"Früher war das hier ein waffenstrotzendes Zeughaus, wurde in der Region erobert und verteidigt", blickte Dr. Christoph Lind, neuer Direktor für Kunst- und Kulturgeschichte der Reiss-Engelhorn-Museen, in seiner ersten Ausstellungseröffnung zurück. Dass in dem barocken Gebäude nun Kunstwerke präsentiert würden, die für das Zusammenwachsen der Region stehen, sei doch ein Glücksfall der Geschichte, hob Lind hervor.
Zwar gebe es "die Anfangsdynamik nicht mehr", räumte der Oberbürgermeister ein. Doch in den vergangenen zehn Jahren habe sich gezeigt, dass die Bildung der Metropolregion Rhein-Neckar "kein technokratischer Zusammenschluss" und kein "Kunstgebilde" sei, so Kurz, sondern auf historischen Wurzeln beruhe und daraus auch ihre Kraft erwachse. Es sei in vielen Bereichen von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik gelungen, die Zusammenarbeit zu stärken, "was anfangs überhaupt nicht selbstverständlich war". Dass sich etwa Heidelberg und Mannheim gemeinsam und auch erfolgreich als Unesco-Städte bewerben - Heidelberg als "Unesco-City of Literature", die Quadratestadt als "Unesco-City of Music" - sei "vor zehn Jahren so noch nicht möglich gewesen", blickte Kurz zurück. Daher könne man schon stolz das zehnjährige Bestehen der Metropolregion feiern, und die Ausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen solle "ein kleines Geburtstagsgeschenk Mannheims an die Metropolregion sein", sagte der Oberbürgermeister.
Kurz dankte der Fotografin Nicole Simon, dass sie die Initiative dazu ergriffen habe. 1968 in Mannheim geboren, erwarb sie ihren Meisterbrief im Fotografenhandwerk 2001 in Heidelberg und sei "eine echte Kurpfälzerin". Neben zahlreichen Auftragsarbeiten für renommierte Firmen machte sie sich 2004 mit dem Bildband "Töne Mannheims" mit Porträts der Mannheimer Musikszene sowie 2007 zum Stadtjubiläum mit "Gesichter Mannheims" aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Sport einen Namen. Ihr Bildband "Metropolregion Rhein-Neckar", 2009 erschienen, zeigt auf 320 Seiten Porträts namhafter Persönlichkeiten sowie zahlreiche Landschaftsaufnahmen.
Die Region im Abendrot
Schon da habe sie "die Region in ihrer wunderbaren Vielfalt eingefangen", so Kirsten Korte, Geschäftsführerin beim Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar. Die Metropolregion habe von dem Engagement für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis zum gemeinsamen Kulturbüro schon viel erreicht, sei schon in vielen Bereichen enger zusammengewachsen - doch brauche man noch mehr solcher Initiativen wie diese Ausstellung, noch viel mehr persönliches Engagement wie das von Nicole Simon, sagte Korte.
Auch wenn wir in einer Zeit der, so Korte, "Bilderflut" lebten, blieben die Aufnahmen von Nicole Simon doch in Erinnerung. Es gelinge ihr, "in wunderbaren Aufnahmen die vielen Facetten der Region, von der Industrie bis zur Natur, darzustellen" - und genau das sei ja auch das Ziel des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar.
Gar von "Liebeserklärungen an die Region" sprach Dr. Claude W. Sui, Leiter des Forums Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen, bei der vom Pop & Soul-Pianoduo "Benny & Joyce" musikalisch umrahmten Vernissage.
Sui und Stephanie Herrmann kuratierten die im obersten Stockwerk des Zeughauses gezeigte, von ABB unterstützte Kabinettausstellung. Die Werke zeigen keine Menschen, nur Industrie, Natur oder Bauten unter anderem von Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Worms, aufgenommen im herrlichen Abendrot. Sie stammen aus den letzten fünf Jahren und werden erstmals bei einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Aufnahmen bestechen nach den Worten von Sui neben ihren eindrucksvollen Formaten durch ungewöhnliche Blickwinkel, weite Perspektiven und ihre leuchtende Farbintensität. Nicole Simon seien "auf bewundernswerte Weise" Aufnahmen "mit einer geradezu magisch aufgeladenen Atmosphäre und voller Poesie" gelungen, lobte der Fachmann und sah sie in einer Reihe mit Mannheims berühmten Fotografen Häusser, Hamann und Vormwald. Weil Simon die Metropolen der Region im Wandel zwischen Tag und Nacht darstelle, zog Sui aber auch Parallelen zu den Malern der Romantik. Da die großformatigen Werke im aufwendigen Diasec-Verfahren ohne Rahmen sowie mit Acrylglas versehen präsentiert werden, wirkten die Farben gleichmäßig gesättigter und brillanter, werde die optische Tiefenwirkung der Motive gesteigert. Die Aufnahmen seien es wert, Teil des "digitalen Bildgedächtnisses" der Metropolregion zu werden.
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