Die Tische sind mit weißen Decken umhüllt, drumherum stehen blaue Stühle. Ganz vorne auf der Bühne hängt eine riesige Europa-Fahne. Es gibt Essen aus den verschiedensten Regionen des Kontinents, und überall laufen engagiert junge Schüler in blauen T-Shirts mit der Aufschrift „Juniorbotschafter“ durch die Gänge. Dass die Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried (IGMH) sich besonders mit Europa beschäftigt und identifiziert, wird während der Gala schnell klar.
Seit dem 25. Juli vergangenen Jahres darf sich die Bildungseinrichtung „Botschafterschule für das Europäische Parlament“ nennen – und diesen Titel feiern Schüler und Lehrer mit ihren Gästen nun ganz offiziell. Die IGMH ist damit die erste Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe, die sich dem europaweiten Netzwerk anschließt. Umso mehr Applaus hagelt es, als die beiden Lehrer und Initiatoren Alexander Katz und Stefanie Ansorge während der Feierlichkeiten im Foyer der Gesamtschule die Plakette des EU-Projektes überreicht bekommen.
Projekte im vergangenen Jahr
Die Stimmen aus dem Publikum sind voller Lob über die Einsatzbereitschaft der IGMH. „Ich bin stolz auf die die Initiative und das Durchhaltevermögen, die der Zertifizierung als Botschafterschule vorausgegangen sind“, betont Rainer Bade, Gesamtleiter der Integrierten Gesamtschule, in seiner Rede. „Es ist wichtig, sich beständig und aktiv für die europäischen Werte einzusetzen.“ Auch Mannheims Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne) findet es „beachtlich, welches große Engagement mit dem Titel verbunden ist“. Das könne nur gewürdigt werden. Peter Schulze, Kreisvorsitzender der Europa-Union, gibt den Schülern eine Botschaft mit auf den Weg: „Nutzen Sie Ihre starke Stimme und ergreifen Sie das Wort.“ Und sogar ein EU-kritischer Engländer, gespielt vom ehemaligen Schülersprecher Simon Nemet, ändert im Laufe des Abends seine eher ablehnende Meinung über das Projekt zu „absolutely amazing“ (auf Deutsch: absolut großartig).
Ein Jahr lang musste die Schule durch mehrere Projekte zeigen, dass ihr das Thema Europa wichtig ist, um sich erfolgreich als Botschafterschule zertifizieren zu lassen. Die Europa-AG leistete dazu einen großen Beitrag. Gemeinsam mit Gemeinschaftskundelehrer Katz trifft sie sich nicht nur einmal pro Woche, um sich in den Medien über europäische Themen zu informieren und zu diskutieren. Die Arbeitsgemeinschaft organisiert auch zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen. Dazu zählten – neben der jüngsten Europa-Gala – im vergangenen Schuljahr beispielsweise das Schulfest mit dem Thema „Im Herzen Europas, Europa im Herzen“ und die Einrichtung der Europa-Ecke mit Plakaten und Schaukästen im ersten Stock des Gebäudes.
Außerdem führte die AG schulinterne Europa-Wahlen durch, feierte den Europa-Tag am 9. Mai und besuchte das Europäische Jugendforum im baden-württembergischen Landtag in Stuttgart. Auch im Lehrplan der Botschafterschule soll Europa künftig fest verankert werden. „Wir haben ein eigenes Europa-Curriculum geschrieben“, erklärt Alexander Katz. „Das Thema schlängelt sich bei uns durch alle Fächer mit kulturellem Bezug, Fremdsprachen, Sozialwissenschaften, Hauswirtschaft und Geografie.“
Am 13. März nach Straßburg
Durch den Status als Botschafterschule kann die IGMH an Botschafterkonferenzen teilnehmen und mit Schulen aus ganz Deutschland und dem EU-Ausland in Kontakt treten. Außerdem bietet das Projekt den Juniorbotschaftern unter anderem Zugang zur Parlamentssimulation „Euroscola“ in Straßburg – der erste Ausflug dorthin steht schon am 13. März an. „Mit anderen reden und neue Sichtweisen kennenlernen“, erhofft sich Schülerin Anthi Chalak von dem Projekt. „Und ich bin mir sicher, dass wir auch nicht zu klein sind, um etwas zu bewirken.“ Neuntklässler Florian Lauth will sich für den Frieden in Europa einsetzen: „Jeder sollte sich hier wohlfühlen.“ Und Marlon Hofmann sagt, er habe sich früher eher wenig mit Europa beschäftigt. „Ich finde es aber interessant, was politisch passiert. Und um dem Thema näher zu kommen, bin ich auch in die AG eingetreten“, so der Zehntklässler.
Botschafterschule für das Europäische Parlament
- Das Programm „Botschafterschule für das Europäische Parlament“ soll europaweit ein Netz von Schulen mit regelmäßigem Kontakt zum Parlament der EU schaffen.
- Ziele sind die enge Beschäftigung der Teilnehmer mit Europapolitik, der Aufbau von Beziehungen untereinander und ein erleichterter Austausch mit den Mitgliedern des Europäischen Parlaments.
- Jede Schule ernennt Juniorbotschafter und Seniorbotschafter, die an regionalen Botschafterkonferenzen und Seminaren teilnehmen.
- Die Juniorbotschafter an der Integrierten Gesamtschule (IGMH) sind größtenteils Teilnehmer der Europa-AG, als Seniorbotschafter fungieren die Lehrer Alexander Katz und Stefanie Ansorge.
- Die Erstzertifizierung der Schule für das Programm gilt für zwei Jahre, danach muss jedes Jahr ein Bericht verfasst werden, um die weitere Teilnahme sicherzustellen.
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