Lernen und Unterrichten in einer Baustelle: Für mehrere Schulen in Mannheim ist das Alltag. So arbeitet seit gut drei Jahren auch die berufliche Friedrich-List-Schule (FLS) in C 6 unter erschwerten Bedingungen. Denn dort läuft eine umfangreiche Fassaden- und Dachsanierung.
Was den ursprünglichen Zeitplan angeht, ist die Verwaltung optimistisch: „Unter optimalen Voraussetzungen“ könnten „die Arbeiten um den Jahreswechsel 2022/23 wie geplant abgeschlossen werden“. So steht es in einer Vorlage für den Bildungsausschuss, der sich in seiner Sitzung an diesem Dienstag mit der FLS befasst hat. Aber der Zeitplan spielt hier nur eine Nebenrolle. Denn eigentlich geht es um weitere Kostensteigerungen für das Projekt.
Regenwasser dringt ein
Ursprünglich, im Juni 2018, war die Verwaltung von 7,645 Millionen Euro für die Sanierung von Dach, Gebäudehülle, Sandsteinfassade sowie Austausch und Verschattung der mehr als 460 Fenster ausgegangen. Im Mai 2021 rechnete sie mit zusätzlichen Kosten von 357 000 Euro, im November des gleichen Jahres mit weiteren 822 000 Euro. Jetzt wird es erneut teurer. Der Bildungsausschuss nahm die Mehrkosten von 350 000 Euro zur Kenntnis, entscheiden muss darüber am 10. November noch der Hauptausschuss.
Neben allgemeinen Baukostensteigerungen sind es oft unliebsame Überraschungen, die hohe zusätzliche Ausgaben erforderlich machen. Mängel werden nicht selten im Zuge laufender Maßnahmen entdeckt. So waren an der FLS bei den Arbeiten im vor einem guten Jahr „umfangreiche Schäden an der erst vor etwa 25 Jahren sanierten Kuppel festgestellt“, hieß es damals. Fast die Hälfte der Mehrkosten entfielen auf die Arbeiten an dem historischen Aufbau.
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Auch bei den neuerlichen Zusatzausgaben spielt die Kuppel eine Rolle. Dass sie undicht ist und deshalb Regenwasser ins Innere eindringt, war schon zuvor klar. Aber jetzt stellten die Facharbeiter „nach umfangreichem Rückbau der Natursteinplatten“ zusätzlich fest, dass die Abdichtung des Blechs am Übergang der Kuppel zur Fassade „durchgehend gerissen“ gewesen sei. Das machte zusätzliche, aufwendige Arbeiten erforderlich, die mit 25 000 Euro plus zu Buche schlagen.
Der Löwenanteil der Mehrkosten entfällt mit 125 000 Euro allerdings auf die Dachstühle. Nachdem zuletzt „eine genaue statische Untersuchung des Dachstuhls“ möglich geworden sei, „zeigten sich mehr Schadstellen und umfangreichere Reparaturarbeiten als ursprünglich angenommen“. Erst durch „großflächige Aufdeckarbeiten der Ziegel“ habe man „das Ausmaß der Schäden aus den letzten 100 Jahren“ feststellen können, so die Verwaltung.
Auf 500 Quadratmetern Dachfläche müssen „alle tragwerkrelevanten Holzbauteile zwingend instandgesetzt werden“, heißt es in der Vorlage. Da der Dachstuhl eine Höhe von zwölf Metern habe, müssten dafür „zusätzliche Innengerüstkonstruktionen“ gestellt werden.
Lieferketten unterbrochen
Einmal mehr schlagen daneben „Pandemie-bedingte Lieferkettenunterbrechungen“ und dadurch zunächst „nicht lieferbare Einbauteile“ zu Buche. Das habe einen „höheren Ausführungs-, Zeit- und Koordinationsaufwand“ mit sich gebracht. Und bei der Natursteinfassade im Innenhof musste die Statik verbessert werden – unter anderem mit speziellen Gewindeankern.
Immerhin: Von den inzwischen 9,174 Millionen Euro zahlt das Land 5,076 Millionen.
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