Mannheim. Nun geht es schnell beim Abriss des alten Eisstadions im Friedrichspark. Während rund eine Handvoll Bauarbeiter in der ehemaligen Kabine der Adler Mannheim den Bodenbelag vom Estrich löst, bahnt sich der Bagger von der Südseite des Stadions seinen Weg, um eine Schneise auf das Spielfeld freizulegen. Teile der Dachkonstruktion sind bereits Vergangenheit. Genauso wie die ersten Stehplatzränge hinter dem Tor, die nur noch Bauschutt sind.
Doch ein Teil der in Blau, Weiß und Rot gehaltenen Tribüne wird den Adler-Fans erhalten bleiben. Der Verein selbst hält sich dazu zwar noch bedeckt. „Was den Abriss des Friedrichsparks betrifft, gibt es natürlich einen konkreten Plan“, sagt ein Sprecher des Eishockey-Clubs auf Anfrage, ohne weitere Einzelheiten nennen zu wollen. Mehr ins Detail geht dafür aber der für den Abriss zuständige Projektleiter Christian Werner vom Amt für Vermögen und Bau in Mannheim. So wollen sich die Adler seinen Angaben zufolge ein Stück der Stehplatzränge sichern.
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Laut Werner sei geplant, eine Art Denkmal an der SAP Arena zu errichten, die an die alte Heimat der Adler erinnern soll: „Ein Teil der Stehplatzränge wird samt Wellenbrecher auf dem Udo-Scholz-Platz aufgestellt werden“, sagt der Projektleiter. Wann das Denkmal stehen soll, sei unklar. „Spätestens zur nächsten Meisterfeier“, witzelt Werner, der selbst Fan der Adler.
Abrissarbeiten des alten Eisstadions laufen ohne Probleme
Bereits am vergangenen Montag hatten die Abrissarbeiten begonnen. Seitdem geht es schneller voran als gedacht: „Momentan laufen die Arbeiten wirklich gut. Wir sind sogar ein Stück weit vor dem Plan“, sagt Marco Grübbel, Leiter des Amts für Vermögen und Bau. Bislang wurden der Eingangsbereich mit den WC-Anlagen, kleine Lagerräume, Schuppen und Garagen dem Erdboden gleichgemacht. „Das ist mittlerweile alles weg“, betont der Amtsleiter. Ursprünglich war angedacht, dass sich der Bagger erst in rund einer Woche am Stadion abarbeitet.
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Doch die Abrissfirma habe die Vorgehensweise optimiert und dadurch Zeit gewonnen. „Jetzt wird der Zugang nach unten zur Spielfläche bereitet, so dass man dort mit den schweren Maschinen hinkommen kann“, erklärt Grübbel. „Dann kann der Lkw reinfahren, und wir können die Tribünen und das Dach abbauen“, ergänzt Projektleiter Werner. Schritt für Schritt wird sich der Bagger dann durch das Dach und die Zuschauerränge knabbern, bis das Stadion endgültig plattgemacht ist.
Wehmut überkommt bei dem Gedanken Thomas Miltner, der für den SWR den Abriss des alten Eisstadions begleitet. Bis zum Umzug der Adler in die SAP Arena im Jahr 2005 hatte Miltner die Spiele der Blau-Weiß-Roten im Friedrichspark für das Radio kommentiert. Er erinnert sich noch an seine Zeit in der „modrig“ riechenden Kommentatorenkabine: „Es war verrückt hier, alles war so nah dran.“ So bekam er an seinem Arbeitsplatz die eine oder andere Bierdusche oder als Kommentator selbst hin und wieder mal einen Kommentar ab: „Was redest du da?“ soll wohl öfter mal in seine Richtung gefragt worden sein, erzählt Miltner lachend. Aber das alles habe ihm gefallen, denn der Friedrichspark sei noch „authentisch und direkt“ gewesen. Das gelte in Zeiten der SAP Arena nicht mehr, in der die Medienvertreter auf der Pressetribüne mittlerweile „fünf Mal so weit weg“ säßen. „Da brauchst du ein Fernglas“, vergleicht er die ehemalige und die aktuelle Spielstätte der Adler miteinander.
„Das Stadion war ehrlich, direkt, dreckig. Einfach Monnem pur!“
Auch die Stimmung der Fans habe mit dem Umzug in die Multifunktionsarena gelitten. „Auch die Gäste-Fans waren damals wegen der gigantischen Stimmung gerne in Mannheim“, erinnert sich Miltner zurück. Das Stadion, das offiziell eine Kapazität von rund 8200 Plätzen hatte, sei oft überfüllt gewesen, sagt er. 10 000 bis 12 000 Zuschauer bei den Spielen der Adler seien keine Seltenheit gewesen. „Unter dem Blechdach war eine Wahnsinnsatmosphäre. Hier brannte die Hütte“, schwärmt der Journalist von der Stimmung und vergleicht das alte Eisstadion mit der Stadt Mannheim: „Es war ehrlich, direkt, dreckig. Es war einfach Monnem pur!“
Nun macht das alte Eisstadion, wie bereits mehrfach berichtet, Platz für die Universität Mannheim, die an Ort und Stelle drei Erweiterungsgebäude errichten lassen will. So zumindest war es ursprünglich angedacht. Denn inzwischen ist das Land Baden-Württemberg von dem Plan abgerückt, weil es an Geld für das Vorhaben mangelt, wie es im April hieß. Statt drei Gebäuden soll nun vorerst nur eines errichtet werden. Zuvor soll auf der Abbruchfläche genauso wie im restlichen Bereich des Parks eine Grünfläche entstehen.
Das alte und mehr als marode Eisstadion im Friedrichspark steht mittlerweile seit fast 19 Jahren so gut wie leer. Zuletzt wurde es 2018 zur Fußball-WM für Public-Viewing-Veranstaltungen genutzt. Im Laufe der Zeit hatte sich das Stadion zu einem Lost Place, einem vergessenen Ort, entwickelt. Dass die Eishockey-Kultstätte in Zukunft aber nicht ganz aus den Köpfen der Mannheimerinnen und Mannheimer sowie der Adler-Fans verschwindet, dafür wird wohl das kleine Stück der Stehplatzränge an der SAP Arena sorgen.
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