Gesundheitsamt

Entwicklung der Corona-Fallzahlen in Mannheim dreimal höher als Mitte Februar

Von 
Bertram Bähr und Steffen Mack
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Ausgangssperre in Mannheim. (Archivbild) © Christoph Blüthner

Mannheim.

In Mannheim sind die Corona-Zahlen am Donnerstag mit 99 Neuinfizierten weiter angestiegen. Nach den von der Stadt gemeldeten Zahlen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nun bei 164,5. In den vergangenen fünf Wochen sei die Fallzahlenentwicklung „dreifach so hoch wie Mitte Februar“, so Gesundheitsamtschef Peter Schäfer im zuständigen Fachausschuss des Gemeinderats. Auch die Krankenhäuser verzeichneten einen „wahrnehmbaren Anstieg“. Aktuell gebe es in Mannheim insgesamt 54 Corona-Patienten, 16 davon auf Intensivstationen.

Verfolgung von Kontaktketten schwierig bis unmöglich

Details zum Infektionsgeschehen finden sich auch in der Begründung zur Allgemeinverfügung, mit der die Stadt ab diesem Freitag, 0 Uhr, wieder eine Ausgangssperre verhängt hat. Demnach ist der Anteil mutierter, ansteckenderer Virusvarianten auf zwei Drittel gestiegen. Es gebe 39 Cluster vor allem in Betrieben und Kindergärten. Der überwiegende Teil der Neuinfektionen seien jedoch Einzel- oder zumindest keinem größeren Zusammenhang zuzuordnende Fälle. Die Verfolgung der Kontaktketten sei mittlerweile zu 50 Prozent schwierig bis unmöglich.

„Es ist somit mit überwiegender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich das Infektionsgeschehen in Mannheim erneut am Beginn einer exponentiellen Phase befindet“, heißt es in der von Schäfer unterschriebenen Begründung. Darin steht auch, verlässlich ließen sich Kontaktketten nur bei einer Inzidenz unter 50 verfolgen. Das ist neu. Ende Februar sagte Schäfer im „MM“-Interview bei einer Inzidenz von 67,3, entscheidend sei, „dass wir die Infektionsketten derzeit noch zu 70 bis 75 Prozent nachvollziehen können. Das ist ein guter Wert.“

Juristische Gründe

Damals nannte der Gesundheitsamtschef eine erneute nächtliche Ausgangssperre – ebenso wie mehrfach Oberbürgermeister Peter Kurz – noch unnötig. Allerdings behielten sich beide bei einer deutlichen Zunahme des Infektionsgeschehens, wie nun geschehen, ausdrücklich eine Neubewertung vor. Und bei der Formulierung ihrer Allgemeinverfügung dürfte es der Stadt auch vor allem darum gehen, einer gerichtlichen Überprüfung standzuhalten.

Inhaltlich überzeugt die Begründung indes Julian Haag zumindest „eher nicht“. Der 20-Jährige, der in Mannheim Englisch und Politikwissenschaft auf Lehramt studiert, hat eine Online-Petition  gegen die Ausgangssperre gestartet, der sich bis Donnerstagabend knapp 270 Menschen angeschlossen haben. Auch eine Klage will er nicht ausschließen.

Er verstehe zwar, dass man gegen die steigenden Corona-Zahlen vorgehe, sagt Haag dem „MM“. Aber dafür gebe es doch die Kontaktbeschränkungen. „Wieso sollen die nachts anders sein als am Tag?“ Das Haus zwischen 21 Uhr und 5 Uhr morgens nicht mehr verlassen zu dürfen, halte er für einen unverhältnismäßigen Grundrechtseingriff. Zumal sich die Cluster, die es in Mannheim ja laut Stadt vor allem in Betrieben und Kindergärten gebe, damit nicht vermeiden ließen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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