Mannheim. Konzentriert pumpen Fabian und Maurice einen Reifen auf. Nebenan inspizieren Zlatka und Luca einen Radschlauch, suchen das Loch, das den lästigen Dauer-Platten wohl verursacht: In der Werkstatt der Eugen-Neter-Schule (ENS) in der Außenstelle Gartenstadt herrscht geschäftiges Treiben, denn die Mädchen und Jungen machen die Fahrräder wieder flott. Nicht ohne Grund: Die Schule mit Stammhaus auf der Blumenau gehört zu den mehr als 250 Teams, die in Mannheim am Stadtradeln teilnehmen.
Im Rahmen der Aktion gibt es für die Schule diesmal Unterstützung vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Heidelberg: Michael Fröhlich und Mike Fedorchenko sind von dort ausnahmsweise mit dem Auto und viel Werkzeug gekommen, um den Schülerinnen und Schülern unter die Arme zu greifen: „Im Rahmen des Stadtradelns unterstützen wir Mannheimer Schulen, um mehr Kinder aufs Rad zu bekommen“, sagt Fröhlich. Die ENS habe sich gleich gemeldet und um Hilfe gebeten. „Uns ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche Lust haben, Rad zu fahren“, erklärt Fröhlich und hofft, dass die jungen Leute auch nach der Aktion dabei bleiben. „Es ist schließlich das schnellste Verkehrsmittel in der Stadt.“
Unterstützung aus Heidelberg
Die jungen Menschen haben sichtlich Spaß daran, Reifen auszubauen, Bremsen und Licht zu überprüfen, Ketten zu reinigen oder den Luftdruck zu prüfen: „Das macht total Spaß, ich bin hier auch in der Rad-AG“, berichtet die 17-jährige Samantha stolz. Dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung ist die Bewegung der Schüler wichtig: „Wir kümmern uns regelmäßig um die Räder und machen Ausflüge im Rahmen des Unterrichts“, berichtet Aljoscha Träger, Stufenleiter der Berufsschulstufe an der ENS-Außenstelle in der Gartenstädter Waldpforte.
Aktion Stadtradeln
- Das Stadtradeln ist eine internationale Kampagne des Klima-Bündnisses. Die Stadt Mannheim beteiligt sich zum vierten Mal an der Aktion.
- Bis zum 4. Juli treten die Teilnehmer in der Quadratestadt für den Klimaschutz in die Pedale, um so ihren Alltag möglichst CO2-neutral zu gestalten.
- Das Team, das die meisten Radkilometer insgesamt oder pro Teammitglied gesammelt hat, hat die Chance auf Preise im Wert von bis zu 500 Euro. Unter allen Teilnehmenden werden zusätzliche Gewinne verlost.
- Unentschlossene können sich noch während des gesamten Aktionszeitraums bis zum 4. Juli unter www.stadtradeln.de/mannheim anmelden und die gefahrenen Kilometer nachtragen. Teilnehmen können Personen, die in Mannheim wohnen oder arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen. Geradelt werden muss nicht in Mannheim selbst. Während des Aktionszeitraums gibt es die Möglichkeit, an verschiedenen Radtouren teilzunehmen und so zusätzliche Kilometer zu sammeln.
- Der Abschluss des Stadtradelns findet mit der Preisverleihung am Samstag, 17. Juli, 14.30 Uhr, im Rahmen des Urban Thinkers Campus auf dem Spinelli-Gelände statt.
- Im Auftaktjahr 2018 wurden 71 717 Kilometer erradelt, 2019 kamen 245 990 Radkilometer zustande und 2020 461 836 Kilometer.
Rund 12 800 Kilometer sind die Teilnehmer des Schul-Teams nun schon geradelt, zurzeit liegt sie als Sieger-Mannschaft des vergangenen Jahres auf dem städtischen Rang zwei – hinter dem Universitätsklinikum mit mehr als 22 700 gefahrenen Kilometern. „Im Moment haben wir 73 Teilnehmer, die ganze Schullandschaft ist dabei“, sagt Schulleiterin Silvia Challal. Den ersten Platz des vergangenen Jahres zu halten, sei aber nicht das Ziel: „Das ist auch eine hohe Messlatte. Wir wollen vor allem Spaß haben und Freude nach der gemäßigten Stimmung in einem Corona-Schuljahr mit vielen Einschränkungen.“ Zudem habe die Aktion im vergangenen Jahr einen positiven Effekt gehabt: „Einige Kollegen hat das so motiviert, dass sie sich ein Job-Bike angeschafft haben“, so die Schulleiterin. Bei der Aktion Stadtradeln sind Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren oder eine sportliche Runde in der Freizeit zu drehen: Insgesamt 256 Teams sind mit mehr als 2500 aktiven Teilnehmern in der Quadratestadt am Start, darunter auch mehr als 300 Mitarbeitende und mehrere Dezernenten der Stadtverwaltung. „Mannheim eignet sich hervorragend zum Fahrradfahren: Die Wege sind flach und kurz. Durch zusätzliche Radwege, neue Fahrradstraßen und die Sanierung bestehender Radverbindungen wird die Radinfrastruktur stetig ausgebaut und optimiert“, sagt der für Verkehrsplanung zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD).
Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) ergänzt: „Um eine nachhaltige Reduzierung von CO2 in den Städten zu erwirken, ist es wichtig, alternative Mobilitätsformen wie das Fahrrad zu nutzen. In Mannheim passiert gerade sehr viel, um dies attraktiver zu machen.“ Pretzell hofft, dass sich an der Aktion nicht nur „alte Fahrradhasen“ beteiligen, sondern auch Menschen, die noch nicht so viel Erfahrung haben.
Unter den Teams in der Quadratestadt sind neben Schulen auch viele Vereine am Start. Die Firma Essity, die Hochschule sowie das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit treten ebenfalls in die Pedale. Auch kirchliche Teams wie das der Evangelischen Kirche, des Diakonischen Werks und der Katholischen Frauengemeinschaft oder Gemeinden machen mit. Weltweit beteiligen sich über 1600 Kommunen aus fünf Nationen an der weltgrößten Fahrradkampagne, die von Mai bis September stattfindet. Mit dabei sind in diesem Jahr erstmals Städte aus Dänemark und den USA.
An der Neter-Schule werden die flott gemachten Räder nach der Reparatur übrigens gleich getestet: Die Schülergruppe fährt eine gemütliche Zehn-Kilometer-Runde durch den Käfertaler Wald.
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