Mannheim. Die Hardrocker von AC/DC mit ihrem satten E-Gitarren-Sound füllen die größten Stadien der Welt, die Abkürzung ist jedoch auch ganz wichtig für für E-Autos: Kurz gesagt füllt AC die Batterie langsam, DC schnell. Das eine ist "Alternating Current", also Englisch Wechselstrom, das andere "Direct Current", Gleichstrom. Der Zeitunterschied beim Laden eines E-Autos ist beträchtlich: Bei Wechselstrom kann man sich mindestens die zehn besten Alben der Australier anhören, bis die Batterie einigermaßen voll ist - bei Gleichstrom mit Schnellladefunktion reicht die Zeit nur für einige Singles.
Gestern eröffneten das Energieunternehmen MVV, die Stadt Mannheim und die Mannheimer Parkhausbetriebe offiziell den ersten Schnellladepark für Elektroautos in der Quadratestadt. Auf dem Parkplatz P4 an der Keplerstraße/Ecke Galileistraße Nahe des Hauptbahnhofs stehen fünf neue „High Power Charging“-Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten. Es können dort bis zu zehn Fahrzeuge gleichzeitig innerhalb von nur 10 bis 20 Minuten – in Abhängigkeit von Ladetechnik und Batterie – vollständig geladen werden.
Vier weitere Projekte sollen folgen
Laut Ralf Klöpfer, Vertriebsvorstand MVV, setzen immer mehr Fahrzeughersteller auf das Laden mit Gleichstrom: "Es ist für sie einfacher und billiger, die Autos entsprechend zu bauen. Außerdem geht das Laden schneller." Der Energiebetreiber habe das Ziel, dass jeder Bürger innerhalb von sieben Auto-Fahrminuten die Möglichkeit hat, an öffentlichen Ladestationen die Batterie seines E-Autos zu laden. Dafür sollen sie vor allem an Ausfallstraßen installiert werden: "Bis zur Bundesgartenschau sollen vier weitere Projekte fertiggestellt sein", betont Klöpfer. Eine am Lilienthal-Center in Sandhofen. Das Angebot sei vor allem für Bürger gedacht, die kein Einfamilienhaus oder Carport mit Stromanschluss haben: "Sie müssen sich dann keine Gedanken mehr um die Reichweite ihrer Fahrzeuge machen." Weiter gehen zwei "Mikroladeparks" mit lediglich einer Säule bald ans Netz, sie stehen am Technoseum und im Stadtteil Lindenhof.
Infos zum Ladenpark
- Bezahlen kann man den Strom für sein E-Auto auf dem Parkplatz P4 auf drei Wegen: Entweder über die MVV-App, über QR-Code und Kreditkartendaten oder eine RFID-Karte, über die es jedoch teurer wird. Schnell laden ist bei den meisten reinen Elektroautos möglich, lediglich einige Kleinwagen sowie Hybridfahrzeuge können dies nicht.
- Die Kilowattstunde kostet im Schnelladepark 45 Cent, hinzu kommen Parkgebühren. Allzu lange darf der Wagen nicht dort stehen: Ab 120 Minuten an der Schnelladestation sind bis zu 15 Euro fällig, weil diese unnötig blockiert wird. An anderen MVV-Ladestationen kann auch mit Wechselstrom geladen werden, der kostet lediglich 39 Cent/Kilowattstunde.
- In Heidelberg und Mannheim gibt es aktuell rund 200 Ladepunkte. Die MVV betreibt 178 im Gebiet Mannheim und Umgebung, es sollen bald über 200 sein.
Auch die Parkhausbetriebe sind dabei, Lademöglichkeiten zu schaffen. Geschäftsführerin Natalie Waterboer will in Zusammenarbeit mit der MVV Parkhäuser und -plätze "zukunftssicher für die Mobilität von morgen" ausstatten. Seit 2019 haben diese 42 öffentliche Ladestationen gebaut, die teilweise von der MVV übernommen worden seien: "Wir freuen uns, einen kompetenten Partner gefunden zu haben! Zusammen mit der MVV sollen 48 weitere entstehen." Ladestationen zu bauen und zu betreiben sei nämlich nicht das Kerngebiet ihres Unternehmens, dabei müssten unter anderem die Baurichtlinien, Verordnungen und die Kapazität des Stromnetzes beachtet werden. Das kann nämlich überlastet sein, wenn zu viele E-Autos gleichzeitig mit Schnellladung "betankt" werden. Und die Nachfrage nach Schnelladen sei "rasant gestiegen".

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Klöpfer ergänzt auf Nachfrage, dass in zwar das Stromnetz verstärkt werden könne, aber dies würde vor allem Zeit kosten. Geld kostet hingegen eine andere Lösung bei zu starker Belastung: Eine Pufferbatterie. Die treibt jedoch den Preis pro Schnelladesäule von 100 000 Euro um weitere 50 000 Euro nach oben. Der Bau der Ladeinfrastruktur wird allerdings vom Bund gefördert.
Bäume beim Bau erhalten
Bürgermeister Christian Specht (CDU) warf einen Blick zurück: Bereits 2017 sei ein Lenkungsausschuss mit der MVV und den Städten Heidelberg und Ludwigshafen entstanden, um Elektromobilität zu fördern. Grund seien damals die hohen Stickoxidwerte in der Luft gewesen, Dieselfahrverbote waren in einigen Städten Deutschlands eine Folge. Damals sei noch nicht klar gewesen, dass die E-Mobilität so hoch laufen werde. Specht betonte, dass Mannheim nicht wie andere Städte Energieversorgungsunternehmen und Parkhausbetriebe verkauft habe. Hintergrund: An der börsennotierten Aktiengesellschaft MVV ist Mannheim mit gut 50 Prozent beteiligt. Deshalb sei es, so Specht, für die Kommune möglich, der E-Mobilität in der Stadt den Weg zu bereiten. Wichtig sei dies auch für Gäste.
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Für die Ladesäulen sei die Nutzung bestehender Parkplätze gut und Standorte, die bei der Bevölkerung bekannt seien. Die Förderung der E-Mobilität beim Individualverkehr sei eine Säule beim Konzept der Stadt, die andere die Förderung des ÖPNV und des Radverkehrs. Beim neuen Schnelladepark auf dem Parkplatz P4 lobt er auch, dass der Hauptbahnhof in wenigen Minuten erreichbar ist. Die neue aufgestellten Schnelladestationen sind, so Daniel Jung, Geschäftsführer MVV Regioplan, im Vergleich zu Standard-Ladesäulen relativ groß, weil auch entsprechend viel Technik verbaut sei. Beim Bau habe man darauf geachtet, die Bäume zur Straße zu erhalten.
Jung selbst ist mit einem Geschäftswagen von VW unterwegs, der voll elektrisch ist. Klöpfer hat einen älteren Tesla und Specht nutzt über kommunales Leasing ein E-Auto von Mercedes. Nur Natalie Waterboer hat als Dienstwagen ein Hybridfahrzeug, doch der fahre immerhin 50 Kilometer rein elektrisch, was für ihre Arbeitsfahrten ausreichend sei.
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