Uni Mannheim

Einen Tag nach Polizeieinsatz an Uni: Hausdurchsuchung und Hintergründe zur Tat

Ermittler sichern nach Schussabgabe auf bewaffneten Mann mit Machete Spuren am Tatort an der Uni Mannheim und in der Wohnung des 31-Jährigen

Von 
Kai Plösser und Lisa Uhlmann
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Ein Mitarbeiter der Kriminaltechnik sichert Spuren am Tatort, nachdem Beamte auf einen mit einer Machete bewaffneten Mann geschossen haben. © dpa

Passanten und Studierende sitzen im Schneckenhof oder der Mensawiese in der Sonne, essen, trinken, plaudern. Viel lässt am Dienstagnachmittag nicht darauf deuten, dass kurz zuvor ein mit einer Machete bewaffneter Mann auf dem Gelände der Universität Mannheim für Aufsehen gesorgt und die Polizei von ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht hatte. Dass aber etwas passiert sein muss, ahnen wohl die meisten. Die vielen Polizeiautos, die an der Bismarckstraße stehen, und die Beamtinnen und Beamten, die den Haupteingang im Ostflügel der Universität bewachen, sind nicht zu übersehen. Rein kommt in das Gebäude zunächst niemand mehr, außer die Ermittelnden, die Spuren am Tatort sichern.

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Der Mann mit der Machete war am Dienstag nach dem Polizeieinsatz mit Schusswaffengebrauch verstorben. Der 31-Jährige soll zuvor im Bereich der BWL-Bibliothek der Universität Mannheim negativ aufgefallen sein, teilten die Staatsanwaltschaft Mannheim, das Polizeipräsidium Mannheim und das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) am Abend mit. Als eine Streife eintraf, ging der Mann laut LKA mit der Machete in der Hand auf die zwei Beamten zu. „Sämtliche Versuche, ihn dazu zu bewegen, die Machete niederzulegen und sich zu beruhigen, sind gescheitert“, sagte ein LKA-Sprecher.

Augenzeugen: „Es war eine riesige, Machete mit schwarzer Klinge“

Polizeisprecherin Sabine Abeln sprach gegenüber dieser Redaktion davon, dass der Mann zuvor randaliert hatte. Auch soll er laut LKA gegenüber einer Angestellten der Bibliothek handgreiflich geworden sein. „In der Folge kam es zu einer Bedrohungslage gegenüber den Einsatzkräften, welche im weiteren Verlauf von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen mussten“, hieß es in der Mitteilung. Der Mann wurde verletzt und in ein Krankenhaus gebracht, wo er zunächst medizinisch versorgt wurde, später aber verstorben ist.

Drei junge Männer haben den Vorfall im Schneckenhof nach eigenen Aussagen von Anfang an aus nächster Nähe miterlebt. Das Ganze habe sich im Eingangsbereich der Bibliothek abgespielt, erzählen sie. Hier befinden sich die Schließfächer, bevor man zum Empfang der Haupträume gelangt. Zum Lernen habe sich das Trio dort eigentlich getroffen. Sie wollten gerade im Eingangsbereich eine Pause einlegen. In dem Moment seien sie auf den Mann aufmerksam geworden. „Ich habe gesehen, dass der Typ rumgemeckert hat, weil er seine Sticker nicht kleben durfte. Dann sehe ich auf einmal, wie er sein Messer auspackt, ein riesiges Messer“, sagt einer der Zeugen.

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„Es war eine Machete“, wirft sein Freund ein und sagt, dass er in dem Moment an dem 31-Jährigen vorbeigelaufen sei, als dieser seine Waffe zückte: „Es war eine riesige, lange Machete mit langer, schwarzer Klinge. Sie sah auf den ersten Blick aus wie ein Spielzeug. Ich habe gedacht, dass er einfach nur verrückt ist.“ So habe er die Situation zunächst nicht ernst genommen. „Erst als die Security meinte: ,Junger Mann, gehen Sie nicht zu nah an den ran‘, habe ich das realisiert und bin direkt weggegangen.“ Mitarbeiter der Uni bestätigten, dass sich der Vorfall in etwa so abgespielt hatte. „Es haben Vorlesungen zu dem Zeitpunkt stattgefunden“, sagte Polizeisprecherin Abeln. Gegen 17 Uhr seien die Einsatzkräfte ausgerückt, gegen 17.30 Uhr sei laut LKA der Schuss gefallen. Die anwesenden Studenten waren Polizeiaussagen zufolge nicht gefährdet. Im Anschluss wurden sie von Notfallseelsorgern betreut.

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Nach Angaben eines Polizeibeamten vor Ort war das Universitätsgebäude teilweise geräumt worden und während des Einsatzes gesperrt. Gut möglich, dass der 31-Jährige über den Schneckenhof in das Hauptgebäude gelangt war und dort auf ihn geschossen wurde. Zumal am ursprünglichen Ort des Geschehens, im Eingangsbereich der Bibliothek, alles mehr oder weniger normal seinen Gang ging. Die Ermittlerinnen und Ermittler gingen nur im Ostflügel ihrer Arbeit nach. Vor dem Unigebäude standen etwa ein Dutzend Polizeiautos. Auch der Rettungsdienst war vor Ort. Zum Einsatz erklärte Abeln: „Es wurde geschossen, wie oft und aus wie vielen Pistolen, kann ich nicht sagen.“ Für weitere Details verwies die Polizeisprecherin an das LKA, das die Ermittlungen übernommen hat. Das sei bei Schusswaffengebrauch der Polizei üblich. Zeugenaussagen zufolge wurde einmal geschossen.

Ermittler durchsuchen einen Tag danach Wohnung des 31-Jährigen

Bei dem Verstorbenen handelt es sich nach Recherchen dieser Redaktion um einen in Saarbrücken geborenen und in Mannheim wohnhaften Mann. Einen Tag nach dem Vorfall scheint in seinem Wohnhaus aber kaum jemand von den Ereignissen oder dem Tod des Nachbarn zu wissen. In dem fast 100-Parteien- Haus sind die Namen der Bewohner mit Zahlen an der Klingel und an den Briefkästen durchnummeriert. Im dritten Stock ist jede Haustür mit der entsprechenden Nummer versehen, die Tür des 31-Jährigen liegt am Ende eines langes Ganges und ist mit einem Polizeisiegel verschlossen.

Ein Bewohner, der nur drei Türen nebenan lebt, erklärt im Treppenhaus, dass hier nur wenige Studierende wohnen, ihn eingeschlossen. Ob jemandem die Anwesenheit der Ermittler samt Wohnungsdurchsuchung aufgefallen ist? Eine andere Bewohnerin hat es eilig und sagt nur flüchtig: „Ich war heute den ganzen Tag nicht Zuhause, von dem Vorfall an der Uni wusste ich nichts, den Nachbarn kenne ich nicht.“

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Laut LKA soll der 31-Jährige keinen Bezug zur Universität gehabt haben, er sei weder Student noch Mitarbeiter gewesen. Er sei in der Vergangenheit bereits polizeilich in Erscheinung getreten. Nach aktuellen Erkenntnissen der Ermittlerinnen und Ermittler sei gegen ihn bereits ein Hausverbot für die Uni-Bibliothek aufgrund von wiederholtem negativen Verhalten ausgesprochen worden. Schon vor zwei Wochen habe der 31-Jährige eine Angestellte in der Bibliothek körperlich angegriffen, teilte das LKA mit. Die Frau habe Anzeige erstattet. Offen blieben auch die Motive für das aggressive Verhalten des Mannes sowie die Frage nach psychischen Problemen. Bisher geht das LKA von rund 30 Zeugen aus, die befragt werden sollen. Nach derzeitigem Stand gebe es keine Videoaufnahmen. Im Fokus stehe nun eine Rekonstruktion des Geschehensablaufs. Die Ermittlungen dauern an. (mit dpa)

Redaktion

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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