Einige schmale Gassen mit niedrigen Häusern rechts und links führen zum Vereinsgelände. „Sie sind ja total außenrum gelaufen!“, wundert sich Schriftführer Hans Hotter. Es ist ein grauer, regnerischer Tag. Ein Mann stellt sich vor: „Wolfgang Wellenreuther, freut mich.“ 47 Jahre lang war Wellenreuther Erster Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Feudenheim. Bekannt ist der Verein, besonders unter den etwas älteren Mannheimern, als „Goggelrobber“. Hotter erwähnt, dass sie diesen veralteten Begriff im Verein nicht mehr verwenden, nur früher habe man das so gesagt. „Goggelrobber“ bedeutet nämlich „Hahnrupfer“.
„Ich kenn’ einen, der lesen und schreiben kann!“
Der Verein wurde jedoch 1902 gegründet, um Rassegeflügel und Rassetauben besonders artgerecht zu züchten. 1972 entschied sich Wellenreuther, in den Verein einzutreten. Drei Jahre später wählte man ihn zum Schriftführer. Bei der Vorstandswahl 1977 war sein guter Freund treibende Kraft, er hat ihn für den Vorsitz vorgeschlagen. Mit den Worten „Ich kenn’ einen, der lesen und schreiben kann!“, überzeugte er die Versammlung, witzelt Wellenreuther. Am 1. Januar 1977 wird er offiziell Erster Vorsitzender der Feudenheimer Geflügelzüchter.
Seitdem ist natürlich einiges passiert. Wichtig ist ihm: „Wir haben alles hier selbst gemacht.“ Das Gelände des Geflügelzuchtvereins Feudenheim erstreckt sich über einen Hektar Grundfläche. Auch eine eigene Gaststätte hat der Verein vorzuweisen. Um nicht von der Pacht abhängig zu sein, entschied sich Wellenreuther zum Kauf des gesamten Zuchtgeländes samt Gaststätte und Vereinsheim. Das Geschäft wurde Ende der 1980er-Jahre abgewickelt. „Hier gehört alles wirklich uns“, erklärt Wellenreuther stolz.
Der langjährige Vorsitzende organisierte über die Jahre zahlreiche Feste und Veranstaltungen. „Ja, wir feiern hier Fasnacht“, erzählt Wellenreuther und berichtet von der eigens eingebauten Musikanlage in der Gaststätte. Weihnachtsfeiern, das Gockelfest und ein Kükenfest für die umliegenden Kindergärten organisierte der Verein unter seiner Leitung. Beim Rundgang über das Gelände wird klar: Der 81-Jährige gehört zum Inventar. „365 Tage im Jahr muss man das machen“, betont er. Denn die Zuchthühner und Tauben wollen stets bestens versorgt sein.
Auch der Lehrpfad auf dem Gelände geht auf ihn zurück
Wolfgang Wellenreuther selbst hat auf Parzelle eins und drei die Rassen „Italiener“ und „Süddeutsche Schildtaube“ gezüchtet. Der Italiener entspricht dem klassischen Bild eines Hahns, das uns vermutlich allen in den Sinn kommt, sobald wir daran denken. Die Süddeutsche Schildtaube ist bis auf die Oberseite der Flügel komplett weiß.
Für dieses Wissen empfiehlt es sich, auf dem Vereinsgelände den sogenannten „Goggelrobber-Lehrpfad“ zu erkunden. Auch der ist durch Wellenreuthers Bemühungen als Vorstand entstanden. Hier kann man von 8 bis 18 Uhr 30 Parzellen mit den verschiedensten Geflügelrassen erkunden. Tafeln mit Bildern und Kurzinformationen über die Tiere zieren die Gehege.
Nach 35 Jahren im Amt erhielt Wolfgang Wellenreuther im Jahr 2012 die Ehrenmitgliedschaft. Über ein Jahrzehnt später, in diesem Jahr, trat er nicht erneut zur Wahl an. Somit wählte die Hauptversammlung des Geflügelzuchtvereins Feudenheim im Januar dieses Jahres Andreas Larfeld als zum neuen Vorsitzenden.
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