Am Anfang marschierte Johann Nikolaus von Scherer schneidigen Schritts durch sein Stadtpalais. Der adlige Kriegskommissariatsdirektor in kurpfälzischen Diensten, stand 1720 sofort nach der Verlegung der Residenz nach Mannheim Gewehr bei Fuß und ließ sich ab 1723 ein zweistöckiges Stadthaus in O 4, 4 erbauen. Vermutlich bis zu seinem Tode in Jahr 1756 fühlte sich der zum Hofkammerrat aufgestiegene Adelsmann mit seiner Frau Regina Dorothea wohl in diesem Ambiente.
Friedrich Teutsch, Stadtarchivar i. R., hat die Geschichte von O 4, 4 von Grund auf studiert und für die LBBW Bank 1994 in einem Festheft dokumentiert, die stolze Reihe der Adligen, Handelsherren und Bankiers bis ins letzte Glied verfolgt.
Skandal und Hochzeiten in O 4
Maria Elisabeth von Lomers, Tochter des Erbauers, erbte die Immobilie, doch ihre Nachfahren zeigten wenig Sinn für das stilvolle Eckgebäude. Sie verkauften 1782 an Kommerzienrat Gerhard Maendel und seine Frau Theresia. Der Kaufmann führte eine "Specerey", handelte mit Tabak, Eisen und Kurzwaren. Durch Herstellung von Puder versprach er sich Erfolg, doch den konnte er sich wohl abschminken, die Geschäfte florierten nicht wie gewünscht. 1791, nach dem Tod Maendels, erwarben der Geheime Finanzrat Heinrich Schmaltz und Ehefrau Katharina Friederike den gediegenen Kasten. Der Kaufmann und Bankier schrieb Historie nicht nur, weil er 1777 Mozart 150 Gulden vorstreckte, sondern auch, weil er mit einem folgenreichen Seitensprung für einen handfesten Skandal sorgte. Schwiegersohn Hofrat Christian Philipp Stumm übernahm 1809 das Anwesen. Dieser Bankier sah seine Karriere gekrönt, als er 1815 in den bayerrischen Freiherrenstand erhoben wurde. Auch das Haus erfuhr höhere Weihen: Die Töchter heirateten in O 4, 4 Freiherren und Grafen. Und noch ein berühmter Familienname hinterließ eine Duftmarke: Wilhelm Bassermann erwarb 1828 das Barockhaus, doch er starb wenige Jahre später in Nizza, seine Frau trennte sich von der Bleibe.
Die Freifrau von Breckheim, geb. von Stumm, kehrte 1834 in das Haus ihrer Jugend zurück. Nach ihr erkannte der honorige jüdische Tabakhändler Gabriel Hirschhorn ab 1845 den Standortvorteil an den Planken, er baute das Exportunternehmen "Pfälzer Blätter-Tabak" auf. Seine Söhne verkauften den Besitz 1870 an die Badische Bank, die bis August 2009 für eine stilvolle barocke Banknote in O 4, 4 sorgte. räu
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-erste-adresse-fuer-adel-und-bankiers-_arid,314849.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html