff Erdgas in den nächsten Jahren für die Verbraucherinnen und Verbraucher sehr teuer, wobei Jahr für Jahr zudem noch eine weitere Steigerung des CO2-Preises dazukommen werde. Doch der Umstieg von Gas auf andere Arten des Heizens wird für viele schwierig und teuer. Die Wärmewende wird Konflikte mit sich bringen, das wurde bei der gut besuchten Veranstaltung deutlich. Der Weg zur Klimaneutralität wird holprig. Erdgas war bis zuletzt die bevorzugte Energiequelle bei neuen Heizungen.

Ein Besucher erklärte, er habe noch eine relativ neue Gasheizung, weil die MVV vor nicht mal zehn Jahren noch Werbung für das Heizen mit Gas gemacht habe. „Soll ich die jetzt verschrotten?“, fragte er. Eine Frau schilderte Probleme ihres Nachbarn beim Einbau einer Wärmepumpe, der seit nunmehr vier Jahren vergeblich versucht werde. Andere äußerten Bedenken, das Fernwärmeleitungen nur einen Teil der Haushalte erreichen, insbesondere in Mehrfamilienhäusern. Ein anderer Teilnehmer warf der MVV eine „Monopolstellung“ vor. Er kündigte an, dass er es nicht straflos hinnehmen, sondern vor Gericht klagen werde, wenn die MVV ihn vom Gasnetz abschneide und damit keine Versorgung mehr durch ein anderes Unternehmen mehr ermögliche.

Andere bezweifelten den Sinn der Wärmewende und wiesen auf den von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ins Spiel gebrachten Gesetzesentwurf hin, der später wieder zurückgenommen wurde. Dagegen wandte der MVV-Kommunikationschef Sebastian Ackermann ein, der Bundesminister sei nicht anwesend. Sie hätten die Politik an diesem Abend draußen gelassen. Er könne den Unmut der Kunden, die gerade eine neue Gasheizung eingebaut hätten, verstehen: „Sie genau sind die Fälle, die uns leidtun.“

Die MVV versuche, die Kunden zu informieren. In zwei Städten sei schon über die Auswirkungen des Heizungsgesetzes diskutiert worden, jetzt in Mannheim und inzwischen auch in Nordrhein-Westfalen. Immer wieder appellierten die MVV- Vertreterinnen und Vertreter an diesem Abend, sich frühzeitig zu informieren und nicht mehr auf Erdgas zu setzen. Die Gaskunden sollten umsteigen auf Fernwärme oder Wärmepumpen.

© MM-Grafik

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke