Mannheim. Es war eine Nachricht, die in den vergangenen Tagen für Aufregung sorgte: Am Freitag hatten die Betreiber der Bar „Nummer 6“ im Mannheimer Jungbusch auf ihrer Facebook-Seite angekündigt, ab September schließen zu müssen, da der Pachtvertrag nicht verlängert werde. „Alternative Bars wie die ,Nummer 6’ passen offensichtlich nicht in das ‚Aufwertungskonzept’ der verwaltenden Immobilienfirma, und somit können wir auch nicht in einer anderen Lokalität weiter machen“, hieß es. Am Mittwoch jedoch war klar: Die „Nummer 6“ kann bleiben.
„Wir sind froh, dass es nach vielen Gesprächen und zuletzt durch eine hohe Kompromissbereitschaft aller Beteiligten gelungen ist, ein Einvernehmen zwischen dem Immobilieneigentümer, dem Betreiber der ,Nummer 6’ und dem bereits vorgesehenen neuen Pächter zu finden“, so Hendrik Meier und Isabel Cademartori in einer Erklärung der Monitoringgruppe Jungbusch. In wochenlangen Gesprächen sei es unter Beteiligung des neuen Gewerbevereins Jungbusch/Neckarstadt-West und weiterer kultur- und stadtteilpolitisch Aktiver „gelungen, eine gute Lösung für alle zu finden“. Cademartori: „Anders als viele andere hat sich die Monitoringgruppe nicht in die öffentliche Diskussion begeben, sondern intern mit allen Beteiligten nach einer Lösung gesucht.“
Durch Gespräche reflektiert
„Die neue Vertragsgestaltung wurde von beiden Seiten sehr gut angenommen“, so Meier. Auch die Betreiber der „Nummer 6“ wendeten sich mit einer Mitteilung an ihre Unterstützer und hoben „die positive Kooperationsbereitschaft und Offenheit unseres Verpächters“ und das „sehr kollegiale und nachsichtige Verhalten“ des eigentlich beabsichtigten neuen Mieters hervor. Durch die Gespräche habe man reflektiert und müsse „anerkennen, dass auf unserer Seite klare Versäumnisse stattfanden“. In der aufgeheizten Stimmung sei sicherlich das ein oder andere böse Wort gefallen: „Wir möchten daher klarstellen, dass wir auch im Zuge der sozialen Politik der ,Nummer 6’ persönliche Diffamierungen von Einzelpersonen und Engagierten in der Stadt nicht gutheißen.“ Das Konzept der „Nummer 6“ werde sich etwas ändern, die Bar werde zeitnah darüber informieren.
In den vergangenen Tagen hatten sich verschiedene Akteure zu Wort gemeldet, die ihren Unmut über die Schließung äußerten. „Der Jungbusch wird weiter von der Verdrängung eingesessener, alternativer Einrichtungen geprägt“, hieß es in einer Mitteilung der Gemeinderatsfraktion der Grünen. Marcel Hauptenbuchner, Geschäftsführer der Immobilienagentur Hildebrandt & Hees, reagierte mit einer Stellungnahme. Der Pachtvertrag sei zum 31. Juli ausgelaufen, bereits im Dezember habe man dem Pächter ein Angebot zur Vertragsverlängerung gemacht, auf das dieser aber erst drei Wochen vor Vertragsende reagiert habe – als schon ein neuer Pächter gefunden war. Gegenüber dieser Zeitung erklärte Hauptenbuchner: „Wir sind uns unserer Verantwortung im Stadtteil bewusst und wollen dieser auch nachkommen. Wir sind proaktiv auf die Mieter zugegangen, die Situation wurde politisch ausgenutzt.“
„Dankbar“ zieht in den Jungbusch
Darüber hinaus wird im Dezember ein weiteres Lokal im Jungbusch öffnen: Die „Dankbar“ zieht von ihrem bisherigen Standort in G 7 in die Jungbuschstraße 25. „Ihr werdet dort auf Altbewährtes treffen und auch einiges an Neuerungen entdecken“, verkündete Geschäftsführerin Nicole Chilla am Montag in den sozialen Medien. Die Betreiberin des gemeinnützigen Kulturcafés spendet Überschüsse an soziale Projekte im Rhein-Neckar-Gebiet. „Die ,Dankbar’ wird eine Bereicherung für den Stadtteil sein und ein Beitrag zur Vielfalt im Jungbusch, gerade auch was bezahlbare Preise und die Diversität betrifft“, so Hendrik Meier, „ich wünsche ihr einen guten Start und viel Erfolg.“
Die Monitoringgruppe Jungbusch
- Die Monitoringgruppe Jungbusch versteht sich als repräsentatives Forum aus Vertretern von Bewohnern, Gastronomen, Hauseigentümer und Kreativen im Stadtteil.
- Sie wurde im Mai 2018 gegründet, ein Jahr später wurde als Ergebnis die Jungbusch-Vereinbarung veröffentlicht, die Regeln für das Miteinander im Stadtteil definiert.
- Brennpunkt-Themen sind unter anderem fairer Wohnraum, Sauberkeit und Nachtruhe, Sicherheit und Klimafreundlichkeit.
- In der Gruppe sind neben den Interessensvertretern beispielsweise SPD-Stadträtin Isabel Cademartori, der bisherige Nachtbürgermeister Hendrik Meier, Quartiermanager Michael Scheuermann und OB-Referent Petar Drakul aktiv.
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