Porträt - Christa Hettinger gewinnt bei Preisausschreiben, Kreuzworträtseln und in Fernsehshows - hat sie ein Geheimnis?

Erfolgreiche Glückssucherin

Von 
Lara Sturm
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Glücksforscher unterscheiden zwischen Lebens- und Zufallsglück, Christa Hettinger scheint beide Formen von Glück zu kennen.

© Prosswitz

Beim Lose ziehen auf dem Jahrmarkt, beim Kreuzchen setzen auf dem Lottoschein und beim Ausfüllen des Kreuzworträtsels hört man oft den Satz: "Ich habe noch nie etwas gewonnen." Dieses Gefühl kennt Christa Hettinger nicht. Wo sie mitmacht, gewinnt die 76-Jährige: Reisen, Geld, Schmuck - die gebürtige Mannheimerin scheint das Glück gepachtet zu haben.

Doch was ist das eigentlich - Glück? Schon in der Antike haben sich Philosophen wie Aristoteles mit dem Begriff auseinandergesetzt, heute gibt es sogar Forscher, die sich nur damit beschäftigen. Am Sonntag wird der Internationale Tag des Glücks gefeiert. Der Aktionstag der Vereinten Nationen soll die Bedeutung des Strebens nach Zufriedenheit bewusst machen.

Kleine Freuden

Hettinger gehört nicht zu der eingeschworenen Gemeinde von Gewinnspielfans, die mit einem ausgeklügelten System arbeiten und kein Preisausschreiben auslassen. "Wenn mir was über den Weg läuft, nehme ich teil, aber ich suche jetzt nicht gezielt nach Ausschreibungen", erzählt die gelernte Stenokontoristin. "Und wenn ich nur eine Kaffeetasse gewinne, ich freue mich immer wie verrückt." Vielleicht machen ja die kleinen Freuden das Glück aus, so sagte bereits Theodor Fontane: "Immer die kleinen Freuden aufpicken, bis das große Glück kommt. Und wenn es nicht kommt, dann hat man wenigstens die kleinen Glücke gehabt."

Auch über den Fernsehbildschirm flimmerte Hettinger schon - und gewann: Etwa bei "Jörg Pilawas Spielshow" in der ARD oder bei "Schlauberger" im SWR, wo sie Geld für ihren Fanclub für den Schlagersänger Reiner Kirsten erspielte. Die Sendung "Gameshow-Marathon" auf Pro7 mit Oliver Pocher, bei der Spielshow-Klassiker neu aufgelegt wurden, schien wie für sie gemacht. Bei einem Revival von "Der Preis ist heiß" räumte Hettinger alles ab: von der Kettensäge über den Schnellkochtopf bis hin zum Hauptgewinn - einer teuren Armbanduhr.

Wie viele kleine und große, mehr oder weniger nützliche Preise sie in den Jahren schon ansammelte, vermag Hettinger nicht zu sagen. Waren es 50 oder 100? Geblieben sind die Erinnerungen an die "netten Fernsehteams" und an die "wunderschöne Zeit", die sie mit ihrem Mann Gerd auf den gewonnen Reisen etwa auf die Kanarischen Inseln und an die Nordsee verbracht hat.

Die beiden sind seit 56 Jahren verheiratet. "Glücklich", wie Hettinger betont. Das Geheimnis einer langen Ehe? "Wenn es mal Probleme gibt, dann spricht man darüber, arbeitet daran und geht nicht einfach", sagt die 76-Jährige. Liebe, das muss Glück sein, davon war jedenfalls Hermann Hesse überzeugt: "Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich."

Gerd und Christa Hettinger sind ein starkes Team, neben ihren drei eigenen Kindern haben sie sechs Pflegkinder aufgezogen. "Wir haben uns gedacht, wo drei Kinder aufwachsen, da können auch noch mehr groß werden", erzählt Christa Hettinger. Wenn sie von "ihren Kindern" spricht, merkt man, wie stolz sie auf alle neun ist. "Sie sind alle tolle Menschen", sagt Hettinger, die inzwischen auch vierfache Großmutter ist.

Im Guinness-Buch der Rekorde

Neben Familie und Freunden gaben Hettinger, die Akkordeon spielt, immer ihre Hobbys Kraft: "Die Musik und meine Sammeltassen bereiten mir sehr große Freude", sagt sie. 500 solcher Tassen besaß Hettinger bis vor kurzem und stand damit im Guinness-Buch der Rekorde.

Als sie mit ihrem Mann aus ihrem Haus in eine Wohnung zog, verkaufte sie nicht jedes wertvolle Einzelstück, sondern gab die Tassen einer Sammlerin aus dem Allgäu. "Da wusste ich, die freut sich drüber und dort sind sie in guten Händen." Anderen eine Freude machen, ist das der Schlüssel zum Glück? André Gide war sich sicher: "Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich."

Glücksforscher unterscheiden übrigens zwischen Zufallsglück, also etwa einem Gewinn, und Lebensglück als dauerhaftes Gefühl von Zufriedenheit, zum Beispiel aufgrund von Familie oder Beruf. Hettinger scheint beide Formen von Glück zu kennen.

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