Spenden - Vor elf Jahren retteten die Mannheimer dem heute 15-Jährigen das Leben / Jetzt musste er wieder operiert werden

Eric aus Ecuador braucht Hilfe

Von 
Agnes Polewka
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Margit und Gerd Kaltenmeier (Mitte) sind für Eric (links) und seinen Zwillingsbruder Steaven die "deutschen Großeltern".

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"Mannheim ist Erics letzte Chance", heißt es am 30. Oktober 2003 im "Mannheimer Morgen". Der vierjährige Junge aus Ecuador hat damals bereits acht Operationen hinter sich. Die Familie hat keine Krankenversicherung. Die Behandlungskosten sprengen ihr Budget. Ihr Schuldenberg wird immer größer. Und Eric immer schwächer. Er leidet unter einer lebensbedrohlichen Erkrankung der Harnwege. Die Eltern sind verzweifelt. So verzweifelt, dass Erics Mutter, Vinicio Játiva, zum Telefonhörer greift - und in Mannheim anruft. Bei Margit und Gerd Kaltenmaier. Und damit das Leben ihres Sohnes rettet.

August, 2014: Eric sitzt im Garten der Kaltenmaiers. Der 15-Jährige trägt einen schwarzen Kapuzenpulli mit "Deutschland"-Aufdruck. Er ist immer noch krank. Er braucht Medikamente für seinen Darm und hat weiter Harnleiterprobleme. Aber ohne die Kaltenmaiers wäre er wahrscheinlich tot.

"Wir sind im Sommer 2003 durch Ecuador gereist und haben dabei einen Sport-Kollegen unseres Sohnes besucht, der ausgewandert ist", erinnert sich die 65-Jährige. Dieser habe mit einer Ecuadorianerin, Erics Tante, angebandelt. "Wir haben sie kennengelernt und ihre ganze Familie, auch Eric, seinen Zwillingsbruder und seine Eltern", erinnert sich der pensionierte Realschullehrer. Eine Urlaubs-Bekanntschaft, mehr aber auch nicht. Das Lehrer-Ehepaar zieht weiter durch Ecuador und fliegt schließlich wieder nach Hause. Zurück in den Alltag. Bis zwei Monate später sein Telefon klingelt. Und sich alles verändert.

Rund 30 000 Euro gesammelt

"Es war eine höchst dramatische Situation. Die Familie hat versucht, Eric in Kuba behandeln zu lassen, wo die medizinische Versorgung besser war, aber sie hat keine Antwort bekommen und die Mutter hat uns völlig verzweifelt um Hilfe gebeten", sagt die ehemalige Grundschullehrerin. Sie stellt ein Schälchen mit ecuadorianischer Schokolade auf den Gartentisch. "Und dann haben wir uns dazu entschlossen, zu helfen."

Das Ehepaar holt Eric nach Deutschland. Mit dabei: seine Eltern und sein Zwillingsbruder Steaven, der gesund auf die Welt gekommen ist. Die Familie wohnt bei den Lehrern in der Gartenstadt. Die Kaltenmaiers sammeln Spenden, um Erics Leben zu retten. Sie holen Schulen, Kirchen und den "MM" mit ins Boot. Sie verteilen Handzettel, stoßen Benefizaktionen an. Mit Erfolg. Das Telefon der Kaltenmaiers steht nicht mehr still. 30 000 Euro gehen auf Erics Spendenkonto ein. "Uns haben damals so viele Menschen geholfen", sagt Margit Kaltenmaier. "Es war kurz vor Weihnachten und sein Schicksal hat viele Menschen berührt."

Eric wird operiert. Drei Mal. Er ist ein fröhliches Kind, tobt auf dem Spiel-Schiff, das auch heute noch in der Kinderklinik des Uni-Klinikums steht. Mit seinem Katheter spielt er Luftgitarre. Heute kann er sich nicht mehr an diese Zeit erinnern. "Nein, ich weiß nichts mehr", sagt er auf Spanisch. Margit Kaltenmaier übersetzt. Er weiß nur aus Erzählungen, dass neben den Mannheimer Medizinern auch eine Spezialistin aus Hamburg an seiner Behandlung beteiligt war. "Die Ärzte haben aus seiner Mundschleimhaut seinen Harnleiter rekonstruiert, das war eine ganz spektakuläre Operation", sagt Kaltenmaier.

Kurz vor der OP bricht Kaltenmaier ihren Unterricht ab. Auf der Toilette weint sie. "Die Jungs sind uns ans Herz gewachsen. Wir sind ihre deutschen Großeltern", sagt sie. Die Operationen verlaufen gut, die Familie kehrt nach mehreren Monaten in ihre Heimat zurück. Erst drei Jahre später sind sie wieder da. Eric muss erneut operiert werden. Wieder finanzieren die Kaltenmaiers OP-Kosten sowie An- und Abreise über sein Spendenkonto. Wieder geht alles gut. "2011 habe ich dann im Klinikum nachgefragt, ob es Sinn macht, dass Eric zur Kontrolle kommt, aber es war nicht nötig", sagt sie.

"Das Konto ist jetzt mehr als leer"

Das bleibt so. Bis Eric in diesem Sommer einen Darmverschluss und Probleme mit dem Harnleiter hat. Diesmal kommt er nur mit seinem Bruder Steaven zu den Kaltenmaiers. Wieder muss Eric operiert werden. Sein Bruder weicht nicht von seiner Seite. Die OP-Kosten: rund 6000 Euro. Hinzu kommen Medikamente, Katheter und medizinisch-technisches Equipment. "Dass die OP-Kosten so hoch sind, hat uns überrascht, das Konto ist jetzt mehr als leer", sagt der 66-Jährige. Das Paar kommt für die Kosten auf. Solange es geht. Und hofft auf Unterstützung. Wie vor elf Jahren.

Schließlich hat Eric einen Traum. "Ich will Arzt werden, um den Menschen etwas zurückzugeben", sagt er.

Spenden

Erics Gasteltern, Gerd und Margit Kaltenmaier, verkaufen jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in der Gartenstadt Kunsthandwerk aus Ecuador, um das Konto für ihren Schützling zu füllen.

Erics Familie lebt in bescheidenen Verhältnissen etwa 120 Kilometer nördlich von der ecuadorianischen Hauptstadt Quito entfernt. Sie betreiben einen kleinen Laden.

Nach der letzten OP in diesem Sommer, den Flugkosten und dem Kauf von Medikamenten ist das Konto "mehr als leer", sagt Gerd Kaltenmaier.

Eric und die Gastfamilie bitten die Mannheimer - wie vor elf Jahren - deshalb wieder um Spenden. Damit Erics gesundheitliche Versorgung auch in Zukunft gesichert ist. Spendenkonto: Katholische Kirchengemeinde St.Elisabeth, Spendenkonto Gerd Kaltenmaier, IBAN: DE30 6706 0031 0032 8101 87, BIC: GEN0DE61MA3

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