Mannheim. Viele Kinder sammeln Autogramme von ihren Idolen. Jonathan Zelter dagegen hat als Achtjähriger bereits selbst signiert - auf Bildern, die er selbst im Copyshop hat anfertigen lassen. Denn in diesem Alter stand der heute 28-Jährige schon als jüngster Alleinunterhalter in der Region auf der Bühne.
Zelter, der im rheinland-pfälzischen Wittlich geboren und aufgewachsen ist, lebt seit 2014 in Mannheim. Der Wunsch, Musik zu machen, kam ihm als Fünfjähriger beim Urlaub in Italien und Österreich. „Überall da, wo man in Hotels und Restaurants Musiker und Gruppen gesehen hat, die ein Akkordeon als Instrument dabei hatten“, sagt er. „Das hat mich damals so fasziniert, dass ich unbedingt eins haben wollte.“ Zunächst versucht er, sich das Musizieren selbst beizubringen. Ein Jahr später bekommt er Unterricht im Akkordeonspielen, als Zehnjähriger lernt er Keyboard, später kommt noch Gitarre dazu.
Jonathan Zelter
- Jonathan Zelter wurde 1994 in Wittlich geboren. Nach dem Abitur zog er 2014 nach Mannheim, um sich stärker auf seine Musikkarriere zu konzentrieren.
- Als Songwriter ist er auch für andere Künstler tätig. So stammt „Zuversicht“ von Roland Kaiser aus Zelters Feder. Auch für Peggy March und Patrick Lindner hat er schon Songs geschrieben.
- 2016 erschien sein erstes Album „Sei immer du selbst“, seine zweite CD „Von Mannheim bis New York“ veröffentlichte er 2018.
- Sein drittes Album „2030“ kam 2020 auf den Markt. Damit tourt er im Oktober durch Deutschland. In Mannheim gastiert er am 17. Oktober im Capitol.
- Mehr unter jonathanzelter.de
„Gut investierte Gage“
Zelter spielt, was im Radio läuft. „Das Klavier ist mit den Jahren mein Instrument geworden, mit dem ich mich am wohlsten fühle und mit dem ich mich am besten ausdrücken kann.“ Dennoch seien das Akkordeon und die Gitarre praktisch, um sie überallhin mitzunehmen. „Mit neun Jahren fing es an, dass ich bei Geburtstagen von Verwandten oder im Freundeskreis mein Akkordeon mitgenommen habe, oder mein Keyboard“, erzählt er. Da sei immer jemand gewesen, der für sein Fest einen Musiker suchte. „Das hat mit Faschingsveranstaltungen in Wittlich angefangen, mit einer Packung Raffaello und 20 Euro als Bezahlung und ich total stolz und baff.“
Er sammelt wertvolle Bühnenerfahrung, indem er auf Stadt- und Weinfesten, Feuerwehrfesten, auf Geburtstagen, Hochzeiten und Jubiläen auftritt. Auch bei der Wahl seines Ferienjobs ist Musik Trumpf. Im Sommer finden viele Feste statt. Jeden zweiten, dritten Tag tritt er auf. „Ich habe ich es total genossen, dass ich in den Ferien endlich mal mein Hausaufgabenheft zulassen konnte“, sagt er und fügt scherzend hinzu: „Zum Zeitungen austragen war keine Zeit übrig.“
Jeder Cent, den Zelter verdient, fließt in sein Equipment als Musiker. „Die Musikanlage, die ich am Anfang hatte, war relativ alt und klein.“ Er tauscht sie gegen eine bessere aus, legt sich ein E-Piano sowie ein neues Keyboard und Akkordeon zu. „Jeder Veranstalter, der mich gebucht hatte, wusste: Es ist eine gut investierte Gage“, sagt Zelter und grinst.
Erst Covers, dann eigene Songs
Seine Eltern spannt er mit ein. „Sie haben mich überallhin begleitet“, sagt er. „Meine Leidenschaft war irgendwann ihr Hobby.“ Während sein Vater sich in die technische Materie einarbeitet und die Rolle des Sicherheitsmannes einnimmt, wird seine Mutter seine Beraterin. Um das Booking kümmert sich Jonathan Zelter selbst. Auch um besagte Autogrammkarten. „Sie haben bestimmt mal Sammlerwert“, scherzt er.
Für seine Auftritte stellt sich Zelter, der zu dieser Zeit das Gymnasium besucht, Ordner mit passender Songauswahl zusammen. „Wenn ich wusste, ich war auf dem Weinfest, war es ein sehr gemischtes Programm und generationenübergreifend“, sagt er. „Auf einem 80. Geburtstag hab ich natürlich andere Lieder gespielt als auf einem 30. Geburtstag.“ Für betagteres Publikum spielt er Schlager wie „Rote Lippen soll man küssen“. Die jüngeren Zuhörer unterhält er mit „Angels“ oder „This is the Life“. Manchmal präsentiert er bei seinen Auftritten neben Coverhits auch eigenes Liedmaterial. Zwei Jahre vor dem Abitur beschließt er, ausschließlich Shows mit eigenen Songs zu spielen. „Das war von 90 Auftritten im Jahr ein Crash auf sechs“, sagt er. Doch für Zelter vollkommen in Ordnung.
Der Wahl-Mannheimer hat bei seinen Cover-Auftritten vieles erlebt. „Auf einem Fest wollte mir mal jemand mein Mikrofon klauen, als er auf die Bühne torkelte“, erzählt er. „Ich habe es aber verhindern können.“ Ausgefallene Musikwünsche gehören auch dazu. Als Zelter zwölf Jahre alt ist und auf dem Altstadtfest in Wittlich spielt, wünscht sich ein Mann „Biscaya“ von James Last. Der junge Musiker und Songwriter verspricht, es bis zum nächsten Jahr einzustudieren. Als Zelter den Mann auf dem Fest ein Jahr später wiedersieht, greift er zum Akkordeon und spielt das Instrumentalstück. „Er war baff, da er nicht damit gerechnet hat, dass ich es ernst gemeint habe.“
Manche Fans, die heute zu seinen Konzerten kommen, kennen ihn noch von der Zeit als Coversänger. „Obwohl ich heute Lieder wie ,Angels’ oder ,Rote Lippen soll man küssen’ nicht mehr singe, sondern meine eigenen, sind die Fans mitgewachsen und meine treuen Wegbegleiter geblieben.“
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