Mannheim. „Ich glaub', wir sind die Frikadellen heute“, stellt Violinistin Marie-Luise Dingler fest und bezieht sich damit in launiger Manier auf den Titel, unter dem dieser interkulturelle Abend in der Alten Feuerwache ausgerichtet wird: „Falafel trifft Frikadelle“. Zusammen mit ihrem Bruder Christoph Dingler bildet sie das populäre Violinduo The Twiolins, das zur Eröffnung besagter Veranstaltung Ludwig van Beethoven auf den Tango-Nuevo-Schöpfer Astor Piazolla folgen lässt und dabei so musiziert, wie man sie kennt und schätzt - mit Seele, Verve, Finesse und einer feinen Prise Humor.
Comedy mit spitzer Satire-Nadel in der Alten Feuerwache
Ein „wunderbares Programm“ mit viel Musik, Tanz und einem kulinarischen Finale werden in der gut besuchten Halle kredenzt, verspricht Moderatorin Angela Wendt vom Verein Mannheim sagt Ja!, der die vom Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost und -West geförderte Veranstaltung mit dem Verein Arabisches Haus e.V. und dem Förderverein Alte Feuerwache veranstaltet; erstgenanntem Verein gehört auch Gerhard Fontagnier an, der den Abend organisiert habe.
Und nicht zu vergessen: Comedy gehört auch dazu, die ja oft genug das probate Mittel ist, wenn es darum geht, gesellschaftliches Ist und Soll und das zwischenmenschliche Delta dazwischen offenzulegen. Comedian Benaissa Lamroubal (be)sticht hier mit spitzer Satire-Nadel, die er in Klischee-Ballons stößt („Alle werden heute lachen und alle werden heute Schmerz empfinden“).
Eine eindrückliche Kostprobe ihrer Kunst gibt Shany Mathew, Tänzerin und Tanzlehrerin, die an der Orientalischen Musikakademie in Mannheim klassischen indischen Tanz unterrichtet – und überdies Integrationsbeauftragte der Stadt Bad Friedrichshall ist. Zusammen mit elf Schülerinnen präsentiert sie in prunkvollem Ornat drei Choreografien, in denen fließende Bewegung, tiefe Innerlichkeit und rituelle Formensprache eine Einheit bilden.
Gesang und Talkrunde bei "Falafel trifft Frikadelle" in Mannheim
Den Sänger und Oudspieler Abdalhade Deb kennt man auch aus dem Kontext des exquisiten Musikkollektivs Syriab. Hier lässt er Kurzhalslaute und Gesang gemeinsam mit dem Tastenspiel von Ihab Hattar in Gestalt von traditionellen Kompositionen aus Ägypten und Syrien erklingen – kunstvoll verschlungen, farbenreich und elegisch-kraftvoll.
Angela Wendt bittet daneben eine kleine Talkrunde auf die Bühne, in der Fragen zur persönlichen Bedeutung des Begriffes Integration und dazu, ob sich die Diskutierenden als Teil dieser Gesellschaft fühlen, erörtert werden. Und schließlich, was sich ändern müsse, „um der Vielfalt in unserer Gesellschaft gerecht zu werden?“ Differenziert lassen sich dazu auf dem Podium Fouzia Hammoud vom Arabischen Haus, Shany Mathew, Benaissa Lamroubal sowie Elena Lorente Rodríguez, Führungskraft im sozialen Bereich, ein.
Knapp zwei Stunden dauert das Programm, nach dem die Gäste aber noch ein Buffet erwartet, das seinerseits die im Titel vermerkte Frikadelle-Falafel-Synthese widerspiegelt. Und so wird mit diesem Abend auch insgesamt gleichsam ein schmackhaftes Menü zubereitet, eines, das zeigt, dass es gut ist, wenn man gute Dinge zusammenbringt und damit die Bandbreite an Aromen, Erfahrungen und Einsichten erweitert.
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