Mannheim. Die AfD hat ihre Kandidatenliste für die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 vorgelegt. An der Spitze stehen der Kreisvorsitzende Rüdiger Ernst und Fraktionschef Bernd Siegholt. Auf den Plätzen 3 bis 5 folgen Rainer Kopp, Vize-Kreisvorsitzender und Innenstadt-Bezirksbeirat, der frühere Landtagskandidat Heinrich Koch sowie Stadtrat Jörg Finkler. Dessen Gemeinderatskollege Ulrich Lehnert tritt auf Platz 8 an.
Aufgestellt hat die AfD ihre Liste bereits am 21. und 22. Oktober, wie Ernst dem „MM“ einen Monat später auf eine entsprechende Anfrage hin mitteilte. Gefragt, warum die Presse zu der Veranstaltung - anders als bei Parteien üblich - nicht eingeladen worden war, antwortete Ernst: „Da müssen wir uns bei Ihnen entschuldigen. Leider haben wir es in der allgemeinen Hektik bei der Organisation der Aufstellungsversammlung versäumt, Sie einzuladen.“ Künftig solle dies wieder geschehen.
Auch zehn Frauen auf Liste
Zunächst nannte der Kreisvorsitzende nur die ersten Zehn auf der Liste. Man müsse neue Kandidaten „angesichts der Sicherheitslage noch auf die Öffentlichkeit vorbereiten“.
Am Tag vor Heiligabend schickte Ernst, hauptberuflich Geschäftsführer der Fraktion, die vollständige Liste. Neben 38 Männern stehen darauf auch zehn Frauen. Die Bestplatzierten sind auf den Rängen 6 und 7 Silke Koch und Nihal Sariyildiz. Über beide ist öffentlich wenig bekannt. Als ihre Berufe - die stehen dann auch auf den Stimmzetteln - werden Kaufmännische Sachbearbeiterin Medien sowie Küchenplanerin angegeben. Sariyildiz wird auf der Homepage der Partei auch als Beisitzerin im Kreisvorstand geführt.
Hinter Finklers Namen steht nur noch „Polizeibeamter a. D.“. Auf Nachfrage bestätigt er, nicht mehr bei der Mannheimer Polizei zu arbeiten. Mehr wolle er dazu nicht sagen. Dem Vernehmen nach hat ihm sein politisches Engagement wiederholt Ärger eingebracht. 2022 trat der Stadtrat aus der AfD aus, ihrer Fraktion gehört er aber weiter an.
Nach Angaben von Ernst verlief das Aufstellen der Liste an beiden Tagen „ausgesprochen harmonisch“. Die rund 40 Anwesenden hätten fast alle Kandidaten mit großen Mehrheiten gewählt. In den Bewerbungsreden seien etwa Parkplatznot in Stadtteilen, Integrationsprobleme durch unkontrollierte Einwanderung, Sicherheit, Vermüllung und Verwahrlosung thematisiert worden.
Der Kreisvorstand strebe „ein noch besseres Wahlergebnis“ als letztes Mal an. 2019 bekam die Mannheimer AfD 9,2 Prozent. Die aktuellen Umfragen seiner Partei auf Bundesebene bezeichnet der Vorsitzende als vielversprechend.
Bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren freute sich indes mancher zu früh. Schon am Sonntagabend ließen sich Ernst und Kopp lächelnd in der ersten Reihe des Ratssaals fotografieren, wo sonst die Fraktionschefs sitzen. Das Bild stellte die AfD mit der Aufschrift „Danke für Ihr Vertrauen“ ins Internet. Nach Auszählung aller Stimmen stellte sich zwei Tage später heraus, dass es die beiden gar nicht in den Gemeinderat geschafft hatten. Ernst rückte aber nach einem halben Jahr für den aus persönlichen Gründen ausgeschiedenen Rainer Huchthausen nach.
Interne Schlammschlacht vorbei
Über das Innenleben des Kreisverbands ist derzeit wenig bekannt. Das war ganz anders, als vor Jahren noch eine Schlammschlacht zwischen dem inzwischen verstorbenen Kreisvorsitzenden Robert Schmidt und dem Landtagsabgeordneten Rüdiger Klos tobte. Beide Seiten berichteten dem „MM“ regelmäßig, teilweise auch über Dritte, von Interna und vermeintlichen Verfehlungen.
Klos verlor den Machtkampf und wurde bei der Landtagswahl 2021 hier nicht mehr aufgestellt. Sein neuer Wahlkreis ist Tuttlingen/Donaueschingen. Seither herrscht bei der Mannheimer AfD Ruhe, jedenfalls nach außen hin.
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